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10.06.2025

Finanzecke Juni 2025: Gefährlicher Optimismus

Die Aktienmärkte haben ihre Erholung im Mai fortgesetzt. Wegen der konjunkturellen Risiken im Zusammenhang mit der US-Zollpolitik steht diese allerdings auf zunehmend tönernen Füssen.

Donald Trump kann es einfach nicht lassen. Auch im Mai sorgte der US-Präsident mit seinem wirtschaftspolitischen Kurs fast im Tagestakt für Schlagzeilen. So kündete er neben neuen, respektive höheren, Handelszöllen an, dass er die Medikamentenpreise in den USA durch eine Meistbegünstigtenpolitik massiv drücken wolle. Viele Marktteilnehmer nehmen Trumps Drohungen mittlerweile allerdings nicht mehr für voll. Infolgedessen setzten die Aktienmärkte ihre Erholung im Mai fort, was mit einem deutlichen Rückgang der Volatilität einherging. Für den Swiss Market Index (SMI) resultierte zu Monatsende ein Plus von 0,9 Prozent. Besser als der Gesamtmarkt schnitten mitunter die Valoren des Computerzubehörherstellers Logitech, des Industriekonzerns ABB sowie des Sanitärtechnikers Geberit mit einem Kurszuwachs zwischen 7 Prozent und 11 Prozent ab. Die rote Laterne im Index hielten, infolge eines enttäuschenden Quartalsergebnisses, die Papiere des Augenheilkundespezialisten Alcon. Sie büssten über 11 Prozent ein.

Der deutsche DAX hat seine Rekordjagd derweil fortgesetzt und ist im vergangenen Monat erstmals über die Marke von 24 000 Punkten geklettert. Damit steht dieser seit Jahresanfang rund 20 Prozent im Plus. Auch für den US-amerikanischen S&P 500 Index ging es weiter nach oben. Im laufenden Jahr handelt er nun wieder knapp im positiven Bereich.

Gefragte «Eidgenossen» 
Während sich an den Aktienmärkten die Wogen also etwas beruhigt haben, vermittelt der Zinsmarkt ein anderes Bild. Das Vertrauen der Investoren in die USA hat massiv gelitten, was sich in kräftig gestiegenen Renditen für langlaufende US-Staatsanleihen zeigt. Das heisst, die Marktteilnehmer fordern eine höhere Risikoprämie dafür, dass sie dem Land ihr Geld leihen. In eine ähnliche Richtung zeigt auch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten von AAA auf AA1 durch die Ratingagentur Moody’s. Währenddessen sind Schweizer Bundesobligationen als sicherer Hafen gesucht. So liegt beispielsweise die Rendite für zehnjährige «Eidgenossen» zu Anfang Juni nahe ihrem Jahrestiefstand.

Wachsende Konjunkturrisiken
Dass die Zoll- und Handelspolitik der Trump-Administration die Wirtschaft bremst, spiegelt sich bereits in den «weichen» Konjunkturdaten. So sind Vorlaufindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes (PMI) oder die Investitionspläne der Unternehmen weiter rückläufig. Obwohl die «harten» Daten immer noch ein robustes Konjunkturbild vermitteln, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Abschwächung auch dort sichtbar wird.

Verschärfend kommt hinzu, dass der geldpolitische Gegenwind in den USA anhalten dürfte. Die zuletzt wieder gewachsenen Inflationsrisiken limitieren den Handlungsspielraum der US-Notenbank Fed. Wir gehen davon aus, dass diese erst im Herbst ihren Leitzins senken wird. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) dagegen dürften im Juni die Zinsen nochmals um 25 Basispunkte senken. Die nötigen Argumente dafür liefert die Entwicklung der Preise: Im Euroraum ist die Inflationsrate im Mai auf 1,9 Prozent und damit unter das 2-Prozent-Ziel der EZB gefallen. Hierzulande kippte die Teuerung gar in den negativen Bereich (–0,1%). Damit haben sich die Konsumentenpreise erstmals seit März 2021, verglichen zum Vorjahr, verbilligt.

Vorsichtig bleiben
Der zuletzt aufkeimende Optimismus der Börsianer ist gefährlich. Denn im Zollstreit sind keine nachhaltigen Lösungen in Sicht. Zudem tragen die Kurse den konjunkturellen Risiken nicht genügend Rechnung. Das unterstreichen die seit längerem rückläufigen Gewinnschätzungen der Analysten für das laufende Jahr. So rechneten diese im Januar für den US-Aktienmarkt noch mit einem Gewinnwachstum von 15 Prozent. Mittlerweile wird nur noch von einem Plus von gut 10 Prozent ausgegangen. Eine ähnliche Tendenz ist in Europa und der Schweiz feststellbar. Es besteht somit Enttäuschungspotenzial. Darüber hinaus stehen die saisonal schwachen Sommermonate vor der Türe. Angesichts dessen erwarten wir, dass es an den Börsen volatil bleiben wird und halten anlagetaktisch an unserer defensiven Positionierung fest.