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Autoindustrie schaltet einen Gang hoch
Das Produktionsniveau der Automobilindustrie ist auf den tiefsten Stand seit 1975 zurückgefallen. Doch jetzt nimmt die Autobranche wieder Fahrt auf.
Während der Corona-Krise stand die Automobilproduktion vielerorts still, Verkaufslokalitäten waren geschlossen, der Absatz kam weitgehend zum Erliegen. Wie stark der Sektor gelitten hat, zeigt sich mit den Quartalszahlen Mitte Jahr. Die Indikationen aus Deutschland verheissen nichts Gutes. Im Mai sind die Neuzulassungen gegenüber Vorjahr um 50% zurückgegangen, seit An-fang des Jahres resultiert ein Minus von 35%. Der Verband der Automobilindustrie spricht vom niedrigsten Produktionsniveau seit 1975.
Der Staat schiebt an
Mit den Lockerungsmassnahmen setzt sich die Branche nun wieder in Bewegung. Dabei erhält sie umfangreiche Staatshilfe. Frankreich schiesst 8 Mrd. Euro in den Automobilsektor, Deutsch-land verdoppelt den Zuschuss beim Kauf eines Elektroautos auf 6‘000 Euro.
Krise trifft Schweizer Zulieferer
In der Schweiz trifft die Schwäche am Automobilmarkt vor allem die Zulieferer. Da die Auto-mobilindustrie just-in-time, also ohne Lager arbeitet, wurden die Zulieferer hart getroffen. Autoneum etwa rechnet für das erste Halbjahr mit einem Verlust im höheren zweistelligen Millionenbereich. Georg Fischer, der die Autoindustrie mit Gussteilen beliefert, und der Kom-ponentenhersteller Feintool verzichten aufgrund der Unvorhersehbarkeit auf eine Prognose.
Anlegerstimmung dreht
Besser steht einzig EMS-Chemie da, die für rund 60% des Umsatzes aus dem Automobilsektor sorgt. Zwar wird auch der Chemiekonzern den Einbruch spüren. Doch da das Unternehmen liq-uide ist und keine Schulden hat, wird es die Krise besser meistern. Es verwundert daher nicht, dass EMS-Aktien seit Anfang des Jahres sogar im Plus notieren, während die Werte der anderen Zulieferer dem breiten Schweizer Markt, gemessen am Swiss Performance Index (SPI), hinter-herhinken. Allerdings scheint die Stimmung der Anleger gedreht zu haben. Die Erholung der Aktienkurse der Automobilproduzenten und -zulieferer seit Mitte März ist deutlich ausgeprägter als beim SPI.
Börse setzt auf E-Mobile
Dass Anleger auf Elektroautos setzen, zeigt sich bei Tesla: Der US-Elektroautobauer hat die Industrie völlig umgekrempelt. Vor 17 Jahren gegründet, ging Tesla vor 10 Jahren an die Börse. Damals wurde das Unternehmen mit 226 Mio. US-Dollar bewertet. Heute liegt die Börsen-kapitalisierung bei rund 190 Mrd. Dollar. Das ist mehr als die etablierten Autoproduzenten BMW, Daimler, Fiat Chrysler, Ford, Peugeot und Renault zusammen.
Jeffrey Hochegger, Anlagestratege