Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Zweijahreshöchst im SMI

Die Schweizer Börse hat Rückenwind. Im Wochenverlauf kletterte der Swiss Market Index (SMI) auf den höchsten Stand seit zwei Jahren. Stark entwickelten sich die Titel des Augenheilkonzerns Alcon. Dieser hat die Umsatzerwartungen des Marktes im ersten Quartal erfüllt. Dass das Unternehmen operativ gar stärker als prognostiziert zulegte, verhalf den Valoren zu einem deutlichen Kurssprung. Die Aktien des Hörgeräteherstellers Sonova profitierten von einem konstruktiven Ausblick und einem höher als erwarteten Gewinn. Erfolgreich wirtschaftete auch der Rückversicherungskonzern Swiss Re, der die Konsensschätzungen beim Umsatz und Gewinn deutlich übertroffen hat. Der Versicherungskonzern Zurich Insurance ist ebenfalls gut ins Jahr gestartet, verbuchte allerdings bei den Lebensversicherungen einen Wachstumseinbruch. Einen Dämpfer gab es für die Aktien des Pharmaauftragsfertigers Lonza. Nachdem die Titel seit Anfang Jahr fast 50% zugelegt hatten, reichte die Bestätigung der Jahresziele nicht für weitere Impulse. Allerdings profitierten die Aktien im Nachgang von einer Kurszielerhöhung durch einen Analysten.

Der Konsument zögert

Die Konsumentenstimmung in der Schweiz kommt gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft SECO nicht so recht auf Touren. Der Wert verharrt seit Anfang Jahr auf demselben Niveau wie in der Spitze der Coronapandemie. In Erwartung steigender Mieten scheint es derzeit unwahrscheinlich, dass sich daran bald etwas ändert.

Gemischte Signale aus den USA

Die US-Erzeugerpreise steigen sowohl gegenüber dem Vormonat als auch dem Vorjahr. Das ist ein beunruhigendes Zeichen im Kampf gegen die Inflation, denn die Kosten der Produzenten werden in der Regel an die Konsumenten weitergegeben und sind so ein Vorbote der künftigen Teuerung. Noch ist die US-Inflation leicht rückläufig, zeigt sich aber gleichzeitig von ihrer hartnäckigen Seite. So ist diese im April von 3.5% auf 3.4% zurückgekommen, die Kernrate – ohne Nahrungsmittel und Energie – sank von 3.8% auf 3.6%. Damit liegen die Werte immer noch deutlich über der Notenbankobergrenze von 2% und sprechen gegen Zinssenkungen. Auch der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, hat diese Woche bestätigt, dass sich die Inflation hartnäckiger hält als ursprünglich gedacht. Dass die gestiegenen Preise zunehmend den US-Konsumenten treffen, zeigt sich an den rückläufigen Einzelhandelsumsätzen.

Handelskrieg USA-China geht in die nächste Runde

Die Aktien der Elektroautobauer Tesla, Rivian und Lucid haben am Dienstag deutlich zugelegt, nachdem die US-Regierung die Strafzölle auf chinesische Elektroautos von 25% auf 100% vervierfacht hat. Ebenfalls erhöht werden die Zölle auf Solarzellen, Batterien von Elektroautos, Halbleiter und diverse andere Produkte. Grund ist die wettbewerbsverzerrende Wirkung chinesischer Subventionen bei diesen Produkten, die den freien Markt stören.

Die Rückkehr der Meme-Aktien

Die Geschichte wiederholt sich. Meme-Aktien wie Game-Stop, AMC, Blackberry oder SunPower gingen diese Woche durch die Decke. Grund ist ein Post von Keith Gill, besser bekannt als «Roaring Kitty», auf der Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter). Er veröffentlichte das Bild eines nach vorne gebeugten Gamers – ein Symbol dafür, dass es ernst wird. Das brisante daran ist, dass es Gill war, der vor drei Jahren über die sozialen Medien eine Jagd auf Aktien wie GameStop auslöste, die bei Leerverkäufern beliebt sind. Diese leihen sich die entsprechenden Aktien, verkaufen sie und spekulieren auf sinkende Kurse, um sie anschliessend günstiger zurückzukaufen und so einen Gewinn zu realisieren. Wie 2021 dürften die Leerverkäufer auf dem falschen Fuss erwischt worden sein. Um ihre Risiken zu reduzieren, müssen sie ihre Positionen zurückkaufen und treiben so den Kurs selbst in die Höhe. Zocker werden für anhaltend hohe Volatilität sorgen.