Erfolgreicher investieren ohne Emotionen

Das Bauchgefühl ist eine nützliche Sache. Es hilft uns, Situationen blitzschnell zu beurteilen und sofort zu handeln. Beim Geldanlegen sind Emotionen allerdings trügerische Ratgeber. Unsere Tipps zeigen, wie Sie beim Anlegen einen kühlen Kopf bewahren.

Emotionen sind als Anlagekompass nicht zu empfehlen

Jeden Tag treffen wir tausende Entscheidungen. Viele davon ganz automatisch und intuitiv. Weiterlesen oder nicht? Überholen oder warten? Zum Feierabendbier oder zum Sport? Wir handeln aus dem Bauch heraus. Doch so effizient das instinktive Denken auch sein mag – es ist in der Regel fehleranfällig. Deshalb sollte man seinem ersten Impuls nicht überall trauen. Zum Beispiel beim Geldanlegen: Wer sich aus persönlichen Befindlichkeiten und Gefühlen heraus leiten lässt, kann bisweilen ungünstige Anlageentscheide treffen – mit entsprechenden Konsequenzen.

Wenn es an den Märkten rund läuft, macht das Anlegen Spass. Tendieren die Kurse hingegen nach unten, kann es bedrückend werden – unüberlegte oder überstürzte Anlageentscheide sind schnell getroffen. Dieses typische Verhalten der Privatanleger beim Auf und Ab der Aktienmärkte illustriert die Grafik des Finanzmarktökonomen Prof. Thorsten Hens:

Das Verhalten des typischen Privatanlegers. Quelle: BhFS Behaviourals Finance Solutions, Grafik: Raiffeisen.

Das Verhalten des typischen Privatanlegers. Quelle: BhFS Behaviourals Finance Solutions, Grafik: Raiffeisen.

Warum Emotionen und Intuition schlechte Anlageratgeber sein können, zeigen ein paar einfache Beispiele: 

  • Ihr Schwager gilt in der Familie als versierter Investor. Beim Familienfest schwärmt er von seinem jüngsten Coup und rät, sofort zu investieren. Sie folgen dem Rat: Das Vertrauen innerhalb der Familie und die Vorfreude auf das schnelle Geld veranlasst Sie zum Kauf – ohne eine eigene Analyse der Risiken. 
    Resultat: Wenn sich die Investition als Fehlgriff erweist, ärgern Sie sich nicht nur über den Verlust, sondern auch darüber, dass Sie den Risiken keinerlei Beachtung geschenkt haben.
  • Medien und Online-Blogs schreiben seit Wochen über den unglaublichen Lauf der Börse. Sie beobachten das Geschehen, warten aber ab. Zuerst wollen Sie sehen, ob die Kurse auch nachhaltig und langfristig steigen. Dann aber erachten Sie es als höchste Zeit, dem Trend zu folgen und ebenfalls Aktien zu kaufen.
    Resultat: Eigentlich steigen Sie viel zu spät ein, denn einige Wochen nach Ihrer Investition erreichen die Kurse ihren Höhepunkt und geben danach wieder nach.
  • Sie interessieren sich beruflich wie privat stark für neue Technologien. Natürlich ist Ihnen dabei nicht entgangen, dass sich die Aktienkurse der grossen US-Tech-Konzerne sehr gut entwickelt haben. Davon wollen auch Sie profitieren und investieren einen grossen Anteil Ihres Vermögens in Ihre drei Favoriten.
    Resultat: Sie haben all ihre Mittel für eine einzige Wette eingesetzt, nämlich jene, dass die Technologiebranche sich weiter steil aufwärts bewegt und die Gewinne weiter sprudeln. Erleidet der Sektor aber einen Rückschlag, etwa als Folge einer stärkeren Regulierung, sind Sie davon übermässig stark betroffen.

Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang insbesondere auch vom Herdentrieb. Der besagt, dass sich Menschen oft an dem orientieren, was andere tun. Sie gehen davon aus, dass das, was die «Herde» tut, auch gut für sie selbst ist.

 

So vermeiden Sie Fehlentscheidungen

Privatanleger sind von diesem Herdentrieb besonders betroffen: Sie springen zumeist erst spät auf einen Trend auf und hinken dem Markt deshalb hinterher. Sie kaufen, wenn die Kurse bereits stark gestiegen sind, und verkaufen bei einem Einbruch der Märkte auch erst sehr spät. Das kann Konsequenzen haben: Zahlreiche empirische Studien mit Privatanlegern konnten aufzeigen, dass dieses prozyklische Verhalten (sog. «buy high, sell low») eine jährliche Rendite-Einbusse von 4 bis 6 Prozent nach sich zieht.

Fazit: Beim Anlageentscheiden hat Intuition nichts verloren, erfolgreiche Anleger setzen besser auf Rationalität und Analyse. Trotzdem ist es gut zu wissen, welchen Einfluss die Emotionen auf unser Anlageverhalten haben können. Die folgenden fünf Tipps helfen, Fehler zu vermeiden.

 

5 Tipps: Kopf statt Bauch

  • Persönliche Anlagestrategie bestimmen
    Erfolgreiche Anleger haben eine klare Strategie. Diese berücksichtigt das Anlageziel, den Zeithorizont und das individuelle Risikoprofil. Die Strategie dient als Kompass und Richtschnur und hilft so, emotionale und intuitive Entscheide zu vermeiden.
  • Keine Kurzfristhandlungen
    Überstürzte Käufe und Verkäufe zahlen sich nicht aus. Entscheidend für die Performance sind Anlagestrategie und Haltedauer und nicht kurzfristiges Markt-Timing.
  • Portfolio breit aufstellen
    Setzen Sie niemals alles auf eine Karte. Mit einem breit aufgestellten, diversifizierten Portfolio reduzieren Sie das Risiko, auf das falsche Pferd zu setzen. Die negative Entwicklung eines Titels kann durch die gute Performance eines anderen aufgefangen werden. Dabei ist es sinnvoll, nicht nur in verschiedene Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen zu investieren, sondern auch Unternehmen, Branchen und Länder breit zu streuen.
  • Verstehen, was man kauft
    Investieren Sie nur in Unternehmen und Anlagen, die Sie auch verstehen. Wer verstanden hat, wie ein Unternehmen sein Geld verdient und was die relevanten Treiber dafür sind, wird bei negativen Marktgerüchten kaum in Panik verfallen. Das genaue Wissen, worin man investiert hat, hält die emotionale Erregungskurve niedrig und verhindert Kurzschlussaktionen.
  • Regelmässig hinterfragen und anpassen
    Anlageziele können sich verändern. Dasselbe gilt für Ihr Risikoprofil und Ihren Anlagehorizont. Deshalb sollten Sie Ihre Anlagestrategie regelmässig überprüfen: Hat sich meine finanzielle Situation verändert? Wie haben sich meine Anlagen über die Jahre entwickelt? Ist mein Portfolio noch genug diversifiziert? Die Antworten liefern Ihnen wichtige Anhaltspunkte darüber, welche Parameter der Anlagestrategie genauer und die Lupe genommen und gegebenenfalls angepasst werden sollten.

Auf Experten zählen

Um sich nicht von Emotionen leiten zu lassen, vertrauen viele Investoren auf die Unterstützung von Experten. Unsere Anlagespezialisten stützen sich bei ihren Entscheiden auf bewährte Modelle und Analysen zur optimalen Diversifikation und Risikokontrolle. Sie besitzen jahrzehntelange Erfahrung, behalten die Trends und Dynamiken an den Märkten weltweit immer im Blick, und verfügen über die nötige Disziplin. Dies sind die Voraussetzungen dafür, dass Emotionen bei Anlageentscheiden und -empfehlungen aussen vor gelassen werden können. 

Mit unserer Vermögensverwaltung unterstützen wir Sie gerne dabei, sich beim Anlegen nicht von Emotionen leiten zu lassen.

 

 

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