Interview mit Frank Mackuth

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«Die Basis für das gute Ergebnis 2023 ist unser Geschäftsmodell mit unserer Haltung des Möglichmachens.»

Frank Mackuth, Vorsitzender der Bankleitung im Interview

Frank Mackuth, Vorsitzender der Bankleitung Raiffeisenbank Mittelgösgen-Staffelegg

 

Die Raiffeisenbank Mittelgösgen-Staffelegg hat das Jahr 2023 mit einem sehr guten Ergebnis abgeschlossen. Im Kerngeschäft setzte sich das kontinuierliche Wachstum fort. Die Hypothekarforderungen stiegen auf 962 Millionen Franken. Auch im Vorsorge- und Anlagegeschäft legte die Bank zu. Mit einem Jahresgewinn von 1.21 Millionen Franken steigerte sie den Vorjahresgewinn um 8.19 Prozent. Frank Mackuth, Vorsitzender der Bankleitung Raiffeisenbank Mittelgösgen-Staffelegg blickt auf das vergangene Jahr zurück und in die Zukunft.

 

Frank Mackuth, wie lässt sich das Geschäftsjahr 2023 der Raiffeisen Mittelgösgen-Staffelegg zusammenfassen?

Aufreibend, abwechslungsreich und finanziell sehr erfolgreich sind wohl die passenden Stichworte dafür. Die Marktsituation mit dem Zinsumfeld hat sich normalisiert, was für eine Bank, wie wir es sind, positive Auswirkungen hat. Herausfordernd war und ist die Personalsituation, was leider die ganze Branche betrifft. Und die immer anspruchsvolleren regulatorischen Vorschriften beschäftigten uns ebenfalls stark und – man muss es so sagen – behindern uns fast ein wenig in unserer täglichen Arbeit. Denn unser oberstes Credo ist es, ganz nah an den Bedürfnissen der Kundschaft zu sein. Entsprechend galt es 2023, die richtige Balance zu finden und uns selbst zu reflektieren. Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen.

 

Was waren Ihre persönlichen Highlights im Geschäftsjahr 2023?

Da gibt es einige. Doch die erste physische Generalversammlung an zwei Standorten war eine Herkulesaufgabe und ich bin stolz, dass wir so viele positive Rückmeldungen dazu erhalten haben. Stolz bin ich auch darauf, dass wir 2023 das 10’000. Mitglied begrüssen durften – ein Meilenstein, auf den wir engagiert hingearbeitet haben.

 

Die Raiffeisen ist die führende Hypothekarbank. Wie beurteilen Sie die Entwicklung hierzu?

Die erhöhten Zinsen haben zu einem Rückgang der Anfragen für Neufinanzierungen geführt. Gleichzeitig ist der Immobilienmarkt mit einem begrenzten Angebot konfrontiert, was zu höheren Preisen für Wohneigentum führt und den Kauf eines Eigenheims erschwert. Trotz dieser Umstände bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass Wohneigentum für viele Kunden erstrebenswert bleibt und weiteres Wachstum möglich ist.

 

Raiffeisen hat auch im Vorsorge- und Anlagegeschäft zugelegt. Was steckt hinter diesem Fortschritt?

Es stimmt, wir haben in den letzten Jahren viel investiert, um unsere Kundschaft bei ihren Anlageentscheidungen optimal zu unterstützen – übrigens auch auf dem digitalen Weg. So kann die Kundschaft mittels E-Banking direkt ein Depot eröffnen und Investitionen selbstständig tätigen. Eine gute Risikoaufklärung und die Bestimmung des Anlageziels stehen dabei am Anfang des zukünftigen Erfolges. Allerdings: Die aktuell schwierige Wirtschaftslage und das deutlich unterdurchschnittliche Wachstum der Wirtschaft spielten hier auch eine wichtige Rolle. So sind durch Umschichtungen zwar die Kundendepots gewachsen, gleichzeitig liegt aber auch weniger Geld auf den Sparkonten.

 

Worauf führen Sie den Erfolg der Raiffeisenbank Mittelgösgen-Staffelegg zurück?

Die Basis für das gute Jahresergebnis 2023 ist unser bewährtes Geschäftsmodell mit unserer Haltung des «Möglichmachens». Wir sind in der Region stark verankert, geniessen bei der Bevölkerung ein gutes Image und verstehen uns als «Problemlöser». Diese Rolle pflegen wir verantwortungsbewusst – und zwar seit unserer Gründung vor über 100 Jahren. Mit unseren Jubiläumsaktivitäten in diesem Jahr möchten wir vor allem «Danke» sagen und das Vertrauen in uns weiter stärken. Denn egal, um welches finanzielle Anliegen es geht – wir sind «Da – Für Sie».

 

Ende Jahr wurde die Geschäftsstelle Obergösgen geschlossen. Sind weitere Standort-Anpassungen geplant?

Von einer Schliessung der Geschäftsstelle würde ich nicht sprechen. Wir haben das Angebot den Bedürfnissen angepasst. Wir bleiben mit unserem Servicestandort in Obergösgen präsent und auch die Geldversorgung wird dank Bancomaten weiterhin sichergestellt. In den nächsten Jahren sind Sanierungen und Umbauten an allen Standorten unserer Bank vorgesehen, damit wir unsere Kundinnen und Kunden ideal bedienen können. Moderne Arbeitsplätze für unsere Mitarbeitenden sind Voraussetzung dafür.

 

Auf politischer Ebene werden immer wieder die Eigenkapitalanforderungen der FINMA thematisiert. Wie ist die Raiffeisen da aufgestellt?

Unsere Bank ist mit einem Eigenkapital von über CHF 80 Mio. sehr gut kapitalisiert. Damit übertreffen wir die Anforderungen der FINMA deutlich und erreichen eine Gesamtkapitalquote von 24%.

 

Das Zinsumfeld scheint sich zu erholen. Mit welcher Entwicklung rechnen Sie?

Ich rechne mit keinen weiteren Zinserhöhungen der Nationalbank, da sich die Inflation unter der 2%-Marke befindet. Den Höchstzinssatz bei den Hypotheken hatten wir im Frühling 2023 mit über 3% gesehen. Seither sind die Zinsen zurückgegangen und aktuell stehen wir bei 2.3%. Im Jahr 2024 erwarte ich keine grossen Bewegungen. Je nach wirtschaftlichem Verlauf erwarte ich die erste Zinssenkung in der zweiten Jahreshälfte 2024.

 

Stichwort Geopolitik, Inflation und Konjunktur. Wie gut geht die Raiffeisen mit diesen Rahmenbedingungen um?

Wir können auf ein sehr gutes Analyseteam bei Raiffeisen Schweiz vertrauen, welches die Entwicklungen sehr eng verfolgt und uns mit vielen Details beliefert. Diese fliessen dann in die Entscheidungen der Bankleitung, wenn es beispielsweise um die Festlegung der Zinsen geht. Auch unseren Kundenberatern stehen diese Informationen zur Verfügung, damit die daraus gewonnenen Erkenntnisse im Kundengespräch zu Gunsten der Kunden eingesetzt werden können.

 

Welche strategische Zielsetzung wurden erreicht, welche gehen Sie in den nächsten Jahren an?

In den vergangenen Jahren haben wir uns intensiv auf die Bedürfnisse unserer Kunden fokussiert, um unsere bereits starke Position weiter auszubauen und unseren Kundinnen und Kunden umfassende Beratung in allen Lebenslagen zu bieten. Die Erfolge, die wir in dieser Zeit erzielt haben, erfüllen uns mit Freude und haben unsere Unabhängigkeit zusätzlich gestärkt. Bedauerlicherweise stellt auch uns der Fachkräftemangel vor Herausforderungen, da qualifizierte Leute stark umworben werden und dies vermehrt zu Mitarbeiterwechseln führt. Aus diesem Grund ist es mein Ziel, in Zukunft Ausbildungsplätze anzubieten, um eigene Talente zu entwickeln.

 

Digitalisierung, Neobanken und Open Banking sind in aller Munde. Wie geht die Raiffeisen damit um?

Wir beobachten den Markt aktiv und haben in den letzten Jahren sehr viel in unsere IT-Infrastruktur investiert. Die vielen Apps fürs Banking sollen bis ins 2025 durch unser neues Kundenerlebnisportal ersetzt werden. Damit erhalten unsere Kunden einen Kanal, in welchem die vielen Vorteile von Raiffeisen mit Ticketing (Konzerte und Skitageskarten), das E-Banking, die digitale Anlagelösungen und den Selbstservicemöglichkeiten mit Kontoeröffnungen und Kartenbewirtschaftung über einen Zugangskanal ermöglicht werden. 

 

Apropos Wettbewerb – dieser ist auch ein Treiber für Innovation. Welche Trends gibt es und laufen Neo-Banken den etablierten, traditionellen Finanzinstituten bezüglich Digitalisierung den Rang ab?

Der Wettbewerb unter den Banken ist gesund und kommt den Kunden zugute. Die Neo-Banken tragen dazu bei, dass die arrivierten Banken anfangen neu zu denken. Die Angebote der Neo-Banken sind aktuell attraktiv, da sehr einfache Eröffnungen möglich sind und auch die Dienstleistungen gratis oder sehr günstig sind. Über eine längere Zeit werden jedoch auch diese Banken bei den Gebühren zulegen, da sie wirtschaftlich profitabel sein müssen. Dadurch wird die Attraktivität abnehmen. Für die weitere Entwicklung des Bankings sind sie jedoch wichtig, denn Konkurrenz belebt das Geschäft und Innovationen werden gefördert. 

 

Worauf freuen Sie sich besonders, wenn Sie an das Jahr 2024 denken?

Natürlich auf unser Jubiläum! Wir feiern es unter dem Claim «100 Jahre gemeinsame Geschichten». Einerseits möchten wir weiter gemeinsam Visionen, Träume und Ideen verwirklichen. Andererseits freuen wir uns darauf, gemeinsam mit unseren Mitgliedern zu feiern, insbesondere während unseres Wochenendes im «Das Zelt». Es bereitet mir besondere Freude zu sehen, dass diese Veranstaltung auf unsere Initiative hin in unserer Region in Obergösgen stattfinden wird. Zusätzlich haben wir an vier verschiedenen Standorten Jassturniere für die Bevölkerung geplant. Und schliesslich möchten wir uns im Jubiläumsjahr für einzigartige und besondere Projekte engagieren, die dem Gesamtwohl zugutekommen.

 

Als Vorsitzender der Bankleitung sind Sie ein stets gefragter Mann und tragen eine entsprechende Verantwortung. Wie halten Sie sich fit und schalten ab?

Ich bin aktiver Tennisspieler beim Tennisclub Bally in Schönenwerd. Im Winter geniesse ich die schöne Bergwelt im Haslital beim Skifahren und in den Ferien sind wir meistens ohne grosse Pläne mit dem Wohnmobil unterwegs und geniessen die Freizeit mit gutem Essen, Velotouren und Füsse hochlagern. 

 
Januar, 2024