Reines Gewissen vs. gute Rendite – geht beides?

Anlagen, die auf Nachhaltigkeit setzen und kritische Aktivitäten meiden, werden immer beliebter. Doch neben einem guten Gewissen wünschen sich Anlegerinnen und Anleger auch einen möglichst hohen Ertrag. Passt das zusammen?

Nachhaltige Anlagen: Eine Win-win-Chance

 

Erneuerbare Energien, Unternehmen mit hohen sozialen Standards oder besonders guten Geschäftspraktiken. Wer auf nachhaltige Anlageprodukte setzt, hat ein ruhiges Gewissen. Doch bedeutet die Investition in nachhaltige Firmen, dass man die Ertragschancen hinten anstellen muss? «Nein, nachhaltige Anlagen stehen den konventionellen meist in nichts nach», sagt Erol Bilecen, Leiter des Kompetenzzentrums für nachhaltiges Anlegen bei Raiffeisen Schweiz.

Rendite und Nachhaltigkeit – ein Gegensatz?

 

Bei nachhaltigen Anlagen muss man keine grundsätzliche Renditeeinbusse in Kauf nehmen. Sowohl beim konventionellen wie auch beim nachhaltigen Anlegen wählt man jene Wertpapiere aus, die finanziell besonders attraktiv erscheinen. Mit dem Unterschied, dass man bei nachhaltigen Anlagen auf viele weitere Punkte achtet. So werden neben den klassischen finanziellen Kriterien wie Rendite, Liquidität und Risiko zusätzlich die Aspekte Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) – kurz ESG – berücksichtigt. Dadurch fliessen wesentliche Informationen über die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens in die Anlageentscheidung ein.

«Mittel- bis langfristig ist das Risiko-Rendite-Verhältnis tendenziell sogar besser.»

Erol Bilecen, Leiter des Kompetenzzentrums für nachhaltiges Anlegen bei Raiffeisen Schweiz

Das rechnet sich: Studien zeigen, dass aktiv gemanagte nachhaltige Anlagen in Bezug auf die Rendite mindestens gleich gut abschneiden wie vergleichbare konventionelle Anlagen. «Mittel- bis langfristig ist das Risiko-Rendite-Verhältnis tendenziell sogar besser», erklärt Bilecen. Denn nachhaltig orientierte Unternehmen handeln zukunftsgerichtet und sind für allfällige Krisen besser gewappnet. 

Was können nachhaltige Anlagen besonders gut?

 

«Wertschwankungen sind bei nachhaltigen Anlagen in der Regel eher kleiner als bei konventionellen», so Bilecen. Zwar unterliegen auch nachhaltige Aktien und Obligationen Marktschwankungen. «Nachhaltige Unternehmen arbeiten aber in der Regel umsichtiger. Das führt zu weniger Auf und Ab im Portfolio.» Zudem werden Unternehmen mit kritischen Produkten wie Waffen, Alkohol, Tabak, Pornografie, Kernenergie, Kohle, Öl und grüne Gentechnik kategorisch ausgeschlossen – denn diese bergen unter anderem hohe Reputations- oder Regulierungsrisiken.

Des Weiteren sinkt bei nachhaltigen Obligationen, also Staats- und Unternehmensanleihen, generell das Schuldnerrisiko: Denn je besser das Nachhaltigkeitsrating eines Staates oder eines Unternehmens ist, desto geringer sollte das Risiko des Schuldners sein.

Brauchen nachhaltig orientierte Anleger einen längeren Anlagehorizont?

 

Grundsätzlich sollte Geld immer mittel- bis langfristig angelegt werden – egal, ob die Anlagen nachhaltig sind oder nicht. Bei nachhaltigen Fonds ist ein längerer Zeithorizont aber noch etwas wichtiger. Denn: «Bis Nachhaltigkeit Wirkung erzielt und die grossen Effekte und Trends zum Tragen kommen, braucht es Zeit», erläutert der Nachhaltigkeitsexperte.

«Der Anleger nimmt mit dem hohen Aktienanteil bewusst grössere Schwankungen und somit auch temporäre Kursverluste in Kauf – hat aber über die Zeit die Chance auf höhere Renditen.»

Erol Bilecen, Leiter des Kompetenzzentrums für nachhaltiges Anlegen bei Raiffeisen Schweiz

Wichtig ist aber auch, welche Anlagestrategie man wählt. So braucht man etwa für Anlagepakete mit einem grossen Aktienanteil generell mehr Geduld als für Anlagefonds mit einem hohen Anteil an Obligationen, da das Risiko bei Aktien kurzfristig höher ist. «Der Anleger nimmt mit dem hohen Aktienanteil bewusst grössere Schwankungen und somit auch temporäre Kursverluste in Kauf – hat aber, wie die Erfahrung auch zeigt, über die Zeit die Chance auf höhere Renditen», erklärt Bilecen. 

Bewirken alle nachhaltigen Anlageprodukte dasselbe?

 

«Selbst wenn die finanziellen Anlagestrategien dieselben sind: Nicht jedes nachhaltige Anlageprodukt eignet sich für jeden Anleger gleich gut», gibt Bilecen zu Bedenken. Denn wenn es um Nachhaltigkeit geht, werden Anlegerinnen und Anleger von unterschiedlichen Motiven geleitet: Während bei den einen die Verbesserung des Risiko-Ertrag-Profils im Vordergund steht, möchten andere etwas Positives bewirken. Ein Dritter wiederum möchte den Anlageentscheid in erster Linie mit den eigenen Werten in Einklang bringen. Diese Wünsche und Erwartungen sollten bei der Auswahl der passenden nachhaltigen Anlagelösung unbedingt berücksichtigt werden.

Raiffeisen setzt auf nachhaltige Anlagen. Weshalb?

 

Raiffeisen bietet bereits seit 20 Jahren nachhaltige Anlagen an und hat über diese Zeit mit «Futura» einen eigenen Ansatz entwickelt. «Als Genossenschaftsbank sehen wir uns in einer Verantwortung, nicht nur unseren Kundinnen und Kunden gegenüber, sondern auch für kommende Generationen», sagt Bilecen. In den vergangenen Jahren haben Bedeutung und Dringlichkeit von ökologischen und sozialen Themen für Gesellschaft und Wirtschaft deutlich zugenommen. Unternehmen setzen bei ihren Geschäftsmodellen verstärkt auch Nachhaltigkeit, um Risiken zu reduzieren und Chancen frühzeitig zu erkennen. Damit gewinnt Nachhaltigkeit noch mehr ökonomische Relevanz und wird für Raiffeisen zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Anlageprozesses. «Durch die grundsätzlich systematische Berücksichtigung von Nachhaltigkeit in unseren Anlagelösungen wollen wir deren Wertentwicklung für unsere Kundinnen und Kunden langfristig verbessern – aber möglichst nicht auf Kosten von Umwelt und Gesellschaft», ergänzt Bilecen.

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