Scheidung – das unterschätzte Vorsorgerisiko

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Eheleute gehen in der Regel davon aus, dass sie den Bund fürs Leben schliessen; ganz nach der Devise «bis dass der Tod Euch scheidet». Selten thematisiert werden die Folgen einer Scheidung; dabei sind diese finanziell und emotional ähnlich lebenseinschneidend wie der Verlust des Ehepartners durch Tod. Wer sich frühzeitig damit auseinandersetzt, ist im Falle eines Falles gewappnet.

Zwei von fünf Ehen werden geschieden

Im Jahr 2019 haben rund 43'000 Ehepaare in der Schweiz ihren Partner verloren: 60 % davon unerwünscht durch Tod des Partners, 40 % selbst herbeigeführt durch Ehescheidung. Aktuell werden in der Schweiz rund zwei von fünf Ehen geschieden. Das Risiko einer Auflösung der Ehe ist somit erheblich und sollte in der langfristigen Vorsorge- und Finanzplanung genauso berücksichtigt werden wie die anderen Vorsorgerisiken (Tod, Krankheit, Unfall).

Bundesgerichts-Urteile 

Das Bundesgericht hat in einer Serie von Urteilen entschieden, dass die Ehe keine automatische Lebensversicherung mehr ist. Neu gilt die Pflicht zur Eigenversorgung ab dem Zeitpunkt, in dem sich die Trennung abzeichnet. Die sogenannte „45er-Regel“ hat ausgedient: Auch Hausfrauen, die älter als 45 Jahre sind und den ursprünglichen Beruf zu Gunsten der Familie aufgegeben hatten, sollen nach einer Scheidung wirtschaftlich auf eigenen Füssen stehen. Umso wichtiger ist es daher insbesondere für Frauen, sich bereits vor der Heirat und Familiengründung mit den möglichen Konsequenzen einer Trennung auseinanderzusetzen.

 

Auswirkungen einer Scheidung 

Gemäss dem Raiffeisen Vorsorgebarometer befassen sich 75 % der Befragten zum Zeitpunkt der Scheidung nicht mit dem Thema Altersvorsorge. In der persönlichen Altersvorsorge hinterlässt das deutliche Spuren. Wie werden die während der Ehe erwirtschafteten Ansprüche und Vermögen im Falle einer Scheidung geteilt und wo besteht Handlungsbedarf? 

 

In der nachstehenden Grafik sehen Sie wie sich eine Scheidung auf die drei Säulen auswirkt:

Scheidung

Auswirkungen einer Scheidung

Tipps für Heiratswillige & Eheleute:

Gemäss der neuen Rechtsprechung des Bundesgerichtes gilt die Ehe nicht mehr als Lebensversicherung. Das herkömmliche Familienmodell, in dem die Ehefrau die Kinder betreut und der Ehegatte für den Broterwerb verantwortlich ist, hat ausgedient. Nach einer Scheidung sollen heute beide Partner aktiv zum Lebensunterhalt beitragen.

 

Was können Sie heute tun, damit Sie auf alle Eventualitäten vorbereitet sind?

  • Machen Sie sich frühzeitig Gedanken über die gemeinsame Karriere- und Lebensplanung. Welches Familienmodell passt zu Ihnen beiden?
  • Machen Sie sich mit der neuen Situation vertraut. Was sind die materiellen und immateriellen Konsequenzen?
  • Übernehmen Sie beide zusammen die Verantwortung für Ihre Geldanlage und Altersvorsorge.
  • Falls Sie sich eine Babypause oder eine berufliche Auszeit gönnen – halten Sie sich beruflich auf dem aktuellen Stand.
  • Falls Sie Teilzeit arbeiten – planen Sie diese gut und sorgen Sie entsprechend vor.
  • Auch wenn es unromantisch anmutet – berücksichtigen Sie das Risiko Scheidung in der persönlichen Vorsorge- und Finanzplanung genauso wie die Risiken Tod/Krankheit/Unfall.