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09.07.2025

Anlageausblick zweites Halbjahr 2025: Hohe Marktvolatilität

  • Fast alle Anlageklassen konnten im ersten Halbjahr 2025 zulegen
  • Die geopolitischen Unsicherheiten und die Marktvolatilität bleiben hoch, die globale Wirtschaft wächst unter Potenzial
  • Mit der Rückkehr zu Nullzinsen verschärft sich in der Schweiz der Anlagenotstand
  • Diversifikation bleibt zentral, mit Fokus auf Qualität bei der Selektion

St.Gallen, 9. Juli 2025. Die Finanzmärkte haben im ersten Halbjahr den geopolitischen Herausforderungen standgehalten. Trotz anhaltender Kriege in der Ukraine und dem Nahen Osten sowie des Zollstreits in den USA konnten fast alle Anlageklassen eine positive Performance erzielen. Die geopolitischen Unsicherheiten hinterlassen jedoch Spuren: Die globale Wirtschaft verliert an Dynamik und die Planungssicherheit für Unternehmen ist tief. Die Anlageexperten von Raiffeisen erwarten in der zweiten Jahreshälfte eine weiterhin hohe Volatilität an den Aktienmärkten und empfehlen eine breite Portfoliodiversifikation.

 

Schwache Konjunkturdynamik

Das globale Wirtschaftswachstum wird 2025 unter dem langfristigen Potenzialwachstum liegen. Besonders in den USA verliert die Konjunktur deutlich an Schwung. Nach einem Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,8 Prozent im Jahr 2024 erwarten die Ökonomen von Raiffeisen für das laufende Jahr nur noch ein Wachstum von 1,3 Prozent. Auch in Europa und der Schweiz wird lediglich ein moderates Wachstum von je rund einem Prozent prognostiziert.

Die bereits eingeführten Zölle werden sich insbesondere in den USA in Form von steigenden Preisen bemerkbar machen. Die Jahresteuerung dürfte bei rund 3,5 Prozent zu liegen kommen. «Aufgrund der US-Zollpolitik droht der grössten Volkswirtschaft der Welt eine Kombination aus Konjunkturschwäche und steigenden Preisen – eine für die US-Notenbank Fed äusserst ungemütliche Lage, die starke Zinssenkungen praktisch ausschliesst», erklärt Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer (CIO) von Raiffeisen Schweiz.

 

Nullzinsumfeld ist zurück

Mit dem Leitzinsentscheid der SNB im Juni ist die Rückkehr zu Nullzinsen in der Schweiz bereits Realität geworden. In der Folge sind auch die Zinsen von Schweizer Anleihen mit kürzeren Laufzeiten im Jahresverlauf weiter gesunken – bei Staatsanleihen liegen sie bis zu einer Laufzeit von vier Jahren mittlerweile im negativen Bereich. Raiffeisen bleibt daher bei Schweizer-Franken-Obligationen untergewichtet. Zwar sind in der Schweiz Negativzinsen nicht ausgeschlossen, im Basisszenario geht Raiffeisen aber nicht von weiteren Zinssenkungen der SNB aus. Dennoch rät Matthias Geissbühler: «Unter Berücksichtigung der Inflation resultiert für Sparerinnen und Sparer ein negativer Realzins. Wer langfristig sein Vermögen steigern will, muss sein Geld an den Finanzmärkten für sich arbeiten lassen und gezielt in Sachwerte investieren.»

 

Sachwerte bleiben gefragt

Das anhaltende Tiefzinsumfeld spricht weiterhin für Sachwerte wie Aktien, Immobilien und Edelmetalle. Bei Aktien nimmt die Bedeutung der Titelselektion zu. Die schwache Konjunktur dürfte zu weiteren Gewinnrevisionen führen und die Auswirkungen der höheren Zölle treffen Unternehmen unterschiedlich stark. Weniger bis gar nicht betroffen sind Dienstleister und Firmen mit starker Produktionsbasis in den USA. Im Nullzinsumfeld steigt die Bedeutung von Dividenden. Der Swiss Performance Index (SPI) weist eine durchschnittliche Ausschüttungsrendite von über drei Prozent auf. «Wir bevorzugen defensive, dividendenstarke Schweizer Aktien, etwa aus den Bereichen Versicherungen, Telekommunikation, Nahrungsmittel und Gesundheit», erklärt Matthias Geissbühler.

Mit Blick auf die internationalen Börsen sind die Anlageexperten von Raiffeisen zurückhaltender: Der US-Aktienmarkt ist hoch bewertet, die Risikoprämien sind historisch tief. Bei den europäischen Aktien wird nach der starken Performance im ersten Halbjahr mit einer Konsolidierung gerechnet. Auch Währungsentwicklungen bleiben für Anlegerinnen und Anleger ein wichtiger Faktor: Die deutliche Abwertung des US-Dollars von über zehn Prozent in diesem Jahr hat Spuren hinterlassen. Zwar rechnet Raiffeisen kurzfristig mit einer Stabilisierung des Dollars, mittel- und längerfristig dürfte der Franken aber weiter zur Stärke neigen.

Schweizer Immobilienfonds bleiben als Beimischung attraktiv. Sie bieten verhältnismässig stabile Ausschüttungsrenditen von rund zwei Prozent und profitieren zusätzlich von Wertsteigerungen aufgrund gesunkener Zinsen. Gold gehört als Krisenschutz weiterhin in ein Portfolio. «Die geopolitischen Spannungen, Zollrisiken und das stagflationäre Umfeld sprechen für weiter steigende Goldpreise», sagt Matthias Geissbühler. Raiffeisen empfiehlt in einem breit diversifizierten Portfolio eine Immobilien- und Goldquote von je sechseinhalb Prozent.

 

Volatilität als Chance nutzen

Auch in der zweiten Jahreshälfte 2025 ist aufgrund der geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten mit erhöhten Kursschwankungen zu rechnen. «Die Achterbahnfahrt an den Börsen dürfte sich fortsetzen. Schwankungen bedeuten aber immer auch Chancen. Wer aktiv und antizyklisch agiert, kann gezielt davon profitieren», sagt Matthias Geissbühler. Wichtig sei, dass sich Anlegerinnen und Anleger von kurzfristigen Turbulenzen nicht aus dem Konzept bringen lassen und investiert bleiben. Das Festhalten an der langfristigen Anlagestrategie und eine breite Diversifikation sind für den Anlageerfolg entscheidend.