«Lebensversicherungen sind Teil einer ganzheitlichen Vorsorge»

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Schweizerinnen und Schweizer sorgen fürs Alter vor. Doch wenn es darum geht, sich selbst oder die Liebsten abzusichern, sind sie zurückhaltend. Das bringt grosse finanzielle Risiken mit sich. Raiffeisen-Experte Bruno Ambrosetti erklärt, warum Lebensversicherungen wichtig sind und welche Rolle sie in einer ganzheitlichen Vorsorge einnehmen.

 

Schweizerinnen und Schweizer versichern die Sachen, die ihnen lieb und teuer sind: Auto, Handy, Hausrat. Wieso zählt bei vielen das eigene Leben nicht dazu?

An erster Stelle steht da sicherlich das fehlende Bewusstsein: Wir haben in der Schweiz ein gut ausgebautes Sozialsystem. Da gehen viele davon aus, dass der Staat dann schon schaut, wenn etwas passiert. Zum zweiten sind Krankheit und Tod Themen, mit denen man sich nicht gerne beschäftigt und deshalb verdrängt werden. Erfreulicherweise darf man aber sagen: Das Bewusstsein für die Lebensrisiken ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

 

Und woran liegt das?

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Diese Themen werden heute in den Schulen, insbesondere auch den Berufsschulen, vermehrt aufgegriffen. Zudem erhalten die Diskussionen rund um die Reformen der AHV und BVG Beachtung und sorgen für eine Auseinandersetzung mit den finanziellen Konsequenzen. Weiter beobachten wir, dass auch die Folgen von Corona, welche fast täglich in den Medien zu sehen sind, die Bevölkerung schon etwas aufgeschreckt haben.

 

Welches sind die grössten Risiken, die unterschätzt oder vernachlässigt werden?

Ganz klar die Invalidität wegen krankheitsbedingter Erwerbsunfähigkeit. Trotz den Leistungen aus den Sozialversicherungen können die finanziellen Einbussen für die Betroffenen und ihre Angehörigen beträchtlich sein: So erreichen die Zahlungen aus Invalidenversicherung und Pensionskasse in vielen Fällen nur ca. 70 Prozent des letzten Lohnes. Ebenfalls stark unterschätzt werden die Folgen eines Todes für die Hinterbliebenen. Hier betragen die Leistungen oft nur noch 60% des letzten Lohnes – was kaum reicht, um den gewohnten Lebensstandard der ganzen Familie zu erhalten.

«Invalidität und Tod bringen nicht nur grosses menschliches Leid. Die finanziellen Einbussen für die Betroffenen und ihre Angehörigen können beträchtlich sein.»

Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, wegen Krankheit arbeitsunfähig zu werden oder gar frühzeitig zu sterben?

Leider grösser als man vielleicht meinen würde. 2019 bezogen rund 438'000 Personen Leistungen aus der Invalidenversicherung, 247'000 davon eine Invalidenrente. In über 90 % der Fälle ist die Ursache Krankheit und nicht etwa ein Unfall. Im gleichen Jahr verstarben gut 8'800 Personen unter 65 Jahren, auch hier rund 90 Prozent krankheitsbedingt.

 

Wie kann man den finanziellen Risiken entgegen wirken?

Die Risiken können leider nicht verhindert werden, jedoch kann man im Vorfeld dafür sorgen, dass zumindest die wirtschaftlichen Risiken abgesichert sind. Dafür geeignet ist  eine Todesfall-Versicherung oder eine Erwerbsunfähigkeits-Rente, die die Einkommenslücke nach einem solchen Schicksalsschlag absichert.

 

Braucht jemand, der mit der 3. Säule fürs Alter vorsorgt, auch eine Lebensversicherung?

Diese Frage kann man nicht pauschal mit «Ja» oder «Nein» beantworten. Grundsätzlich kann man heute via Bank- oder Versicherungsprodukt sparen und in die 3. Säule einzahlen. Auch eine Kombination von beidem ist möglich. Darüber hinaus beinhalten Versicherungslösung immer auch eine Risikokomponente. Aus unserer Sicht gilt daher für Vorsorgen und Lebensversicherung nicht «entweder oder». Lebensversicherungen gehören vielmehr dazu, denn vorsorgen bedeutet auch, allfällige Risiken abzusichern.

«Eine Todesfall-Versicherung oder eine Erwerbsunfähigkeits-Rente verringern die Einkommenslücke nach einem Schicksalsschlag.»

Was heisst das konkret?

Mit der Altersvorsorge wollen wir uns den gewohnten Lebensstandard nach der Pensionierung sichern. Dafür erstellen wir langfristige Vorsorgesparpläne. Doch was geschieht, wenn auf dem Weg bis zur Pensionierung etwas passiert und wir beispielsweise nicht mehr arbeiten können? Schnell sind die Sparpläne überholt. Statt fortlaufend Kapital anzusparen, müssen wir unser bereits Erspartes plötzlich zur Sicherung des Lebensunterhaltes aufzehren. Mit der Konsequenz, dass das Geld im Alter nicht mehr vorhanden ist. Um diesem Risiko vorzubeugen, braucht es eine individuelle Absicherung. In diesem Fall zum Beispiel mit einer Erwerbsunfähigkeits-Rente, die unsere täglichen Ausgaben deckt, und einer Sparzielabsicherung, die garantiert, dass unsere Sparbeiträge trotz Erwerbsunfähigkeit bis zum Pensionierungsalter weiter einbezahlt werden.

 

Braucht es ein gewisses Mindesteinkommen, dass sich eine Lebensversicherung lohnt?

Nein, grundsätzlich nicht. In erster Linie sollte das finanzielle Risiko abgesichert werden, unabhängig des Einkommens. Das Einkommen spielt eher dann eine Rolle, wenn es um die Sparquote geht. Aber auch hier gilt, je früher ich für das Alter spare, desto weniger muss ich jeden Monat auf die Seite legen. In unseren Beratungen zeigen wir dem Kunden auf, wieviel er monatlich auf die Seite legen muss, damit der gewohnte Lebensstandard im Alter beibehalten werden kann. 

 

Welche Vorteile bringt es, wenn ich meine Versicherungen bei Raiffeisen abschliesse?

Als Bank gehen wir die Fragen zu Vorsorge und Risikoabsicherung von Beginn weg ganzheitlich an. So lassen sich mögliche Einkommenslücken bei Erwerbsunfähigkeit, im Todesfall und im Alter gezielt aufdecken. Dazu analysieren wir zusammen mit den Kunden die jeweilige individuelle Ausgangslage und zeigen auf, welche Leistungen aus allen Säulen unseres Vorsorgesystems in den verschiedenen Lebenssituationen zu erwarten sind. Gemeinsam erarbeiten wir anschliessend eine stimmige Lösung, welche Vorsorgesparen und Risikoversicherungen, aber auch allfällige Hypothekarverpflichtungen integriert berücksichtigt. Da wir nicht nur Bankprodukte, sondern dank unserer Partnerschaft mit der Mobiliar und Helvetia auch die Versicherungen anbieten, profitiert der Kunde von einer ganzheitlichen Beratung aus einer Hand.

Bruno Ambrosetti

Bruno Ambrosetti ist Versicherungs- und Vorsorgeexperte und bei Raiffeisen Schweiz verantwortlich für alle Versicherungsprodukte.

 

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