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Die Börsen brummen - weltweit
Anleger freuen sich über die guten Halbjahreszahlen der Unternehmen und blenden die Risiken zuweilen aus. Das ist gefährlich.
An der Börse herrschte im August Hochsommer. Gute Halbjahreszahlen erfreuten die Anleger und liessen viele Börsenindizes von einem Rekord zum nächsten klettern. Auch der Swiss Market Index (SMI) erreichte Mitte Monat mit 12’573 ein Allzeithoch. Per Ende August handelt der SMI nur 1,2 Prozent tiefer. Im Monatsverlauf hat er 2,4 Prozent zugelegt. Auf Jahressicht liegt der Schweizer Leitindex rund 16 Prozent im Plus, inklusive Dividende beträgt die Rendite gar um 20 Prozent. Damit zählen Schweizer Aktien auch im internationalen Vergleich zu den besten.
Der Optimismus der Anleger fusst aber nicht bloss auf einem erfolgreichen Semesterausweis. Aufgrund voller Auftragsbücher haben viele Unternehmen nach dem ersten Semester ihre Jahresprognose erhöht und so die Anleger bei Laune gehalten. Befeuert werden die Unternehmensergebnisse von ausgabefreudigen Konsumenten, die immer noch daran sind, ihren Corona-Nachholbedarf zu befriedigen. Diese erhöhte Nachfrage führte mancherorts zu Lieferengpässen und in der Folge zu höheren Preisen. Gepaart mit anziehenden Energiekosten befinden sich die Inflationsraten mittlerweile in vielen Ländern weltweit auf einem Niveau wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Trotzdem gelten die Befürchtungen um eine erhöhte Teuerung als temporär. Ein Basiseffekt, der gegen Ende des laufenden Jahres nachlassen sollte. Trotzdem machen immer wieder Ängste um steigende Zinsen die Runde.
Börsen im Höhenflug
Das mit Spannung erwartete alljährliche Treffen der Notenbanker dieser Welt in Jackson Hole hätte eine Antwort auf die Frage, wann und in welchem Umfang das Anleihekaufprogramm in den USA reduziert würde, bringen sollen. Leider liess der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, die Anleger weiter im Ungewissen. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt brauche es weitere «wesentliche Fortschritte», liess Powell verlauten.
Die Börsen nahmen die Aussagen, dass sich an der Geld- und Fiskalpolitik vorläufig nichts ändern werde wohlwollend auf. Der breite US-Markt, gemessen am S&P 500, sowie der technologielastige Nasdaq kletterten auf Rekordstände. Allem Optimismus zum Trotz werden Zinserhöhungen mit zunehmender Wirtschaftserholung immer wahrscheinlicher und drohen dem Aufwärtstrend an den Börsen einen Dämpfer zu versetzen, zumal auch die Bewertungen deutlich über dem langjährigen Schnitt liegen. Aus diesem Grund halten wir an unserem leichten Untergewicht in Aktien fest.
Dass Investoren vorübergehend wieder im Risikomodus operieren, zeigte sich auch an den Kryptowährungen: Der Bitcoin legte im Monatsverlauf– stark schwankend – 2 Prozent zu. Seit seinem Sommertief verteuerte sich die digitale Währung fast 60 Prozent. Damit unterstreicht Bitcoin seine volatile Seite, woran sich auch künftig nicht viel ändern dürfte.
Auch der Goldpreis hat sich nach einem Taucher Anfang August wieder erholt. Das gelbe Edelmetall ist vor allem als Diversifikator gesucht und soll Schwankungen in einem Portfolio reduzieren.
Schlusslicht Asien
Das Nachsehen haben bislang die asiatischen Märkte. Während der japanische Aktienmarkt sowohl im August als auch auf Jahressicht seitwärts tendierte, schwächelten der Hang Seng in Hong Kong sowie die chinesische Börse, gemessen am CSI 300. Das liegt unter anderem daran, dass die chinesische Industrieproduktion an Schwung verloren hat. Mit 6,4 Prozent ist das Wachstum zwar immer noch beachtlich, liegt allerdings hinter den Erwartungen von 7,8 Prozent und dem Vormonatswachstum von 8,3 Prozent.
Weiter belasten erneute Corona-Einschränkungen vor allem den Dienstleistungssektor in China und führen in regelmässigen Abständen zu ganzen Hafenschliessungen, die zu weltweiten Lieferengpässen führen. Tatsächlich drohen erneute Einschränkungen auch in anderen Ländern, da die Corona-Fallzahlen vielerorts wieder anstiegen. Für Unsicherheit ist also weiter gesorgt, weshalb Anleger mit einer etwas vorsichtigeren Gangart gut bedient sind.
Marcel Crameri
Leiter Vermögensberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen