Warum wird Ihr Haus nicht gekauft?

Ein Haus richtig verkaufen? Alles andere als einfach. Immer wieder kommt es vor, dass ausgeschriebene Immobilien nur wenig Beachtung finden. Schlechte Bilder, zu hoher Preis: Die Gründe können vielfältig sein, erklärt Robert Eberle, Abteilungsleiter Wohnen & Finanzieren bei Raiffeisen Schweiz.

Unaufgeräumtes Zimmer

Unordentliche Zimmer können Immobilien unattraktiv erscheinen lassen.

Experte Robert Eberle im Interview

Interview: Robert Wildi

 

Herr Eberle, woran kann es liegen, dass eine Immobilie keinen Käufer findet?

Viele Gründe sind möglich. Schlechte Fotos, mangelnde oder falsche Informationen bei der Ausschreibung oder überhöhte Verkaufspreise sind ein paar davon. Auch saisonale Faktoren spielen je nach Region eine Rolle.

 

Wie kommt man dem genauen Grund auf die Spur, wenn sich keine Interessenten melden?

Es braucht in solchen Fällen eine genaue Analyse, weshalb es mit der Verkäuflichkeit harzt. Dort ist dann auch der Hebel anzusetzen. Oft tendieren Selbstverkäufer dazu, mit einem Makler in Kontakt zu treten und den Verkauf in professionelle Hände zu geben. Sie realisieren erst dann, wie komplex die Vermarktung beziehungsweise der Verkauf des Eigenheimes tatsächlich ist.

 

Sinkt die Chance auf einen Verkaufserfolg, je länger eine Immobilie ausgeschrieben ist?

Dies ist zwar nicht zwingend, kann aber als Aussage im Grundsatz so bestätigt werden. In der heutigen Zeit, wo Interessenten durch die verschiedenen Möglichkeiten in allen Bereichen gut informiert sind und der Markt extrem transparent ist, wirken Inserate, die über längere Zeit aufgeschaltet sind, eher uninteressant. Auf der Nachfrageseite entsteht nämlich rasch die Auffassung, dass es einen Haken gibt. Es ist daher sinnvoll, das Inserat nach einigen Wochen zu deaktivieren und mit neuem Titel und neuen Bildern wieder aufzuschalten.

 

Schrille Einrichtungen können potenzielle Käufer abschrecken.

Schrille Einrichtungen können potenzielle Käufer abschrecken.

Wann ist der Zeitpunkt gekommen, um mit dem Preis runterzugehen?

Das ist nicht pauschal zu beantworten und sehr individuell. Zuerst sollte analysiert und schlüssig geklärt werden, ob tatsächlich ein zu hoher Preis angesetzt wurde oder für die mangelnde Verkäuflichkeit andere Gründe vorliegen. Es kann durchaus sein, dass sich der Verkäufer oder auch der Makler mit dem Verkaufspreis etwas verspekuliert hat. Eine Preiskorrektur nach unten ist daher nicht selten. Der Verkäufer sollte indes darauf achten, dass er den Preis nicht in regelmässigen Abständen nach unten korrigieren muss, weil er ihn anfangs viel zu hoch angesetzt hat. Das wirkt dann schnell unseriös.

 

Wann ist es empfehlenswert, einen Makler beizuziehen?

Für einen Laien ist es schier unmöglich, die Komplexität des Verkaufsprozesses im Detail zu kennen. Trotzdem denken viele Verkäufer, sie könnten das problemlos selber bewerkstelligen. Während des Vermarktungsprozesses merken dann aber unzählige Eigentümer, dass es doch viel Knowhow, Zeit, Nerven, Verhandlungsgeschick und Neutralität benötigt, um einen erfolgreichen Verkauf zu bewerkstelligen.

 

Wie kann man seine Immobilie möglichst attraktiv präsentieren?

Es gibt einfache Möglichkeiten, seine Immobilie für potenzielle Käufer im besten Licht zu präsentieren. Angefangen bei einer sauberen Ordnung, über kleinere Renovationen und Aufbesserungen, ohne dabei offensichtliche Mängel zu überdecken, bis hin zu attraktiven Fotoaufnahmen durch einen Profi. Allein diese Punkte können helfen, den Unterschied auszumachen.

Empfehlen Sie sogar eine 3D-Visualisierung?

3D-Visualisierungen machen vor allem im Neubau-/Projektbereich Sinn. Sie helfen dem Interessenten, eine bildliche Vorstellung seines künftigen Eigenheims zu erhalten. Für ältere Liegenschaften hingegen sind Visualisierungen nicht wirklich sinnvoll. Es sei denn, es steht ein Umbau oder eine grössere Renovation an, die allenfalls professionell visualisiert werden kann. 

 

6 Tipps, wie Sie Ihr Haus richtig verkaufen

1. Achten Sie auf attraktive, aber dennoch realitätsnahe Fotoaufnahmen.

 

2. Zeigen Sie auf dem Inserat im Internet einige Bilder, um den Interessenten «gluschtig» zu machen. Heben Sie sich aber gleichzeitig verschiedene Highlights für die Besichtigung auf.

 

3. Überladen Sie Ihr Inserat nicht mit zu viel Text. Weniger ist mehr! Stichworte werden eher gelesen als ganze Romane.

 

4. Sollten Sie Ihre Immobilie für längere Zeit inseriert haben, nehmen Sie diese zwischenzeitig vom Netz und versuchen Sie es mit neuen Bildern und neuem Text nach einer gewissen Zeit nochmals.

 

5. Wenn Sie merken, dass Sie zu wenig Zeit haben oder mit der Situation überfordert sind, suchen Sie ein unverbindliches Gespräch mit einem Immobilienexperten.

 

6. Sollten Sie mit dem Verkauf ins Stocken geraten: Analysieren Sie die Gründe für die erschwerte Verkäuflichkeit und kontaktieren Sie bei Fragen einen Fachmann. 

Zur Person

Robert Eberle, Abteilungsleiter Wohnen & Finanzieren bei Raiffeisen Schweiz

Robert Eberle, Abteilungsleiter Wohnen & Finanzieren bei Raiffeisen Schweiz