Exportrisiken in Chancen ummünzen
Die Schweizer Exportindustrie ist unter Druck. Mit welchen Strategien KMU der US-Zollpolitik trotzen, zeigte der digitale Event «Zwischen Zöllen und Zuversicht: Wie Schweizer Unternehmen resilient bleiben».
Die US-Zollpolitik belastet die Exportindustrie. Der Schweizer Wirtschaft konnte Trumps Zollhammer jedoch wenig anhaben: «So schmerzhaft die Zölle von 39 Prozent für einzelne Unternehmen auch sind, für unsere Volkswirtschaft war der Zollentscheid der US-Regierung kein Beinbruch», sagte Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile zum Auftakt des digitalen Events.
Die Resultate der Studie Raiffeisen Wirtschaftspuls: Die Stimme der KMU bestätigen die Einschätzung von Fredy Hasenmaile: Trotz der schwierigen Situation bleiben die meisten Unternehmen erstaunlich zuversichtlich. Die befragten Firmen schätzten die aktuelle Wirtschaftslage und die Rahmenbedingungen nach dem US-Zollentscheid ähnlich positiv ein wie zuvor. «Das zeigt, wie widerstandsfähig unsere KMU sind», folgerte der Chefökonom. «Die meisten haben sich schnell auf die neuen Rahmenbedingungen eingestellt.»
Studie «Raiffeisen Wirtschaftspuls»
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Viele setzen auf Diversifikation – auch Thermoplan
In den letzten Monaten hat ein Grossteil der Unternehmen die Exportstrategie angepasst: «Viele Firmen versuchen ihr Geschäft zu diversifizieren – sei es durch die Suche nach neuen Absatzmärkten oder einen stärkeren Fokus auf andere Länder», so Fredy Hasenmaile. Die Produktion in die USA oder in andere Länder zu verlagern, sei für die meisten KMU jedoch kein gangbarer Weg – zu gross sind die Hürden laut dem Chefökonom von Raiffeisen.
Adrian Steiner, CEO von Thermoplan, bestätigte dies: «Wir haben jahrelang in die Automation an unserem Standort in Weggis investiert – das können wir nicht alles von heute auf morgen ins Ausland verschieben.» Auch die administrativen und rechtlichen Hürden bei der Suche nach Alternativen sind hoch: «Am einfachsten wäre es für uns, nach Deutschland auszuweichen, aber da legt uns die US-Zollbehörde Steine in den Weg. Wir haben leider noch keine Lösung gefunden, um die hohen Zölle zu umgehen», sagt der Unternehmer.
30 Prozent des Umsatzes erzielt Thermoplan in den USA. «Das ist natürlich ein Klumpenrisiko», gibt Adrian Steiner zu. Deshalb versucht der Luzerner Kaffeemaschinenhersteller sein Geschäft zu diversifizieren – etwa durch den Fokus auf Tee im chinesischen Markt. Gleichzeitig bleibt das KMU im engen Kontakt mit wichtigen US-Kunden wie Starbucks. «Die Firma leidet genauso unter der Politik von Trump wie wir», weiss Steiner. So versucht man sich gegenseitig zu unterstützen, indem man die Mehrkosten durch die höheren Zölle aufteilt.
Absicherung von Fremdwährungsrisiken liegt im Trend
Der Handelsstreit hat Bewegung in die Devisenkurse gebracht: Während der Franken immer noch stärker wird, verliert neben dem US-Dollar auch der Euro laufend an Wert. «Das Thema Fremdwährungsrisiken wird heute ganz anders diskutiert als noch vor einem Jahr», sagte Adrian Steiner.
Auch Fredy Hasenmaile beobachtet, dass exportorientierte KMU sich mehr denn je mit Währungsrisiken beschäftigen. «Die Absicherung hat in den letzten Monaten stark an Bedeutung gewonnen. Immer mehr KMU sichern ihre Fremdwährungsrisiken aufgrund der aktuellen Situation ab.» Der Chefökonom ist überzeugt, dass dieser Trend anhalten wird: «Sicherheit kostet, doch in derart unsicheren Zeiten zahlt sich das ganz offensichtlich aus.»