Für die SNB besteht kein Handlungsbedarf

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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins auch im Dezember bei 1.75% belassen. Unser Chefökonom Fredy Hasenmaile erklärt Ihnen, was der Zinsentscheid für wirtschaftliche Auswirkungen hat und beantwortet die wichtigsten Fragen.

 

 

Wie wirkt sich der Entscheid auf die Wirtschaft aus?

Die SNB hat den Leitzins auch im Dezember bei 1.75% belassen. Was sind die Gründe dafür?

Nach der Zinspause im September hat die SNB betont, dass sie bei Bedarf nicht zögern werde, den Leitzins noch weiter anzuheben. Dafür müsste sich aber der Preisausblick erneut spürbar verschlechtern. Zum Jahreswechsel stehen zwar noch einige administrierte Preisanhebungen bevor. Diese sind von der Nationalbank allerdings bereits einkalkuliert. Und die Effekte der ersten Referenzzinssatzanhebung auf die Mietkomponente des Konsumentenpreisindex fielen im November erst einmal überraschend verhalten aus. Darüber hinaus stellt sich der unterliegende Preistrend zuletzt weiterhin entspannter dar. Der Ausblick für eine anhaltende Abkühlung der Schweizer Konjunktur dürfte die Preisrisiken auch im kommenden Jahr gering halten. Entsprechend besteht für die SNB kein Handlungsbedarf. Der Zinshöhepunkt dürfte erreicht worden sein.

 

Ist schon bald wieder mit Zinssenkungen zu rechnen?

Die SNB bleibt geneigt, die Zinsen eher nochmals anzuheben als zu senken. Kurzfristig wird keine Zinssenkung signalisiert. Ohne eine tiefere Rezession, die für die Schweizer Wirtschaft nicht angezeigt ist, dürfte die Inflation wegen der verzögerten administrierten Preisanhebungen zeitweise auch nochmals höher ausfallen. Um einem Wiederanstieg des Preisdrucks keine Chance zu geben, ist eine voreilige Lockerung der Zinsstraffung nicht geboten. Bestätigen die Konjunkturdaten im Verlauf des nächsten Jahres aber - wie von uns erwartet – ein nachhaltig entspannteres Inflationsbild, gehen wir von einer ersten SNB-Zinssenkung bis Ende 2024 aus.

 

Wie stark bremsen die zurückliegenden Zinsanstiege die Schweizer Wirtschaft aus?

Die laufende Abkühlung der Schweizer Konjunktur ist bislang hauptsächlich auf die Flaute des Welthandels zurückzuführen, die das Geschäftsklima vor allem der Schweizer Industrie eingetrübt hat. Aber natürlich bremsen zunehmend auch die höheren Finanzierungskosten der Unternehmen die Investitionstätigkeit. Mit Blick auf das im internationalen Vergleich moderate Zinsniveau in der Schweiz ist dieser Effekt jedoch nicht überzubewerten. Ähnliches gilt für die Hypothekarnehmer, sowie zunehmend auch die Mieter, denen künftig weniger Mittel für ihre Konsumausgaben verbleiben. Insgesamt gehen wir für 2024 von einem weiterhin deutlich unterdurchschnittlichen aber noch moderat positiven Wachstum der Schweizer Wirtschaft aus.

 

Aktuelle Lage auf dem Hypothekarmarkt

Was bedeutet der unveränderte Leitzins für den Hypothekarmarkt?

Mit der Zinspause der SNB ändert sich die Situation für die Hypothekarnehmer mit einer variablen Hypothek nicht. Die Konditionen für Festhypotheken haben mit der Aussicht auf ein Erreichen des Zinshöhepunkts und mit den gestiegenen Erwartungen für einen wieder etwas tieferen Leitzins im nächsten Jahr hingegen bereits reagiert. Die Zinssätze für längerfristige Finanzierungen liegen mittlerweile deutlich unter den Höchstwerten vom letzten Jahr und sind günstiger als für SARON-Hypotheken.

 

Welchen Einfluss hat dies auf die Preise für Wohneigentum?

Das höhere Zinsniveau hat die Erschwinglichkeit von Wohneigentum weiter verschlechtert und die Nachfrage deutlich reduziert. Der Aufwärtstrend bei den Immobilienpreisen sollte sich somit weiter abschwächen, Zinshöhepunkt hin oder her. 2024 können wir uns deshalb sogar leichte Preisrückgänge beim Wohneigentum vorstellen. Eine starke Korrektur erscheint wegen der Knappheit an Wohnraum jedoch sehr unwahrscheinlich.

 

Wie sollen sich Kundinnen und Kunden am besten verhalten, wenn deren Zinsbindung in nächster Zeit ausläuft?

Mit einer längeren Zinsbindung fährt man aktuell etwas besser als mit einer SARON-Hypothek. Längerfristige Festhypotheken machen vor allem dann Sinn, wenn man von einer hartnäckigen Inflation und damit wenig Zinssenkungsspielraum für die Nationalbank ausgeht. Auch wenn man eine fixe Kalkulationsgrundlage bevorzugt, bietet sich eine mehrjährige Festhypothek an. Kürzere Laufzeiten sind hingegen vorteilhafter, wenn man von einer ausgeprägten Konjunkturschwäche ausgeht, einhergehend mit einer stärkeren Beruhigung des Inflationsumfelds. Dann könnte man von mehr SNB-Zinssenkungen in nicht allzu ferner Zukunft profitieren. Auf Jahressicht sehen wir in unserem Basisszenario die Finanzierungskosten über die Laufzeiten hinweg nicht sehr weit voneinander abweichen.

 

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Aktuelle Lage im Bereich Anlegen und Sparen

Wie entwickeln sich die Sparzinsen nach diesem Entscheid?

Grundsätzlich folgen die Zinsen auf Sparkonten der Entwicklung des SNB-Leitzinses immer verzögert, und zwar sowohl bei Leitzinserhöhungen wie auch -senkungen.

 

Aktuelle Lage für Unternehmer

Können Firmenkundinnen und Firmenkunden mit Geldmarktkrediten bereits aufatmen?

Da die SNB, anders als bis vor Kurzem erwartet, den Leitzins nicht weiter auf 2.0% angehoben hat, sind Geldmarktkredite nicht nochmals teurer geworden. Da die Zinsbelastung im historischen Vergleich immer noch als moderat bezeichnet werden kann, sollte ein funktionierendes Geschäftsmodell beim aktuellen Niveau nicht ins Wanken kommen. Sollte dies dennoch der Fall sein, stellt sich grundsätzlich die Frage über die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.

 

Wie sieht die Entwicklung bei den Renditeliegenschaften aus?

Die Attraktivität von Immobilienanlagen hat wegen der stark gestiegenen Finanzierungskosten sowie dem Anpassungsdruck bei den Bewertungen deutlich abgenommen. Investitionen in Renditeliegenschaften sind nicht mehr alternativlos und insbesondere institutionelle Investoren treten weniger als Käufer auf. Auch die Nachfrage von stark fremdfinanzierten Investoren dürfte sich weiter abschwächen. Daher lassen sich derzeit am Markt Preiskorrekturen bei Renditeliegenschaften beobachten. Diese fallen jedoch überschaubar aus, zumal nicht mit weiteren Leitzinserhöhungen zu rechnen ist und die Wohnungsknappheit die künftigen Mieterträge positiv beeinflusst. 

 

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