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- Unternehmertum
KMU PMI: US-Zölle hinterlassen bereits Bremsspuren
- Schwache Auftragslage belastet insbesondere KMU mit hohem US-Exportanteil
- KMU können die US-Preise meist nicht ohne deutliche Nachfrageeinbussen erhöhen
- Die Mehrheit der KMU mit US-Geschäft erwartet einen spürbaren Gewinnrückgang
St.Gallen, 1. September 2025. Der Raiffeisen KMU PMI ist im August infolge der schwachen Auftragsentwicklung von 50,3 auf 49,7 Punkte gesunken und liegt damit erstmals seit März 2025 unterhalb der Wachstumsschwelle von 50. Besonders betroffen sind KMU, die in die USA exportieren. Der Hauptgrund für die Verschlechterung der Geschäftslage ist die schwache Auftragsentwicklung. Die Komponente zum Auftragsbestand sank deutlich von 53,3 auf 50,0 Punkte. Besonders exportorientierte KMU verzeichneten im August eine schlechtere Auftragslage, wobei Unternehmen mit Exporten in die USA überdurchschnittlich stark betroffen waren. Auch die Produktionskomponente verschlechterte sich von 50,7 auf 49,5 Punkte. Die weiteren Komponenten zu Beschäftigung, Lieferfristen und Einkaufslagern verzeichneten im Vergleich zum Vormonat zwar leichte Verbesserungen, verharren jedoch weiterhin unter der Marke von 50 Punkten.
KMU erwarten Nachfrageeinbussen aufgrund von Preisüberwälzungen
Die Schweizer Industrie befindet sich aufgrund des aktuell im Vergleich zur Eurozone deutlich höheren US-Zollsatzes von 39 Prozent in einer schwierigen Ausgangslage. Eine Sonderbefragung im Rahmen der Erhebung des KMU PMI zu Gewinnperspektiven und Preisüberwälzungsstrategien zeigt bei Unternehmen mit Exporten in die USA ein gemischtes Bild. Mehr als ein Viertel der Unternehmen plant deutliche Preiserhöhungen, während ein ähnlich grosser Anteil keine oder nur geringe Preisüberwälzungen vorsieht. 27 Prozent der befragten Unternehmen mit Exporten in die USA erwarten einen starken Gewinnrückgang, 16 Prozent gehen von einem unwesentlichen Einfluss der US-Zollpolitik auf ihre Gewinnentwicklung aus. Dabei zeigt sich, dass auch KMU, die ihre Preise anheben, um zumindest einen Teil der Zollkosten auf die Kundinnen und Kunden zu überwälzen, mit einem spürbaren Gewinnrückgang rechnen. Die meisten KMU mit Exporten in die USA erwarten offenbar, dass sie die hohen Zollkosten nicht ohne deutliche Nachfrageeinbussen an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben können.
Rund ein Drittel der Unternehmen kann noch keine Einschätzung zur Preisüberwälzung und zur Gewinnentwicklung abgeben. Insgesamt erwartet jedoch bereits mehr als die Hälfte der befragten KMU einen moderaten bis starken Rückgang des Unternehmensgewinns. Unter den befragten binnenorientierten KMU erwarten fast 70 Prozent indirekte negative Folgen für ihr Geschäft, auch wenn diese mehrheitlich nicht als gravierend eingeschätzt werden.
Über den KMU PMI von Raiffeisen
Der Raiffeisen KMU PMI beruht auf demselben Konzept wie die bewährten Einkaufsmanagerindizes (Purchasing Manager‘s Index). Rund 200 Firmenkunden von Raiffeisen aus allen Branchen des verarbeitenden Gewerbes werden monatlich zu verschiedenen Aspekten ihrer Geschäftsaktivität befragt. Dank der grossen Firmenkundenbasis der Raiffeisen Gruppe und der lokalen Verankerung der Raiffeisenbanken ist der KMU PMI breit abgestützt und repräsentativ für die ganze KMU-Landschaft. Die befragten KMU geben eine Einschätzung zu verschiedenen Aspekten der Geschäftsaktivität ab. Die Antworten werden in mehrere, gewichtete Subkomponenten unterteilt, die zu einem Gesamtindex zusammengeführt werden. Die Subkomponenten sind: Auftragsbestand (30 %), Produktion (25 %), Beschäftigung (20 %), Lieferfristen (15 %) und Einkaufslager (10 %). Indexwerte von über 50 Punkte zeigen eine Expansion gegenüber dem Vormonat an, während Werte von unter 50 auf eine rückläufige Geschäftslage schliessen lassen.