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Wohin mit dem Gewinn? Dividenden, Aktienrückkäufe, Akquisitionen oder Schuldenabbau

Aktionäre dürfen sich freuen. Die 205 an der Schweizer Börse kotierten Unternehmen werden in diesem Jahr eine Rekordsumme von rund 54 Milliarden Franken an Dividenden ausschütten.

Geldsack mit Münzen

Ausgabe 28.02.2025

Novartis, Roche und Nestlé sind zuverlässige Dividendenzahler

Sie tun es schon wieder. Die drei Schwergewichte des Swiss Market Index (SMI), Nestlé, Roche und Novartis, erhöhen ihre Ausschüttungen und zementieren damit ihren Status als Dividendenaristokraten. Zu diesen werden Unternehmen gezählt, welche die Dividende über mindestens 25 Jahre hinweg kontinuierlich erhöht haben. Insgesamt schütten die drei Blue Chips die Rekordsumme von 22.5 Milliarden Franken an ihre Aktionäre aus und weisen Dividendenrenditen von je rund 3.5% aus. Noch höhere Renditen werfen die Versicherer Swiss Life, Swiss Re und Zurich Insurance sowie der Telekomkonzern Swisscom ab. Für das abgelaufene Geschäftsjahr werden generell rekordhohe Ausschüttungen getätigt: Die 205 im Swiss Performance Index (SPI) zusammengefassten Schweizer Unternehmen führen rund 54 Milliarden Franken in Form von Dividenden an ihre Anteilseigner zurück. Um diese Summe in den Kontext zu stellen, können wir einen Blick auf die geplanten Ausgaben des Bundes werfen. Gemäss Budget 2025 belaufen sich die Staatsausgaben auf 86.4 Milliarden Franken. Mit den Dividenden der kotierten Schweizer Unternehmen liessen sich also fast zwei Drittel der Gesamtausgaben des Bundes finanzieren.

 

Die acht SMI-Titel mit der aktuell höchsten Dividendenrendite

Die acht SMI-Titel mit der aktuell höchsten Dividendenrendite

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Dividenden gewinnen im Tiefzinsumfeld an Bedeutung und erhöhen die relative Attraktivität von Aktien

Für Anlegerinnen und Anleger sind Dividenden eine willkommene Einnahmequelle. Aktuell beläuft sich die Dividendenrendite beim SPI auf rund 2.9%, was in etwa dem langfristigen historischen Durchschnitt entspricht. Nach den Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und dem erneuten Zinsrutsch bei den Anleihen gewinnen diese zusätzlich an Attraktivität.

 

Entwicklung der Dividendenrendite des SPI und der Anleiherendite 10-jähriger Schweizer Staatsanleihen

Entwicklung der Dividendenrendite des SPI und der Anleiherendite 10-jähriger Schweizer Staatsanleihen

Quelle: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Dividenden sind aber nur eine mögliche Form der Gewinnverwendung. Insbesondere im angelsächsischen Raum sind Aktienrückkäufe oft die präferierte Variante. Kaufen Unternehmen ihre eigenen Aktien zurück und werden diese anschliessend «vernichtet», erfolgt eine sogenannte Gewinnverdichtung: Da der Reingewinn auf weniger Aktien verteilt werden muss, steigt der Gewinn pro Aktie. Und dies sollte ceteris paribus zu einer höheren Bewertung, sprich steigenden Aktienkursen, führen. Hinzu kommt, dass Aktienrückkäufe den Unternehmen eine höhere Flexibilität bei der Umsetzung bieten und steuerliche Vorteile haben. Im Gegensatz zu den Dividenden unterliegen diese nicht der Einkommenssteuer. Viele Unternehmen kombinieren auch die beiden Varianten. Novartis beispielsweise hat im Rahmen des im Juli 2023 bekannt gegebenen Aktienrückkaufprogramms im Umfang von bis zu 15 Milliarden US-Dollar aktuell noch 5.4 Milliarden ausstehend. Bei den SMI-Gesellschaften haben derzeit zudem der Industriekonzern ABB, die Grossbank UBS, der Sanitärtechniker Geberit, der Pharmazulieferer Lonza sowie der Lebensversicherer Swiss Life Aktienrückkaufsprogramme am Laufen. Und eine Dividende gibt es jeweils obendrauf. 

Aktienrückkäufe haben aber auch eine Kehrseite. So reduziert sich bei der Vernichtung von eigenen Aktien das Eigenkapital, was zu einer Verschlechterung der Bilanzqualität führt. Hinzu kommt, dass diese oft prozyklisch durchgeführt werden und somit nicht immer wertstiftend sind. Ein Paradebeispiel ist Nestlé: Der Nahrungsmittelkonzern hat im Dezember 2024 sein im Januar 2022 gestartetes Aktienrückkaufprogramm beendet. Insgesamt wurden für 20 Milliarden Franken 187.4 Millionen Aktien an der Börse zurückgekauft. Der Durchschnittspreis lag dabei bei 106.74 Franken und damit fast 20% höher als der aktuelle Börsenkurs von rund 87 Franken. Rückblickend hätte Nestlé also besser das Geld an die Aktionäre ausgeschüttet oder für den Schuldenabbau verwendet. Die Reduktion von Fremdkapital ist die dritte, aber vom Management in der Regel eher weniger präferierte Variante der Gewinnverwendung. 

Eine weitere Möglichkeit ist die Akquisition von Firmen. Gemäss KPMG waren Schweizer Firmen im Bereich Mergers & Acquisitions (M&A) auch 2024 sehr aktiv. Zwar wurden mit 464 Fusionen und Übernahmen 4% weniger Transaktionen als im Jahr 2023 vollzogen. Die Deal-Volumen sind aber um über die Hälfte von 72 Milliarden auf 115 Milliarden US-Dollar angestiegen. Insbesondere Pharmaunternehmen sind sehr aktiv. Im Fokus stehen dabei oft kleinere Biotechnologiefirmen mit vielversprechenden Medikamenten in der Forschungspipeline. Allerdings ist die Erfolgsrate durchzogen. So mussten die Schweizer Pharmakonzerne ihre jüngsten Akquisitionen wertberichtigen oder ganz abschreiben. Bei Novartis betraf dies die Übernahme der deutschen Morphosys und bei Roche die Biotechfirmen Flatiron Health und Spark Therapeutics, die sich jüngst als Fehlinvestitionen erwiesen.

Unter dem Strich sind für Anlegerinnen und Anleger Dividenden oftmals die bevorzugte Variante. Erstens wird dadurch ein stabiles Einkommen erzielt und zweitens kann selbst entschieden werden, wie das Geld (re-)investiert werden soll. Entscheidend ist dabei nicht die absolute Höhe der Dividendenrendite, sondern die Konstanz der Ausschüttungen. Aber auch diesbezüglich gehören die Schweizer Firmen zu den Musterschülern und schon jetzt spricht vieles dafür, dass der diesjährige Dividendenrekord bereits im nächsten Jahr erneut geknackt wird.

Der CIO erklärt: Was heisst das für Sie als Anleger?

Bald ist Zahltag. Im Frühling schütten die Schweizer Unternehmen 54 Milliarden Franken an ihre Aktionäre aus – ein neuer Rekord. Für langfristig orientierte Anleger ist die Dividende ein wesentlicher Bestandteil der Performance. So hat der Swiss Market Index (SMI) seit der Jahrtausendwende 70% an Wert zugelegt. Inklusive reinvestierter Dividenden resultiert gar ein Plus von über 230%. In dieser Zeitspanne hat die Dividende also mehr als die Hälfte zur Gesamtperformance beigetragen. Aktuell liegt die Dividendenrendite des SMI bei 2.9%. Im Vergleich dazu ist die Rendite der 10-jährigen Schweizer Staatsanleihe auf 0.4% zurückgefallen und kompensiert damit nicht einmal mehr die Inflation. Natürlich haben Aktien eine deutlich höhere Volatilität als Anleihen. Wer aber einen langen Anlagehorizont und eine gewisse Risikobereitschaft mitbringt, für den bleiben solide und dividendenstarke Aktien die erste Wahl.

Matthias Geissbühler Portrait

Matthias Geissbühler

Chief Investment Officer Raiffeisen Schweiz

Seit Januar 2019 ist Matthias Geissbühler als Chief Investment Officer (CIO) von Raiffeisen Schweiz für die Anlagepolitik verantwortlich. Zusammen mit seinem Team analysiert er kontinuierlich die weltweiten Geschehnisse an den Finanzmärkten und entwickelt die Anlagestrategie der Bank.