Raiffeisen-Experte gibt Auskunft zur energetischen Sanierung: Mit dem richtigen Wissen zum guten Gewissen

80 Prozent der Schweizer Gebäude sind älter als 40 Jahre und in der Regel ungenügend unterhalten. Obschon viele Besitzer energieeffizient sanieren wollen, scheuen sie den zeitlichen Aufwand. Wie der Bankberater mit Hilfe der Digitalisierung zum Wegbereiter für nachhaltiges Sanieren werden kann, erklärt der Raiffeisen-Experte Robert Eberle im Interview.

Wenn das so weitergeht, dann ist das letzte Gebäude in der Schweiz erst in 100 Jahren saniert. Raiffeisen möchte das Thema «energetische Modernisierung» ins Bewusstsein der Bevölkerung bringen. Ein Ansatz dabei ist, dass die Bankberater ihre Kunden bereits heute auf notwendige, zukünftige Sanierungen aufmerksam machen und mit ihnen sinnvolle Sanierungspläne erarbeiten. «In aller Regel sind die Kunden sehr dankbar, wenn die Bank das Thema anspricht», weiss Robert Eberle, Abteilungsleiter Wohnen & Finanzieren bei Raiffeisen Schweiz.

 

Experte Robert Eberle im Interview

Energieeffizienz ist also kein Randthema mehr.

Bei weitem nicht mehr. Die Bevölkerung hat gemerkt, dass sinnvolle energetische Modernisierungen nicht nur die Energiekosten reduzieren, sondern vor allem den Wohnkomfort erhöhen. Nicht zuletzt ist es auch ein gutes Gefühl, selbst und aktiv einen Beitrag zum Klima zu leisten.

 

Und die Immobilie gewinnt an Wert?

Der Wert einer Liegenschaft bleibt zumindest erhalten, er kann aber auch je nach Sanierung steigen – und dies gilt für Hausbesitzer, Stockwerkeigentümer und Besitzer von Renditeobjekten. Wenn nichts getan wird, ist die Konsequenz ebenfalls klar, dann sinkt der Wert einer Liegenschaft.

 

Viele möchten energieeffizient sanieren, tun es aber dennoch nicht. Woran liegt dies?

Es fehlt eine alles überblickende Betrachtung und eine Unterstützung, die einem zeigt, welches Potenzial in einzelnen Massnahmen oder einer umfassenden Sanierung steckt. Wir wollen in unserer Beratung auf einfache Art und Weise aufzeigen, dass eine Liegenschaft einen energetischen Sanierungsstau aufweist und mit welchen Kosten für die Behebung zu rechnen ist. 

 

Lassen Sie Ihr Eigenheim energetisch bewerten!

 

Mit einer energetischen Modernisierung steigern Sie den Wohnkomfort und reduzieren Ihre Energiekosten. 

Das passt ja zum Ansatz von Raiffeisen zu einer umfassenden Beratung.

Genau. Wir müssen die Kunden in einer Beratung auch auf solche Themen sensibilisieren, weil diese längerfristig stark ins Geld gehen können. Damit ermöglichen wir es den Kunden, ihre Entscheidungen besser und informierter zu treffen. Wir beraten den Immobilienbesitzer so, dass er fundiert und mit gutem Gewissen entscheiden kann.

  

Wird bei der Beratung auch die persönliche Lebenssituation angesprochen?

Dies zur Sprache zu bringen, ist ganz zentral. Es stehen verschiedene Fragen im Raum: Ziehen beispielsweise die Kinder aus und muss ich das Objekt aufs Alter vorbereiten oder steht sogar ein Verkauf an? Es gilt, den Lebenszyklus des Eigentümers mit jenem des Objekts in Einklang zu bringen. Das ist die Herausforderung.

 

Wird der Banker damit auch noch zum Energie- und Lebensberater?

Nein, darum geht es nicht. Wir machen eine Erstberatung. Für eine vertiefte Analyse verweisen wir auf unsere exklusive Partnerschaft mit dem GEAK® (Gebäudeenergieausweis der Kantone) und vermitteln entsprechende Kontakte. 

 

Wenn ein Haus saniert wird, wo wird in der Regel zuerst Hand angelegt (Fenster, Aussendämmung, Dach, Heizung etc.)?

Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Unsere Erfahrung ist, dass die Leute oft erst reagieren, wenn etwas nicht mehr funktioniert, wenn etwa die Heizung im dümmsten Moment ausfällt. Dann muss schnell eine Lösung her, meist eine neue Heizung. Es bleibt keine Zeit für eine umfassende Betrachtung der Situation. Deshalb ist es wichtig, dass man Erneuerungszyklen frühzeitig plant und auf eine Sanierungswelle vorbereitet ist.

 

Wie hoch ist der durchschnittliche Sanierungsbetrag?

Da ist man schnell bei 50‘000 bis 80‘000 Franken.

 

Was können die Kunden von Raiffeisen in näherer Zukunft erwarten?

Wir haben eine 3D-Modellierung des gesamten Gebäudeparks der Schweiz eingeführt. In der Beratung erhält der Interessierte zu jedem der 2.1 Millionen Gebäude in der Schweiz Originalmasse wie Fassaden- und Dachfläche. Damit können wir energetische Analysen effizient durchführen und die Qualität in der Bewertung steigern. 

 

Babyboomer leben auf grossem Fuss

Die Babyboom-Generation (Jahrgänge 1945 bis 1964) ist schon pensioniert oder steht demnächst davor. Diese Babyboomer leben vielfach in älteren, energetisch wenig effizienten Einfamilienhäusern. Sie leben länger und bleiben auch länger in ihrem gewohnten Umfeld. Und sie beanspruchen weitaus mehr Wohnraum als der Durchschnitt. So steigt die mittlere Wohnfläche von 50 m2 pro Person ab 50 Jahren (und mit dem Auszug der Kinder) steil an. 60-Jährige beanspruchen im Schnitt bereits mehr als 60 m2 Wohnfläche pro Kopf, 80-Jährige über 70 m2. Ab diesem Alter steigt der Wohnraumbedarf noch weiter, weil der Anteil an Einzelhaushalten infolge Tod eines Partners steigt. 

 

 

Zur Person

Robert Eberle, Abteilungsleiter Wohnen & Finanzieren bei Raiffeisen Schweiz

Robert Eberle, Abteilungsleiter Wohnen & Finanzieren bei Raiffeisen Schweiz