Ende gut, alles gut – Die Übergabe eines Lebenswerks

Drucken

In der Pionierzeit der kommerziellen Informatik bauten Jörg Studach und Adrian Eggenberger Anfang der 1980er-Jahre die SOFTEC AG im zugerischen Steinhausen auf. Drei Jahrzehnte später starteten sie ihr letztes geschäftliches Projekt: Die Übergabe ihres Lebenswerks. Sie entschieden sich für ein Management-Buy-Out an ihre langjährigen Mitarbeiter.

Firmenübergeber der SOFTEC AG
Jörg Studach und Adrian Eggenberger, Gründer der SOFTEC AG in Steinhausen

Die SOFTEC AG ist das Lebenswerk von Jörg Studach und Adrian Eggenberger. Die Firma läuft inzwischen auch ohne sie wie am Schnürchen. Das liegt auch an der akribischen Planung, mit der die beiden Inhaber fünf Jahre lang ihren eigenen Abgang orchestriert haben.

Interne Übergabe angestrebt

Als Studach und Eggenberger die 50 überschritten hatten, führten sie eine gut laufende Firma mit 40 Mitarbeitern und blickten auf eine erfolgreiche Unternehmerkarriere zurück. «Ich wollte nicht, dass die SOFTEC für den Rest meines Lebens das Zentrum meines Denkens und Handelns bleibt», erzählt Jörg Studach. Die beiden Chefs beschlossen, das Unternehmen abzugeben. «Die ersten Gespräche führten wir zwischen uns beiden», erzählt Adrian Eggenberger. Dazu gehörte auch ein privater Finanzplan für die Jahre bis zur offiziellen Pensionierung.

Mitarbeiter am Pult
Bei der Nachfolgeregelung hätten sie von Beginn weg an die eigene Belegschaft gedacht, erzählt Jörg Studach.

Bei der Nachfolgeregelung hätten sie von Beginn weg an die eigene Belegschaft gedacht, erzählt Jörg Studach: «Es war die einfachste und nachhaltigste Lösung. Unsere erfahrenen Mitarbeiter kannten die Firma am besten.» Sie führten Gespräche mit geeigneten Kandidaten und informierten auch die restlichen Mitarbeiter über ihr Vorhaben. Weil die Nachricht weitere Kreise zog, erreichten auch externe Kaufangebote die beiden Inhaber. «Es wäre vielleicht lukrativer gewesen», sagt Studach, «aber dann hätten wir nicht gewusst, was mit der Firma geschehen wäre. Wir hatten langjährige Kunden und Mitarbeiter. Denen fühlten wir uns verpflichtet.»
 

Vom Personal Computer bis hin zu E-Mail

In der SOFTEC AG waren gute Beziehungen immer wichtiger als grosse Gewinne. Und das, obwohl sie einer Branche angehört, die in den vergangenen Jahrzehnten gewachsen ist wie keine andere: Die Informatik. Als die IBM den ersten «Personal Computer» auf den Markt brachte, gründete Jörg Studach 1981, damals ein 22-jähriger Elektroniker mit Nachdiplomstudium in SW-Methodik, mit seinem Bekannten Ruedi Müller die SOFTEC AG. Sie installierten und programmierten die brandneuen PCs in Firmen, wo sie einfache Aufgaben wie Inventarführung oder Budgetkalkulation von den teuren Grossrechnern übernahmen.

Die Nachfrage war riesig. «Bald waren wir 20 Leute», erinnert sich Studach. 1994 taten sich Studach und Müller, der bis zum Verkauf der SOFTEC stiller Teilhaber war, mit dem Elektroingenieur Adrian Eggenberger zusammen. Dieser baute einen neuen Firmenbereich für IT-Infrastruktur auf: Serversysteme, Netzwerke und Datenspeicherung wurden mit der Verbreitung der Informatik immer wichtiger. «Wir mussten missionieren», erinnert sich Eggenberger, «wir mussten Firmen davon überzeugen, dass E-Mail als Kommunikationsmittel wichtig wird. Telefon reicht doch, hiess es damals oft.»

 

Die alten Chefs treten ab

Ende der 1990er-Jahre boomten das Internet und damit der E-Commerce. Die Telefone liefen heiss: «Jede Firma, die etwas auf sich hielt, wollte einen Online-Shop», erzählt Jörg Studach, «wir hätten beliebig viele Leute einstellen können.» Doch während andere Informatikfirmen wild expandierten und an der Börse Fantasiebewertungen erhielten, blieb das Zuger Unternehmen bescheiden. «Wir fragten uns: Wie gross können wir sein, um das, was wir machen, gut zu machen?», sagt Studach. Als die Dotcom-Blase 2000 platzte, gingen viele IT-Firmen Konkurs. Die SOFTEC hingegen wuchs langsam weiter, bis sie ab etwa 2006 rund 40 Mitarbeiter hatte.

Ein Mitarbeiter im Serverraum

Die Stärken des Unternehmens liegen unter anderem in der Netzwerk- und Sicherheitstechnik, dem Aufbau und Betrieb von Client- und Serverumgebungen sowie der Konzeption und dem Unterhalt von IT-Infrastrukturen.

So konnten Jörg Studach und Adrian Eggenberger die ganze Belegschaft in ihren Ablöseprozess einbeziehen. Während sie ihre Nachfolger einarbeiteten, informierten sie die Belegschaft über die aktuellen Schritte. Und stellten sich in persönlichen Gesprächen auch kritischen Fragen von Mitarbeitern. Ein halbes Jahr vor der offiziellen Übergabe per 1. Januar 2015 verliessen die beiden Chefs ihre Büros. «Die räumliche Distanz war die letzte Phase der Ablösung», erklärt Eggenberger. «So kamen wir nicht in Versuchung, zu viel drein zu schwatzen.» Die ehemaligen Inhaber üben noch bis Ende 2018 ein Beratermandat aus, Adrian Eggenberger sitzt zudem noch im Verwaltungsrat.

«Wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin, muss ich mich immer fragen: Interveniere ich jetzt oder nicht?», sagt er. Aber irgendwann müsse man sich sagen: Ok, sie machen's zwar anders, aber dies ebenso erfolgreich. Auch Eggenberger profitiert: «Und dann merkst du, sie können es auch ohne dich.» Ihm wäre es schwer gefallen, diese Rolle einzunehmen, ergänzt Jörg Studach. Er wollte deshalb nicht in den Verwaltungsrat. «Ein Freund sagte mir einmal: Wenn du ein Leben lang oben am Tisch gesessen bist, willst du nicht mehr an der Seite sitzen.»

Hauptsitz der SOFTEC AG in Steinhausen
Der Hauptsitz der SOFTEC AG in Steinhausen.

SOFTEC AG – Ein führendes Informatikunternehmen

Der IT-Dienstleister SOFTEC AG beschäftigt in Steinhausen 40 Mitarbeitende. Die Stärken liegen in der Softwareentwicklung, der Netzwerk- und Sicherheitstechnik, dem Aufbau und Betrieb von Client- und Serverumgebungen sowie der Konzeption und dem Unterhalt von IT-Infrastrukturen. Zu ihren Kunden gehören Unternehmen, Gemeinden, Kantone und Spitäler.

Für weitere Informationen: softec.ch