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08.05.2017

Doch kein Ende mit Schrecken für Europa

Doch kein Ende mit Schrecken für Europa

Nach dem Wahlsieg des parteiunabhängigen und europafreundlichen Emmanuel Macron ist für Europas Institutionen eine weitere grosse Sorge verflogen. Dennoch bleiben neben den Zentralbanken vorerst weiterhin politische Ereignisse im Fokus der Anleger.

An der verhaltenen initialen Marktreaktion im Nachgang zu Macrons Wahl als künftiges Staatsoberhaupt Frankreichs widerspiegelt sich wohl nicht zuletzt auch Skepsis bezüglich der politischen Umsetzbarkeit der dringend notwendigen Reformvorhaben. Mit dem Wahlausgang sind die politischen Risiken zwar eingedämmt – aber damit noch lange nicht vom Tisch.

 

Nach wie vor politische Risiken in Europa

So stehen einerseits mit Nordrhein-Westfalen die letzten von drei Landtagswahlen in diesem Jahr an und bereits am 8. Juni 2017 finden die Neuwahlen in Grossbritannien statt, welche gleichzeitig den Beginn der heissen Phase der EU-Austrittsverhandlungen zwischen dem Königreich und der Europäischen Union einläuten. Der zunehmend schärfer werdende Tonfall zwischen London und Brüssel lässt bereits jetzt vermuten, dass der Scheidungskrieg wohl nicht so reibungslos über die Bühne gehen wird, wie sich die Markteilnehmer das vorgestellt haben.

Und schliesslich rückt Frankreich am 11. und 18. Juni mit den Parlamentswahlen erneut ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt vom Abschneiden von Macrons «En Marche!»-Bewegung hängt vieles davon ab, inwieweit das zukünftige Staatsoberhaupt seine angekündigte Politik und Wirtschaftsreformen überhaupt umsetzen kann.

 

Augenmerk auf die Zentralbanken

Trotz dieser vollen politischen Agenda dürfte der Fokus der Marktteilnehmer auch auf die Zentralbanken gerichtet bleiben. Denn mit dem Wegfall des Frankreich-Risikos ist vor allem die Risikoeinschätzung der EZB hinsichtlich des Wachstumsausblicks für die Eurozone von Interesse. Eine nochmals positivere Rhetorik von Mario Draghi an der Ratssitzung vom 8. Juni dürfte den Beginn einer allmählichen sanften Straffung der expansiven EZB-Geldpolitik weiter konkretisieren. Gleichzeitig sollte die amerikanische Fed bereits Mitte des kommenden Monats den Leitzins um weitere 25 Basispunkte anheben.

In diesem Umfeld scheint eine neutrale Positionierung in europäische und Schweizer Aktien insgesamt weiterhin angezeigt. Denn alleine aufgrund der Tatsache, dass Macron als Präsident gewählt wurde, dürfte es für eine zu starke Euphorie noch zu früh sein.

 

Marcel Crameri

Leiter Anlageberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen