Zahltag für Investoren – Die Dividenden sprudeln

Aktionäre können sich in den kommenden Wochen über die Dividende freuen. Die Gewinnbeteiligung markiert den Abschluss des Geschäftsjahres und unterstreicht, dass jedem Aktionär ein Teil des Unternehmens gehört. Dabei ist die regelmässige Ausschüttung weit mehr: Sie ist ein wichtiger Renditebestandteil und unterstreicht je nach Höhe und Kontinuität die Qualität eines Unternehmens.

Gesamtausschüttungen in der Schweiz vor neuem Rekord

Im März und April ist es wieder so weit: Ein Grossteil der Unternehmen schüttet in dieser Zeit einen Teil ihres Gewinns an die Aktionäre aus. Am Schweizer Aktienmarkt, gemessen am Swiss Performance Index (SPI), werden dieses Jahr rund 52 Milliarden Franken ausbezahlt. Damit wird ein jahrelanger Steigerungstrend fortgesetzt. Seit 2006 hat sich ihre Gesamtsumme verdoppelt. Auf dem aktuellen Kursniveau des SPI entspricht das einer Dividendenrendite von 3.1%.

Dass die Auszahlungen stabil und in der Tendenz steigend, aber keinesfalls garantiert sind, zeigen die Kürzungen während der Corona- oder der Finanzkrise. Das schmerzt zwar den Aktionär, ist auf den zweiten Blick aber der korrekte Entscheid. Schliesslich sollte die Dividende aus dem erwirtschafteten Gewinn und nicht aus der Substanz bezahlt werden. Dieser Aspekt verdeutlicht, dass einem Anleger ein Teil des Unternehmens gehört und er an dessen langfristigem Erfolg partizipiert. Es ist nicht im Interesse eines Eigentümers, ein Unternehmen mittels der Dividende auszuhöhlen.  

Dividendenzahlungen der im SPI gelisteten Unternehmen, in Milliarden CHF

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Zudem zeigt sich bei der Dividende, dass alle Investoren im Grundsatz gleich sind. Denn egal wie hoch die Beteiligung an einem Unternehmen ist, die Dividende pro Aktie ist für alle dieselbe. Dass die Dividende auch marketingtechnisch in Szene gesetzt wird, zeigte sich unlängst am Beispiel des Pharmakonzerns Roche. Dieser streicht explizit hervor, dass es sich um die 36. Dividendenerhöhung in Folge handelt – sofern der Erhöhungsantrag von der Generalversammlung angenommen wird. In diesem Jahr schüttet Roche 47% des Gewinns an seine Eigentümer aus. Das ist ein gutes Verhältnis. Schüttet ein Unternehmen zu viel aus, läuft es Gefahr, seinen finanziellen Spielraum einzubüssen. Als Obergrenze gelten zwei Drittel des Gewinns. 

Immer wieder, gerade auch während der vergangenen Null- bzw. Negativzinsphase, wurden dividendenstarke Aktien als Obligationenersatz empfohlen. Obwohl dadurch ein regelmässiges Einkommen generiert wird und Aktien mit einer attraktiven Dividendenrendite weniger stark schwanken, ist das falsch. Während Obligationen bei Verfall zu 100% zurückbezahlt werden, schwanken Aktien mit dem Geschäftsverlauf. Die Risiken – aber natürlich auch die Chancen – sind deshalb deutlich höher.

Dividendenperlen des SMI – Attraktive Dividenden sind ein Qualitätsmerkmal

Aktuelle Dividendenrendite der 10 dividendenstärksten Aktien des SMI

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Zu den Dividendenperlen am Schweizer Finanzmarkt gehören die Versicherer. Swiss Life, Zurich Insurance und Swiss Re schwingen mit Renditen zwischen 5.4% und 6.5% obenauf. Bei einer durchschnittlichen Jahresrendite an den Aktienmärkten von rund 8% wird bei diesen Aktien bereits ein Grossteil über die Dividende erwirtschaftet. Renditen zwischen 4% und 5% sichern sich Anleger mit Aktien des Pharmakonzerns Novartis, des Zementherstellers Holcim und des Vermögensverwalters Partners Group.

Obwohl Dividenden bei vielen Anlegern eine wichtige Rolle spielen, weil sie für Qualität stehen, birgt ein zu starker Fokus darauf die Gefahr, dass Anleger einseitig investieren und ihnen dadurch Chancen entgehen. Aus Wachstumsaspekten kann es interessanter sein, in ein Unternehmen zu investieren, das über eine niedrigere Dividendenrendite verfügt, aber stärker wächst. So interessant dividendenstarke Aktien sind, bleibt auch hier eine ausreichende Diversifikation wichtig.

Gerade Dividendenkritiker bemängeln, dass ein Unternehmen aus Dividendensicht vor allem dann interessant wird, wenn es nicht mehr über ausreichend lukrative Investitionsmöglichkeiten verfügt. Dividenden können also auch ein Zeichen fehlenden Wachstums sein. Aus diesem Grund bezahlen wachstumsstarke Technologieunternehmen anfangs keine Dividende. Erst mit zunehmender Grösse und einer Verlangsamung des Wachstums beginnen die Unternehmen damit, einen Teil des Gewinns auszuschütten.

Dividenden reinvestieren zahlt sich aus

Wie nachhaltig Dividenden die Performance beeinflussen können, zeigt der Vergleich des SMI mit dem SMIC. Letzterer beinhaltet die reinvestierten Dividenden. Dank dem Zinseszinseffekt öffnet sich die Performanceschere im Zeitverlauf zunehmend. Welch wichtiger Performancetreiber die Dividende darstellt, lässt sich auch an der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway von Warren Buffett ablesen. Der erfolgreichste Investor aller Zeiten investiert zwar oft in Unternehmen, die eine attraktive Ausschüttung tätigen. Selber zahlt Berkshire Hathaway jedoch keine Dividende aus, sondern reinvestiert diese. Das erklärt neben einem erfolgreichen Anlagestil einen wichtigen Teil der Überrendite der Anlagegesellschaft.

Kursentwicklung (inkl. Dividende) Berkshire Hathaway vs. S&P 500 Index

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Der CIO erklärt: Was heisst das für Anleger?

Sie haben es sicher gemerkt: Auf ihrem Sparkonto gibt es wieder einen Zins. Allerdings fällt dieser äusserst bescheiden aus und kann die Geldentwertung durch die Inflation nicht annähernd kompensieren. Aktien zahlen zwar keine Zinsen, schütten aber in Form von Dividenden jährlich Geld an ihre Aktionäre aus. Wer einen Korb von Schweizer Aktien kauft, erzielt derzeit eine Rendite von rund 3%. Das Gute daran ist, dass die Ausschüttungen relativ konstant sind und in der Regel auch in schlechten Börsenjahren anfallen.

In den kommenden Monaten ist nun wieder Zahltag. Diverse Unternehmen haben bereits Dividendenerhöhungen angekündigt. Dabei stechen einmal mehr die drei SMI-Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis heraus. Seit mehr als 25 Jahren erhöhen diese Konzerne stetig und ohne Unterbruch ihre Dividenden und gehören schon allein deswegen in ein breit diversifiziertes Portfolio.     

Matthias Geissbühler, CIO Raiffeisen Schweiz