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Vorsorgebarometer 2023: Eigenverantwortung ist Trumpf

Die Schweizer Bevölkerung nimmt ihre Vorsorge selbst in die Hand: Sie investiert in Wertschriften und plant die Pensionierung individuell. Die fünf wichtigsten Erkenntnisse des Raiffeisen Vorsorgebarometers 2023.

Erkenntnis #1

Vorsorgen mit Wertschriften wird immer beliebter.

42 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer investieren ihre Säule-3a-Gelder in Wertschriften – zum Beispiel in Vorsorgefonds. Das ist ein neuer Rekordwert: Vor fünf Jahren waren es lediglich 27 Prozent. Das Vorsorgekonto hat mit 47 Prozent nur noch knapp die Nase vorn.

 

Vorsorgeexpertin Andrea Klein sagt: «Das Vorsorgekonto ist nur vermeintlich sicherer.»

Zwar gibt es auf dem Konto keine Kursschwankungen. Aufgrund der Inflation verliert Ihr Geld auf dem Konto mit der Zeit aber kontinuierlich an Wert.

Erkenntnis #2

Kapitalbezug liegt im Trend.

18 Prozent der Befragten würden sich ihr Pensionskassenvermögen am liebsten als Kapital auszahlen lassen. Damit ist der Kapitalbezug beliebter denn je. Rund ein Drittel entscheidet sich für eine Mischform aus Rente und Kapital. Der Rentenbezug hingegen verliert an Relevanz und ist mit 38 Prozent auf dem tiefsten Stand der letzten sechs Jahre.

 

Vorsorgeexperte Tashi Gumbatshang sagt: «Sorgfältiges Abwägen ist Pflicht.»

Rente, Kapital oder beides? Das sollten Sie sorgfältig abwägen, denn der Entscheid ist unumkehrbar und hat finanzielle Konsequenzen bis ans Lebensende: Die Rente bietet stabile, lebenslange Einkünfte, der Kapitalbezug viel Flexibilität – aber auch die Gefahr von späteren Einkommenslücken. Am besten lassen Sie sich dabei von Ihrem Bankberater oder Ihrer Bankberaterin unterstützen. Denn die Wissensfragen im Vorsorgebarometer haben auch gezeigt: Über die 2. Säule weiss die Schweizer Bevölkerung am wenigsten gut Bescheid.

Erkenntnis #3

Das Vertrauen in die AHV sinkt.

18 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer haben ein tiefes oder sehr tiefes Vertrauen in die AHV. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr. Geht es nach der Mehrheit, ist jeder selbst verantwortlich, seine Vorsorgelücken zu schliessen: 54 Prozent appellieren an die Eigenverantwortung. Nur 22 Prozent sehen den Staat in der Pflicht.

 

Vorsorgeexperte Tashi Gumbatshang sagt: «Staat oder Eigenverantwortung? Es braucht beides.»

Der Staat sorgt für die Grundsicherung. AHV und Pensionskasse machen aber bei den meisten bloss 60 bis 70 Prozent des letzten Einkommens aus. Um den gewohnten Lebensstandard im Alter weiterhin zu finanzieren, brauchen Sie zusätzlich die private Vorsorge.

Erkenntnis #4

Geld ist ein Partnerschaftsthema, Vorsorge nicht unbedingt.

Die grosse Mehrheit spricht in der Beziehung über Finanzen. Rund die Hälfte tauscht sich über Themen wie Budget und Ausgaben, Einkommen und Vermögen oder Steuern aus. Über komplexere Themen wird weniger gesprochen. Zum Beispiel diskutieren lediglich 37 Prozent über die Altersvorsorge.

 

Vorsorgeexpertin Andrea Klein sagt: «Vorsorge ist eine partnerschaftliche Aufgabe.»

Verheiratet oder nicht? Geteilte Kinderbetreuung oder nicht? Wie Sie als Paar oder Familie leben, wirkt sich stark auf Ihre Vorsorgesituation aus. Insbesondere Frauen haben oft Handlungsbedarf: Sie arbeiten nach wie vor meist Teilzeit – und sind ohne zusätzliche Massnahmen schlecht fürs Alter abgesichert. Deshalb sollte die Vorsorge am Familientisch ein Thema sein. Dazu gehören auch schwierige Aspekte wie die Konsequenzen von Trennung, Scheidung oder Todesfall.

Erkenntnis #5

Der Wunsch nach Frühpensionierung nimmt zu.

Fast ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer möchte sich frühzeitig pensionieren lassen. Neun Prozent plant sogar, mehr als fünf Jahre vor Erreichen des Referenzalters aufzuhören – drei Prozent mehr als im Vorjahr. Andererseits zeigt sich auch: Immer mehr Personen wissen noch gar nicht, wann sie pensioniert werden wollen.

 

Vorsorgeexperte Tashi Gumbatshang sagt: «Die Möglichkeiten werden vielfältiger.»

Die am 1. Januar 2024 in Kraft getretene Reform AHV 21 könnte die Entwicklung hin zum «Ruhestand nach Mass» zusätzlich begünstigen. Denn neu haben alle die Möglichkeit der Teilpensionierung. Das ist eine valable Alternative zur kostspieligen Frühpensionierung, die sich schlicht nicht jeder und jede leisten kann.

Zur Studie

Studie Raiffeisen Vorsorgebarometer 2023

Das Raiffeisen Vorsorgebarometer ist eine repräsentative Studie, die jährlich in Zusammenarbeit mit der ZHAW durchgeführt wird. Sie zeigt auf, wie die Schweizer Bevölkerung in Bezug auf die Altersvorsorge tickt. Die Ergebnisse basieren auf einer Befragung, die vom 9. bis 29. Juni 2023 in allen Landesteilen durchgeführt wurde. Insgesamt nahmen 1'052 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren teil.

Ihre Vorsorgeexperten

Portrait Andrea Klein

Andrea Klein

Leiterin Fachzentrum Finanzplanung

Andrea Klein ist Vorsorgeexpertin bei Raiffeisen Schweiz. Sie leitet das Fachzentrum Finanzplanung.

Portrait Tashi Gumbatshang

Tashi Gumbatshang

Leiter Kompetenzzentrum für Vermögens- und Vorsorgeberatung

Tashi Gumbatshang leitet das Kompetenzzentrum für Vermögens- und Vorsorgeberatung bei Raiffeisen Schweiz. Er ist Absolvent der Swiss Banking School und eidg. dipl. Finanz- und Anlageexperte. Im Nebenamt ist er Dozent für Finanz- und Wirtschaftspsychologie an der Kalaidos Fachhochschule.

Zusammenfassung

Die Schweizer Bevölkerung setzt auf Eigenverantwortung

Das Raiffeisen Vorsorgebarometer 2023 zeigt: Die Schweizer Bevölkerung setzt auf Eigenverantwortung. An der repräsentativen Studie nahmen 1'052 Personen teil. Hier die fünf wichtigsten Erkenntnisse:

  • 42 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer investieren ihre Säule-3a-Gelder in Wertschriften – ein Rekordwert.
  • Die Auszahlung der Pensionskasse als Kapitalbezug wird immer beliebter – der regelmässigen Rente ergeht es umgekehrt.
  • 18 Prozent der Befragten haben ein tiefes oder sehr tiefes Vertrauen in die AHV – deutlich mehr als im Vorjahr.
  • Die grosse Mehrheit der Schweizer Paare spricht über Geld – allerdings kaum über komplexe Themen wie Altersvorsorge. 
  • Immer mehr Personen denken über Frühpensionierung nach – oder wissen noch gar nicht, wann sie pensioniert werden wollen.

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