So funktioniert Business 2030

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Wie funktionieren Geschäftsmodelle in 10 Jahren? Wir haben unsere Experten zu fünf wichtigen Trends der Zukunft befragt und was diese für Schweizer Unternehmen bedeuten. 

 

5 Entwicklungen bis ins Jahr 2030

Digitale Kanäle stärken, zusätzliche Leistungen bieten, Lieferanten und Kunden intensiver diversifizieren, von zuhause aus arbeiten – so geht Business 2021.

Und wie funktioniert Business 2030? Erfahren Sie mehr über die grossen Geschäftstrends und Wettbewerbsvorteile der Zukunft. Raimund Staubli, Themenführer Strategie und Regionalverantwortlicher Espace Mittelland beim Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ, und Patrick Zurfluh, Leiter Geschäftsentwicklung Firmenkunden bei Raiffeisen Schweiz, benennen und erklären die wichtigsten fünf Entwicklungen. 

 

1. Business-Ökosysteme

«Um die mit Angeboten gefluteten Kunden noch zu erreichen, müssen sich Unternehmen künftig zu Ökosystemen vernetzen», ist Patrick Zurfluh überzeugt. Dabei spannen unterschiedliche Firmen zusammen und erweitern so ihr Angebot. Im besten Fall entstehen vollkommen neue Leistungen, die spezifische Kundenbedürfnisse befriedigen. Etwa dann, wenn eine Schreinerei in Kooperation mit einem Tech-Start-up ein innovatives Holzprodukt hervorbringt und dafür mit einer Online-Plattform zusammenarbeitet. «Die eigenen Kernprodukte reichen für den Erfolg immer weniger aus», sagt Patrick Zurfluh. «Es braucht maximale Kundenorientierung. Unternehmen müssen sich verstärkt überlegen: Welchen Mehrwert könnte ich meinen Kunden noch bieten?» Mit Ökosystemen öffnen Unternehmen weitere Kanäle zu neuen, aber auch bestehenden Kunden. Kleinere Firmen erhalten zudem Zugang zu mehr Ressourcen.

 

«Die Zukunft gehört dem Kunden, der immer mehr im Mittelpunkt steht.»

Patrick Zurfluh, Leiter Geschäftsentwicklung Firmenkunden bei Raiffeisen Schweiz

 

2. Gig Economy

«’Home-Office: ja oder nein?’ wird für Unternehmen 2030 nicht mehr die Frage sein», prognostiziert Patrick Zurfluh. «Sie werden bereits zu viel flexibleren Arbeitsmodellen unterwegs sein.» In der Gig Economy stehen Selbstständige und befristete Angestellte Arbeitgebern so lange zur Verfügung, wie sie gebraucht werden. Statt fixer Pensen haben sie kurze Auftritte – auf Englisch Gigs. Den Weg zu ihren Arbeitgebern finden sie über Online-Börsen. «Die neue Frage von Unternehmen wird lauten: Welche Spezialisten brauche ich für ein bestimmtes Projekt?», ist auch Raimund Staubli überzeugt. «Was das allerdings sozialversicherungstechnisch bedeutet, steht auf einem anderen Blatt. Es wird neue gesetzliche Grundlagen brauchen.»

 

3. Chatbots

«In 10 Jahren werden repetitive Routinearbeiten viel stärker automatisiert sein», ist sich Raimund Staubli sicher. «Ich könnte mir zum Beispiel gut vorstellen, dass 2030 jedes Schweizer KMU einen Chatbot hat.» Diese textbasierten Dialogroboter – kurz: Bots – sind etwa in der Lage, einfache Kundenanfragen zu beantworten; schriftlich, aber auch telefonisch. Die intelligenten Systeme lassen sich mit relativ geringem Aufwand programmieren, können die Effizienz aber markant steigern. Raimund Staubli: «Und dem Menschen bleibt so mehr Zeit für komplexere Aufgaben und Kreativität.»

 

4. Tokenisierung

Damit ist die Umwandlung realer Vermögenswerte in digitale gemeint: Via Blockchain-Technologie werden Maschinen, Immobilien, Grundstücke oder auch Aktien verbrieft – tokenisiert – und handelbar gemacht. Schon heute können Unternehmen Aktien und Obligationen so ganz einfach und günstig herausgeben. Auf Plattformen sind sie direkt mit möglichen Kapitalgebern in Kontakt. «Das revolutioniert für KMU – insbesondere Start-ups – die Kapitalbeschaffung», erklärt Patrick Zurfluh. Weiterer Vorteil der Tokenisierung: Vermögenswerte können viel kleiner gestückelt werden als auf herkömmliche Weise. Dies ebnet auch Investoren mit kleinerem Budget den Weg.

 

5. Circular und Sharing Economy 

Beides Konzepte für mehr Nachhaltigkeit. Die Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) bezeichnet eine Wirtschaft mit langsamen und geschlossenen Ressourcenkreisläufen: Durch nachhaltiges Produktedesign, Reparatur oder Recycling entstehen weniger Abfall und Emissionen. Gleichzeitig braucht es weniger Rohstoffe.

 

Dies erreicht auch die Sharing Economy: Sie setzt auf Teilen statt auf Besitzen. «In beiden Bereichen existiert schon viel Gutes», sagt Raimund Staubli. «Trotzdem gibt es noch Luft nach oben. 2030 wird es deutlich mehr Firmen geben, die wiederverwenden, vermieten und teilen.» Patrick Zurfluh: «Wenn wir in 50 Jahren noch wirtschaften wollen, führt schlicht kein Weg daran vorbei.»

 

«Die Trends zu kennen, ist wichtig; beschäftigen Sie sich mit dem Thema und entsprechender Lektüre.»

Raimund Staubli, Leiter Kompetenzteam Nachfolge beim Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ

 

Das können KMU jetzt schon fürs Business 2030 tun

Doch wie können sich Schweizer KMU für die Zukunft aufstellen? Raimund Staubli, Themenführer Strategie beim Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ, und Patrick Zurfluh, Leiter Geschäftsentwicklung Firmenkunden bei Raiffeisen Schweiz, zeigen auf, wie sich KMU schon jetzt fit für Business 2030 machen. Sie sind sich einig: Sich stärker vernetzen, ist ein guter Anfang.

 

In zehn Jahren sind Unternehmen noch vernetzter, noch flexibler, noch digitaler. Wo sollen KMU anfangen?

Patrick Zurfluh: Die Zukunft gehört dem Kunden, der immer mehr im Mittelpunkt steht. Und Unternehmen, die ihre Angebote auf den Kunden zuschneiden. KMU, die sich in Ökosystemen zusammentun, sind hier klar im Vorteil; sie können Angebote mit Mehrwert schaffen. Sich stärker vernetzen, ist sicher ein guter Ansatzpunkt.

 

Was ist noch ein guter Ansatzpunkt?

Raimund Staubli: Nicht nur die Vernetzung von Unternehmen untereinander hat Zukunft. Auch der Austausch mit anderen Stakeholdern wird zunehmend zum Erfolgsfaktor – mit Universitäten zum Beispiel oder mit Kunden. Tüfteln im stillen Kämmerlein war gestern. Produkte und Dienstleistungen werden immer komplexer; um sie zu entwickeln, reicht das eigene Wissen nicht mehr aus. Beschäftigen Sie sich aktiv mit Strömungen und Trends; auch Vorausdenken ist lernbar. 

 

Alle guten Dinge sind drei – eine dritte Inspiration?

R. S.: Verkaufen und vermieten! Sharing ist ein Megatrend unserer Zeit. Davon können Unternehmen schon heute profitieren.

P. Z.: Den direkten Zugang zu möglichen Geldgebern nutzen! Die Tokenisierung lässt das bereits jetzt zu. Wer Aktien auf Plattformen digitalisiert und anbietet, hat ausserdem den Vorteil, dass er kein Aktienbuch führen muss. Die Herausgabe ist viel einfacher. 

RUZ-Beratungsthema Strategie
RUZ-Beratungsthema Strategie

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