Vorsicht, die Rekorde fallen

04.03.2024

Vorsicht, die Rekorde fallen

Finanz Ecke März 24

Im Februar sind verschiedene Aktienindizes auf Rekordstände geklettert. Das ist erfreulich, mahnt aber gleichzeitig zur Vorsicht.  

Was haben der US-amerikanische S&P 500, der deutsche Dax und der japanische Nikkei 225 gemeinsam? Alle drei erklommen im Februar Rekordstände. Das ist erstaunlich, läuft es konjunkturell doch nicht überall rund. So befinden sich Deutschland und Japan in einer Rezession. Für Anleger aus dem Land der aufgehenden Sonne ist es gut 34 Jahre her, als sie sich letztmals über einen Rekordstand ihres Aktienmarktes freuen konnten. Geholfen hat der schwache Yen, der die Exportwirtschaft beflügelt.

In einer anderen Ausgangslage befindet sich die US-Börse. Sie ist getrieben vom Thema «Künstliche Intelligenz» (KI). Dabei stehen wenige grosse Unternehmen im Fokus, die aufgrund ihrer Kapitalisierung den Markt bewegen. Allen voran der Halbleiterproduzent Nvidia. Mit einem Kursanstieg von knapp 60 Prozent seit Anfang Jahr waren die Erwartungen hinsichtlich des Jahresergebnisses entsprechend hoch, wurden vom Unternehmen aber dennoch übertroffen. Auch die anderen US-Techgiganten vermochten mit ihren Jahresabschlüssen zu überzeugen. Die Erhöhung unserer US-Aktienquote im Vormonat hat sich somit vorerst als richtig erwiesen.

Schweiz hat Potenzial
Weniger überzeugend entwickelten sich die hiesigen Indexschwergewichte Nestlé und Roche. Beide haben die Erwartungen der Anleger nicht erfüllt, was auch der Grund dafür ist, dass der Swiss Market Index (SMI) vielen seiner internationalen Pendants hinterherhinkt. Dennoch halten wir an unserer positiven Einschätzung des Schweizer Marktes fest. Eine attraktive Bewertung, eine überdurchschnittliche Dividendenrendite und die defensiven Charakteristika sprechen für die heimischen Unternehmen. 

Die positive Entwicklung der Börsen spiegelt sich auch an der Stimmungslage der Anleger. Diese wird derzeit als extrem gierig eingestuft. Dass Investoren risikofreudiger sind, zeigt sich auch am Bitcoin, dessen Kurs zum Monatsende hin die 60'000 Dollar Marke übersprungen hat und ebenfalls auf einen Rekord hinsteuert. 

Euphorische Anleger
In dieses Bild passt die Entwicklung der Volatilität, auch als Angstbarometer bekannt. Sie ist im Februar deutlich zurückgekommen. Das birgt allerdings die Gefahr, dass eine zu euphorische Gefühlslage der Anleger schnell ins Negative kippen kann. Wir halten deshalb an unserer defensiven Positionierung fest.

Starke Signale kommen weiterhin von der US-Wirtschaft. Diese ist in einer derart robusten Verfassung, dass eine Rezession immer unwahrscheinlicher wird. Das hat aber auch zur Folge, dass sich die Inflation hartnäckiger hält als erwartet und sich die Zinserwartungen veränderten. Mittlerweile geht der Markt nicht mehr von sechs Zinssenkungen wie Anfang Jahr aus, sondern von deren drei. Was einer zunehmend restriktiven Geldpolitik gleichkommt, hatte zwar interessanterweise bislang keinen Einfluss auf die Finanzmärkte, hat aber den US-Dollar gestärkt. Dieser profitiert davon, dass die Zinsdifferenz aufgrund der veränderten Aussichten länger attraktiv bleibt. Aus demselben Grund hat sich auch der Euro gegenüber dem Franken aufgewertet.

Zinskurve bleibt invers
Wenig Veränderung gab es bei den Schweizer Renditen, die sich weitgehend seitwärts bewegten. Anders in Europa oder den USA, wo die Zinsen im Monatsverlauf leicht angestiegen sind und die wohl langsamere Gangart der Notenbanken vorwegnehmen. Nicht verändert hat sich dagegen die Inversion der Zinskurve. Kurzfristige Anlagen werfen immer noch einen höheren Ertrag ab als länger laufende Investitionen. 

Der Goldpreis tendierte, von einem kurzen Taucher abgesehen, seitwärts. Die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall ist intakt und auch wir halten an unserem Übergewicht fest. Vor allem der Ausblick auf sinkende Zinsen in der zweiten Jahreshälfte dürfte zu höheren Notierungen führen. Diese scheinen Schweizer Immobilienfonds bereits vorwegzunehmen. Auch im Februar haben sich diese weiter verteuert. Auch hier halten wir an unserem Übergewicht fest. Sowohl Gold als auch Immobilien verbessern das Risiko-Renditeprofil eines Portfolios. 

Marcel Crameri
Leiter Vermögensberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen