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21.09.2020

Wann sich eine Übertreibung abzeichnet

Was haben AGB, UNO und MfG gemeinsam? Es sind Akronyme. Also Wörter, die aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildet werden.

Während die allgemeinen Geschäftsbedingungen, die Organisation der Vereinten Nationen oder die freundlichen Grüsse Anleger eher kalt lassen, sind GAFAM, FAANG oder FANGMAN aktuell gefragt. Diese Wortkreationen liefern bei Google bis zu 2,8 Millionen Treffer und werden aus den Anfangsbuchstaben der grossen und vor allem schnell wachsenden US-Technologiewerte Facebook, Apple, Netflix, Google (Alphabet), Microsoft, Amazon und Nvidia gebildet. Sie gelten als Corona-Gewinner. Akronyme sind einprägsam, verbreiten sich rasch und beschleunigen so eine Aufwärtsbewegung an der Börse, weil noch mehr Anleger auf dieselben Aktien setzen.

Technologiesektor im Fokus

Neu ist das Phänomen nicht. Der Technologiesektor stand bereits einmal im Fokus der Anleger: Ende der 90er Jahre wurden unter dem Akronym TMT die Sektoren Technologie, Medien und Telekom zusammengefasst. Das Internetzeitalter war eingeläutet, Bewertungen und Möglich-keiten kannten gefühlt keine Grenzen. Die Kurse schossen empor. Das Ende kam ebenso schnell, in Form eines Crashs. Die Geschichte muss sich nicht wiederholen, aber wenn sich der Wert einer Aktie innert kurzer Zeit verdoppelt oder vervielfacht, dann sollte das immer kritisch hinter-fragt werden. Anders sieht es bei den Bankaktien aus. Die Titel der europäischen Geldhäuser kommen nicht vom Fleck. Da helfen auch die Fusionsgerüchte um UBS und Credit Suisse nicht. Der Branchenindex Euro Stoxx Banks handelt rund ein Drittel unter seinem Wert von Anfang Jahr.

Zusammenschluss von Grossbanken

Ein Zusammenschluss der beiden Schweizer Grossbanken soll gemäss dem Finanzblog «Inside Paradeplatz» nun Abhilfe schaffen. Damit könnten die Kosten gesenkt werden. Die Ertragsbasis bliebe, aufgrund niedriger Zinsen und einer rezessiven Wirtschaftslage, aber angespannt. Dass Konsolidierung in der Bankenwelt ein Thema ist, zeigte sich auch andernorts. In Spanien etwa, wo seit Anfang September die zwei Grossbanken Bankia und Caixabank über einen Zusammen-schluss verhandeln. Auch in Deutschland sind die Geldhäuser Commerzbank und Deutsche Bank immer wieder im Gespräch über einen möglichen Zusammenschluss. Solche Riesenprojekte stü-tzen zwar kurzfristig den Aktienkurs, die damit verbundene Integrationsarbeit würde die Unter-nehmen aber noch Jahre beschäftigen. Aus Anlegersicht bleibt der Bankensektor deshalb wenig interessant.