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Steiniger Weg voraus
Steiniger Weg voraus
Die Gratwanderung der Aktienmärkte ist durch solide Unternehmenszahlen gut gesichert. Der Ausweg der Notenbanken aus der Tiefzinspolitik dürfte aber einige steinige Abschnitte bereithalten.
Während der Schweizer Aktienmarkt nach einem fulminanten Jahresstart seit April in eine Seitwärtsbewegung rutscht, setzen die US-Indizes den leichten, aber steilen Aufwärtstrend fort. Der Dow-Jones-Index beispielsweise durfte sich anfangs August erstmals einen Wert über 22‘000 Punkte notieren lassen. Dies mit gütiger Mithilfe von Apple, das mit äusserst positiven Zahlen und der Vorfreude auf das Jubiläums-iPhone unterstützend zum Höhenflug des amerikanischen Leitindex beitrug.
Solide Stimmung an den Märkten
Doch wie lange kann die Hausse bei den teuren Bewertungen anhalten? Für weiter anziehende Aktienkurse spricht die Tatsache, dass die Märkte durch solide Unternehmensergebnisse in der zweiten Berichtssaison dieses Jahres an Widerstandskraft zulegen konnten. Dass auch der Fahrplan der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank raus aus der Tiefzinspolitik weiterhin eher gemächlich aussieht, dürfte vorerst die solide Stimmung unterstützen. Ein Blick auf globale Konjunkturindikatoren bestätigt den momentan vorherrschenden Optimismus. Dies wird auch im Unsicherheitsindex VIX widerspiegelt, der sich auf Tauchstation historischen Tiefstwerten nähert.
Etwas weniger Euphorie herrscht momentan am Schweizer Aktienmarkt, der jüngst nicht mehr bedeutend zulegen konnte. Der beruhigende Ausgang bei den französischen Wahlen Anfang Mai sorgte für den letzten Aufwärtsschub, danach fehlten aber Impulse für weitere Avancen. Davon betroffen sind nicht nur die Schwergewichte des von Pharma und Nahrungsmitteln dominierten SMI. Gleiches ist auch beim Bollwerk der Schweizer Wirtschaft, den kleineren und mittleren Unternehmen, zu beobachten. Trotz insgesamt erfreulichen Berichten zum Geschäftsgang im ersten Halbjahr konnte der Seitwärtskanal nicht durchbrochen werden. Zumindest verleihen die positiven Unternehmenszahlen Stabilität.
Aktuell heftige Währungsbewegungen
Eine nicht zu unterschätzende Rolle für die zukünftige Entwicklung an den Finanzmärkten dürfte der Fahrplan für die Geldpolitik der EZB und der US-Notenbank spielen. Dass die Notenbanken bei der Ankündigung ihrer weiteren Schritte aus dem Zinskeller mit viel Fingerspitzengefühl agieren müssen, ohne die globalen Märkte in allzu heftige Bewegungen zu versetzen, hat vor Monatsfrist Präsident Mario Draghi auf der EZB-Konferenz in Sintra nach seinen zuversichtlichen Äusserungen zu Konjunktur und Inflation erfahren. Draghis Rede löste an den Obligationenmärkten prompt einen Renditeanstieg aus, der in diesem Ausmass wohl nicht erwünscht war. Die damit verbundene Rally des Euros bringt der exportorientierten Schweizer Wirtschaft etwas Entlastung, sorgt aber gleichzeitig für Gegenwind für Unternehmen in der Eurozone. Der gleichzeitig schwächelnde US-Dollar verstärkt die aktuell heftigen Währungsbewegungen. So oder so dürften die geldpolitischen Entscheide auch in den kommenden Wochen für Diskussionen und Bewegung an den globalen Finanzmärkten sorgen und zeigen, ob der noch steiniger wird als erwartet.
Marcel Crameri
Leiter Anlageberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen