News

07.03.2023

Die Luft ist (vorerst) raus

Finanz Ecke März

Positiven Jahresabschlüssen stehen schwache Ausblicke der Unternehmen gegenüber. Das verunsichert die Anleger. Für einen Lichtblick sorgt die anstehende Dividendensaison. 

Die Börsen haben im Februar ihren Schwung von Anfang Jahr weitgehend verloren. Der Swiss Market Index (SMI) büsste 1,7 Prozent ein. Unter Druck standen die Valoren der Grossbank Credit Suisse, des Technologiekonzerns Logitech oder des Pharmamultis Roche. Auf der anderen Seite eroberten die Aktien des Telekomanbieters Swisscom, des Zementherstellers Holcim und des Pharmazulieferers Lonza gesucht. Titel, die schon seit Anfang Jahr zu den Gewinnern zählen. 

Trotz der Schwäche gilt es hervorzuheben, dass die Jahresabschlüsse im Rahmen der Erwartungen ausfielen und Enttäuschungen mehrheitlich ausblieben. Allerding ist aufgefallen, dass die Schätzungen der Analysten nur noch knapp übertroffen wurden. Zurückhaltung übten die Unternehmen bei ihren Ausblicken. 

Rekordhohe Dividenden
Immerhin dürfte die in den kommenden Wochen beginnende Dividendensaison für eine gewisse Freude bei Anlegern sorgen. Die im breiten Swiss Performance Index (SPI) zusammengefassten Unternehmen sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr rund 52 Milliarden Franken ausschütten, was einem Rekordwert entspricht.  

Dennoch gibt es Anlass zurückhaltend zu sein. Investoren befinden sich im Spannungsfeld zwischen steigenden Zinsen, Inflation und Konjunkturdynamik. In diesem Umfeld geben die jüngsten Inflationsdaten aus Europa keinen Anlass zur Freude. So ist die Teuerung in Frankreich und Spanien im Februar gar wieder angestiegen. Ausschlaggebend waren unter anderem Zweitrundeneffekte bei Nahrungsmitteln und teils auslaufende Energiesubventionen. Auch in den USA ist die Kerninflation im Januar im Vergleich zum Vormonat höher ausgefallen.  

Steigende Zinsen
Aus geldpolitischer Sicht bedeutet das, dass die Zinspolitik länger restriktiv bleiben dürfte als bislang prognostiziert. Es ist in den kommenden Monaten mit weiteren Leitzinserhöhungen zu rechnen, auch wenn die Dynamik diesbezüglich abnimmt. Beim Euro hielten sich die Auswirkungen dieser Aussichten in Grenzen. Nachdem sich dieser zum Franken den ganzen Monat unter der Parität in einem Seitwärtstrend befand, schaffte er es Anfang März wieder kurz darüber. Dagegen hat die Aussicht auf stärker steigende Zinsen den US-Dollar gestärkt. Die US-Valuta verteuerte sich im Februar gegenüber dem Schweizer Franken um 2,8 Prozent.

Tatsächlich hat sich die US-Zinskurve im Februar über das gesamte Laufzeitenband nach oben verschoben. Den stärksten Renditeanstieg, gut 60 Basispunkte, verbuchten drei- und vierjährige Laufzeiten. Eine ähnliche, aber etwas weniger ausgeprägte Entwicklung zeigte die Schweizer Zinslandschaft. Je nach Laufzeit verdienen Investoren mit Schweizer Staatsanleihen im Schnitt zwischen 20 und 30 Basispunkten mehr als noch Anfang des Jahres. Das ist denn auch der Grund, weshalb wir die taktische Quote qualitativ hochwertiger Obligationen leicht erhöht haben. 

Rezessionsgefahr hält an
Da die Zinskurve vielfach invers ist, das heisst kurzfristige Obligationen rentieren höher als länger laufende, empfehlen wir die Duration kurz zu halten. Gerade diese Inversion mahnt zur Vorsicht, ist sie doch ein Zeichen für ein erhöhtes Rezessionsrisiko. 

Obwohl die Unsicherheiten bezüglich des weiteren Inflationsverlaufs und der Wirtschaftsdynamik anhalten, verbilligte sich Gold. Der Kurs sank gut 5 Prozent, da die Opportunitätskosten für das Halten des gelben Edelmetalls mit steigenden Zinsen weiter zunehmen. Aufgrund der wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten halten wir aber an unserem Übergewicht fest. Ähnliches gilt für den Immobiliensektor. Trotz steigender Zinsen legten Schweizer Immobilienfonds im abgelaufenen Monat leicht zu. 

Mit Blick nach vorne raten wir nach wie vor zu einer defensiven Positionierung. Die Bewertungen eskomptieren die nachlassende Konjunkturdynamik unseres Erachtens nur unzureichend. Solange die Notenbanken an der Zinsschraube drehen und die Inflation nicht deutlich zurückgekommen ist, sollten Investoren besondere Vorsicht walten lassen. 

Marcel Crameri
Leiter Vermögensberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen