Kurskorrektur bietet Chancen

23.11.2023

Kurskorrektur bietet Chancen

Finanz Ecke November 2023

Die Unsicherheiten haben im Oktober deutlich zugenommen. Gefragt waren vor allem sichere Häfen. Dabei könnte sich antizyklisches Verhalten gerade jetzt lohnen. 

Der Oktober war ein Monat zum Vergessen. Schwache Quartalabschlüsse, der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel und zunehmender Gegenwind aufgrund der gestiegenen Zinsen haben Anleger verunsichert. Der Anstieg der Volatilität ging einher mit einer saftigen Marktkorrektur. Der breite Schweizer Aktienmarkt, gemessen am Swiss Performance Index (SPI) verlor 5,2 Prozent und handelt damit 3,8 Prozent unter dem Stand von Anfang Jahr. Inklusive Dividendenzahlungen sind es noch -0,9 Prozent. 

Zu den Gewinnern unter den Bluechip-Aktien gehörten im abgelaufenen Monat die Herstellerin von Computerzubehör Logitech mit einem Plus von 13 Prozent, sowie die Versicherer Swiss Re, Zurich Insurance und Swiss Life, die zwischen 2 Prozent und 5 Prozent zulegten. Unter Druck war dagegen der Pharmaauftragsfertiger Lonza, der rund einen Viertel seines Wertes einbüsste. Ebenfalls unter Abgabedruck standen die Titel des Augenheilspezialisten Alcon, des Sanitärtechnikers Geberit und des Vermögensverwalters Partners Group, welche alle je rund 8 Prozent verloren. 

Gesuchtes Gold 
Ein gemischtes Bild lieferte derweil der US-Technologiesektor. Während Microsoft die Erwartungen erfüllte, enttäuschten Alphabet und Meta, die Mutterkonzerne von Google und Facebook die Erwartungen der Anleger. Ebenfalls etwas aus dem Tritt geriet der Halbleiterhersteller Nvidia. Ausschlaggebend waren verschärfte Exportbeschränkungen für Computerchips nach China. Der Kursverlust von fast 20 Prozent seit dem Höchst im August ist allerdings zu relativieren, haben sich die Valoren dieses Jahr doch immer noch beinahe verdreifacht. 

Durch den Anstieg der geopolitischen Unsicherheiten im Nahen Osten geriet Gold wieder in den Fokus der Anleger. Damit hat es einmal mehr bewiesen, dass es für Sicherheit steht. Der Kurs kletterte von 1’848 US-Dollar pro Unze anfangs Monat auf zeitweise über 2’000 US-Dollar. Obwohl sich die Opportunitätskosten für das Halten von Gold aufgrund der gestiegenen Zinsen deutlich verteuerten, bleiben wir aus Diversifikationsgründen übergewichtet. 

Als sichere Häfen waren in diesem Umfeld auch Schweizer Staatsanleihen und der Schweizer Franken gesucht. Letzterer hat gegenüber dem US-Dollar und dem Euro zunächst zugelegt, zum Monatsende hin aber wieder etwas nachgegeben. 

Dass sich die Konjunktur abkühlt, spiegelt sich auch im Verhalten der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank Fed. Beide haben an ihren Sitzungen im Oktober die Leitzinsen unverändert belassen. Obwohl sich die Währungshüter offiziell alle Optionen offenhalten, dürfte der Zinsgipfel erreicht sein. 

USA trotzt dem Abschwung
Gerade in Europa spricht die nachlassende Wirtschaftsdynamik dafür, dass nicht weiter an der Zinsschraube gedreht wird. So schrumpfte die Wirtschaft in der Eurozone im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent. Damit ist der Weg in die Rezession geebnet, denn auch die Aussichten sind eingetrübt. Die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone sind im Oktober von 47.2 auf 46.5 Punkte gefallen und signalisieren so eine Kontraktion der Wirtschaft.

In einer etwas besseren Verfassung präsentieren sich die USA. Vor allem der Konsument hält die Wirtschaft derzeit noch in Schwung. Dabei greift er immer noch auf die hohen Ersparnisse aus der Corona-Pandemie zurück. Da sich diese aber vermehrt dem Ende zu neigen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die konjunkturelle Dynamik abnimmt. Vor allem die höheren Zinsen werden sich als Bremse erweisen.  

Chancen nutzen
Die Renditen für länger laufenden Obligationen sind im Monatsverlauf förmlich in die Höhe geschossen. Die Zinskurve scheint sich zwar zu normalisieren, gleichzeitig steigen die Kosten für Kredite und Unternehmensfinanzierungen.  

Die trüben Aussichten bieten aber auch Chancen, weshalb wir die Schwäche des Schweizer Aktienmarktes genutzt und unsere Position leicht aufgestockt haben. Die defensive Ausrichtung, die hohe Qualität und eine attraktive Dividende sprechen auch in einem unsicheren Umfeld für den Heimmarkt.

Marcel Crameri
Leiter Vermögensberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen