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Fokus auf Sachwerte
Dank der Zinswende der Notenbanken entwickelten sich die Börsen 2024 stark. Angesichts der trüben Konjunkturaussichten werden die Leitzinsen weiter sinken. In der Schweiz verschärft sich somit der Anlagenotstand im neuen Jahr. Attraktive Renditechancen bieten Realwerte.
Trotz eines unsicheren Marktumfeldes entpuppte sich 2024 als erfreuliches Börsenjahr. Massgeblich dazu beigetragen haben die Notenbanken, die angesichts der deutlich zurückgekommenen Inflationsraten die Leitzinsen schrittweise senkten. Inklusive Dividende warf der Swiss Market Index (SMI) eine Rendite von 7,5 Prozent ab, was dem langjährigen Durchschnitt entspricht. Gesucht waren vor allem die Valoren des Zementherstellers Holcim und des Rückversicherers Swiss Re, die 32 Prozent respektive 38 Prozent zulegten. Noch stärker entwickelte sich mit einem Kursplus von über 50 Prozent der Pharmaauftragsfertiger Lonza. Zu den Verlierern gehörten indes die Aktien des Baustoffkonzerns Sika und des Nahrungsmittelriesen Nestlé. Sie büssten etwas mehr als 20 Prozent an Wert ein. Letztere markierten gar ein 6-Jahrestief. Die rote Laterne im Schweizer Leitindex hielt mit einem Minus von knapp 30 Prozent der Logistikspezialist Kühne + Nagel.
Noch besser schnitten die internationalen Börsen ab. So verteuerte sich der EURO STOXX 50 Index in den abgelaufenen 12 Monaten um etwas mehr als 10 Prozent. Der US-amerikanische S&P 500 Index kletterte gar um ein Viertel. Kurstreiber waren in Übersee dank des Hypes um Künstliche Intelligenz (KI) insbesondere die grossen Technologiewerte wie der Chiphersteller Nvidia.
Zinswende geht in die nächste Runde
Die globale Wirtschaft präsentierte sich derweil janusköpfig. Während sich der Dienstleistungssektor und der Konsum sehr robust entwickelten, befindet sich die Industrie seit Monaten in einer Rezession. Geografisch zeigte sich ebenfalls eine grosse Divergenz. Die USA waren einmal mehr das Zugpferd der Weltwirtschaft, während die Konjunktur in Europa und China lahmte. Vor diesem Hintergrund setzten viele Anlegerinnen und Anleger auf Gold als sicherer Kapitalhafen. Der Preis für das gelbe Edelmetall stieg in der Folge im Jahresverlauf um über ein Viertel und markierte ein Allzeithoch bei 2'789 US-Dollar pro Unze.
Auch 2025 wird die Wirtschaft keine grossen Sprünge machen. Die Notenbanken werden daher die geldpolitischen Zügel weiter lockern. Insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Leitzinsen signifikant senken. In der Schweiz rechnen wir für Jahresende mit einem Leitzins von 0 Prozent. In den USA dagegen ist der Handlungsspielraum wegen der zähen Inflation limitiert, weswegen der Dollar gegenüber dem Franken weiterhin zur Stärke neigen dürfte.
Anlagenotstand ist zurück
Neben den Leitzinsen sind in den vergangenen Monaten hierzulande auch die Kapitalmarktrenditen gefallen. 10-jährige Eidgenossen werfen momentan gerade mal 0,3 Prozent ab. Real betrachtet, sprich unter Berücksichtigung der Inflation, sehen sich Anlegerinnen und Anleger in der Schweiz somit wieder mit negativen Renditen konfrontiert. Dasselbe gilt für Sparerinnen und Sparer. Mit den perspektivisch weiter sinkenden Zinsen wird sich dieser Anlagenotstand nochmals akzentuieren. Davon profitieren Sachwerte wie Aktien, Immobilien oder Edelmetalle.
Wir haben deshalb Mitte Dezember Gewinne bei Schweizer-Franken-Obligationen realisiert und die entsprechende Quote reduziert. Im Gegenzug haben wir unsere Positionen bei Gold, Schweizer Immobilienfonds sowie Schweizer Aktien ausgebaut.
Chancen für Schweizer Aktien
Für letztere spricht allerdings nicht nur der Realwertaspekt. Die Krisenherde im Nahen Osten und der Ukraine sowie die vom designierten US-Präsidenten Donald Trump avisierte Handelspolitik dürften 2025 für Volatilität an den Aktienmärkten sorgen. Verschärfend kommt hinzu, dass die Gewinnschätzungen der Analysten gemessen am Konjunkturbild nach wie vor zu ambitioniert sind. Entsprechend dürfte die Sektorrotation aus zyklischen Werten in Richtung defensiverer Segmente wie Gesundheit, Nahrungsmittel und Telekommunikation Fahrt aufnehmen. Der SMI weist einen hohen Anteil an dividendenstarken Titeln aus diesen Bereichen auf. Zudem verorten wir beim heimischen Aktienmarkt ein gewisses Aufholpotenzial gegenüber seinen ausländischen Pendants.
Marcel Crameri
Leiter Vermögensberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen