CIO Kolumne: «Vom Hamster und dem Eichhörnchen»

Als ich ein Kind war, hatten wir zu Hause verschiedene Haustiere. Meine absoluten Favoriten waren die Goldhamster. Die niedlichen Nager waren ziemlich pflegeleicht. Das zeigte sich jeweils bei der Fütterung: Die Ladung Trockenfutter verschwand in den Backentaschen und wurde an einen sicheren Ort verfrachtet. Dort türmten sich dann mit der Zeit die Vorräte. Verhungert sind die Hamster deshalb nie. Haustiere habe ich trotzdem schon länger keine mehr. Eine gewisse Faszination für Nager ist aber geblieben. Auf solche treffe ich ab und zu bei meiner Joggingrunde durch den Wald. Im Gegensatz zu den doch etwas trägeren Hamstern sind Eichhörnchen um einiges flinker und unglaublich gute Kletterer. Eine Parallele zu den Artgenossen gibt es aber trotzdem: Auch Eichhörnchen sind Sammler. Gefundene Nahrung unterziehen die Tiere zunächst einer Qualitätskontrolle. Sie nehmen zum Beispiel eine Nuss mit Zähnen und Klauen auf, drehen und beäugen sie kritisch. Scheint sie nicht geeignet für eine Lagerung, wird sie an Ort und Stelle verzehrt. Ist die Ware in einwandfreiem Zustand, wird ein Loch in den Waldboden gegraben und der Leckerbissen verscharrt. Auf diese Weise versteckt ein Eichhörnchen bis zu 2'500 Nüsse, Eicheln und Samen pro Jahr. Damit sorgen die Tiere für härtere Zeiten und die kältere Jahreszeit vor. 

«Da ich bei meiner ersten Einzahlung mit 25 bis zum Pensionsalter einen Anlagehorizont von 40 Jahren hatte, habe ich das Geld von Anfang an konsequent in Wertschriftenlösungen angelegt.»

Ganz nach dem Vorbild der beiden Nager habe ich nach meinem Studium und dem Eintritt ins Berufsleben ebenfalls mit Vorsorgen begonnen. Seither zahle ich Jahr für Jahr den Maximalbeitrag in die Säule 3a ein. Mittlerweile ist dadurch eine stattliche Summe von über 180'000 Franken zusammengekommen. Da ich bei meiner ersten Einzahlung mit 25 bis zum Pensionsalter einen Anlagehorizont von 40 Jahren hatte, habe ich das Geld von Anfang an konsequent in Wertschriftenlösungen angelegt. Damit konnte ich von den Wertsteigerungen an den Finanz- und Kapitalmärkten profitieren. Dass das schon fast zwingend notwendig ist, haben viele Sparer nicht verstanden. Sie legen zwar fürs Alter Geld auf die hohe Kante, aber bei gut 70% landet das Vermögen auf einem Säule-3a-Konto, wo es von der Inflation teilweise aufgefressen wird. Dabei verfügen sie über einen sehr langen Anlagehorizont, der fürs Wertschriftensparen prädestiniert ist. Zudem resultiert eine ansehnliche Steuerersparnis, da die Einzahlungen vom Einkommen abgezogen werden können. 

Wenn ich mir die Entwicklungen bei den anderen Vorsorgesäulen – der AHV und der Pensionskassen – anschaue, kann ich nur allen empfehlen, die Möglichkeiten zum Alterssparen in der 3. Säule zu nutzen. Es muss nicht der Maximalbeitrag sein – jeder Franken zählt. 

«Auch die Eichhörnchen vergraben ihre Vorräte nicht alle im selben Loch.»

Und noch zwei Geheimtipps: Auch die Eichhörnchen vergraben ihre Vorräte nicht alle im selben Loch. Ab einem gewissen Gesamtbetrag lohnt es sich, auf verschiedene Vorsorgekonten einzuzahlen. Ein späterer Bezug kann dadurch gestaffelt erfolgen und reduziert die Steuerbelastung. Und zweitens lohnt es sich, bereits Anfang Jahr die Einzahlung zu tätigen. So kann Ihr Geld noch länger für Sie «arbeiten». 

Wie heisst es so schön: Vorsorgen ist besser als Nachsorgen. Das gilt nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für die Finanzen. Hamster und Eichhörnchen wissen, wie das geht. 

 

Matthias Geissbühler, Oktober 2022

Wie Sie mit 3a-Vorsorgefonds mehr aus Ihrer Vorsorge machen

Portrait Matthias Geissbühler

Matthias Geissbühler

Chief Investment Officer Raiffeisen Schweiz

Seit Januar 2019 ist Matthias Geissbühler als Chief Investment Officer (CIO) von Raiffeisen Schweiz für die Anlagepolitik verantwortlich. Zusammen mit seinem Team analysiert er kontinuierlich die weltweiten Geschehnisse an den Finanzmärkten und entwickelt die Anlagestrategie der Bank.