

Warum bauen wir so wenige Häuser aus Holz?
In Zug soll unter dem Namen «Projekt Pi» ein Holzhochhaus entstehen, das 80 Meter Höhe messen wird. Das ist fast Weltklasse. Das höchste realisierte Holzhochhaus der Welt misst 85.4 Meter und steht in Brumunddal Norwegen. Die V-Zug Immobilien AG will in Zug auf 27 Geschossen fast 200 preisgünstige Wohnungen für ihre Mitarbeitenden schaffen. Wenn alles planmässig über die Bühne geht, könnte schon in diesem Jahr der Spatenstich erfolgen.
Es gibt mittlerweile schon einige grössere Holzbauten in der Schweiz. In Nottwil LU etwa entstand 2017 ein Schulgebäude komplett aus Holz. In Bad Zurzach ist zwischen April 2018 und März 2019 ein Werkhof aus Holz erstellt worden. Schon 2013 wurde in Zürich das Bürogebäude der Tamedia AG eröffnet, aus Holz und Glas, mit rund 480 Arbeitsplätzen für Mitarbeitende von Tagesanzeiger, 20 Minuten und weiteren Medien. Auch weltweit ist Holz im Kommen, mit zum Teil spektakulären Projekten, die eine eigene, sehr spezielle Ästhetik aufweisen, etwa das Projekt „Internationale Knoop XL“ im niederländischen Eindhoven. Holz hat den Ruf heimelig zu sein. Was also liegt näher, als das Heim auch mit Holz zu bauen?
Fotografie: Oliver Christen Architekten und Valentin Jeck
Das Projekt Sagerberg von Oliver Christen Architekten kombiniert einen Altbau mit einem modernen Holzbau.
Alte Vorurteile, neue Erkenntnisse
Das lange hartnäckigste Vorurteil gegenüber Holzhäusern war lange Zeit die erhöhte Brandgefahr. Mittlerweile sind Feuerwiderstand und Stabilität von Holzbauten aber so gut ausgetüftelt, dass bei einem Brand sogar länger standhalten als Massivbauten mit Stahlträgern. Auch der „Holzwurm“ ist längst kein Argument mehr, da Bauholz heute behandelt werden kann, dass es für Schädlinge danach nicht mehr schmackhaft ist ohne unsere Gesundheit zu gefährden. Holzhäuser sind auch nicht mehr schlechter gedämmt als Häuser konventioneller Bauweisen, etwa dank Verwendung von Holzfasern zur Wärmedämmung. Und auch nicht hellhöriger, wenn die Konzeption von Decken und Wänden schlau genug gemacht ist. Man muss kein Prophet sein, um daher zum Fazit zu gelangen, dass Holz als der fast zeitloseste Baustoff wieder mehr gefragt sein dürfte in Zukunft. Wenn es in Zug tatsächlich auch gelingt, günstiger als konventionell zu bauen und so etwas gegen den Mangel von preisgünstigem Wohnraum beizutragen, dann könnte dies Schule machen. Zwei Fliegen mit einer Klappe, günstiger und erst noch schöner als die derzeitige Einheitsbauweise von Trabantenstädten.
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Martin Neff, der Chefökonom von Raiffeisen
Über den Autor
Martin Neff gehört zu den führenden Immobilienexperten in der Schweiz. Er ist seit Anfang 2013 bei Raiffeisen Schweiz. Neff studierte Volkswirtschaft an der Universität Konstanz. Von 1988 bis 1992 arbeitete er beim Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) in Zürich, bevor er in die CS eintrat, dort das «Schweiz Research» aufbaute und seit 2008 Chefökonom war.