Das vielleicht modernste und nachhaltigste Baumhaus
Inspiriert von Cartoons und einer kindlichen Entdeckungslust hat Studio Precht ein modernes Baumhaus in die Natur gefügt.
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Ein Beitrag von metermagazin.com für Raiffeisen, Autorin: Judith Raeber und Fotograph: Christian Flatscher
Das Baumhaus «Bert», entworfen von Studio Precht, ist ein zukunftsorientiertes Konzept von Fei Tang und Chris Precht. Das kleine Büro aus Österreich setzt sich mit Leidenschaft für eine ökologische Zukunft ein, die Natur und Menschen einander wieder näherbringt. «Bert» ist ein Baum unter Bäumen, innovativ und bescheiden zugleich.
Studio Precht überzeugt mit einzigartigen und individuellen Projekten und einer starken Verbindung zur Natur. Ziel seiner Arbeit ist es, ausschliesslich mit natürlichen Materialien zu bauen und die Umgebung möglichst zu erhalten, den Boden nicht zu versiegeln und eine adäquate Architektur zu entwickeln. Das Architekturbüro, vor zwölf Jahren in Peking gegründet, hat seinen Sitz irgendwo an den Berghängen in der Nähe von Salzburg. Als Personen und Gesichter weitgehend unbekannt, ist Studio Precht vor allem online in Blogs, Beiträgen und auf Instagram mit seinen Entwürfen präsent. Einige davon sind realisierte Bauten, meistens handelt es sich jedoch um fiktive Projekte an hypothetischen Orten. Die potenziellen Auftraggeber*innen stehen Schlange, fasziniert von den fantasievollen Ideen und beeindruckenden Renderings.
«Bert» ist der Prototyp eines Baumhauses, das mit der Zeit mit seiner Umgebung verschmilzt – und das, entgegen seinen Namensvettern, nicht in der Höhe, sondern auf dem Boden steht. Das modulare System besticht durch seine Anpassungsfähigkeit und die ästhetische Annährung an die hohen Bäume des Waldes. Der Entwurf ist ein rohrförmiger Körper mit runden Auskragungen und bullaugenartigen Fenstern. Die Struktur orientiert sich am umliegenden Wald und ist sowohl in seiner Form als auch in der äusseren Gestaltung einem Baumstamm nachempfunden. Die Fassaden, ausgeführt in blattförmigen Holzschindeln, verweisen auf die Baumrinde und verschwinden so mit der Zeit camouflageartig im Wald. Die Entwicklung der modularen Baumhäuser erfolgte in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Start-up Baumbau, das sich auf Tiny Houses, Baumhäuser und alternative Ferien spezialisiert hat – weg vom Massentourismus, hin zu einzigartigen Erlebnissen. Um den verschiedenen Anforderungen gerecht zu werden, ist «Bert» individuell ausbaufähig. Ein flexibles Baukastensystem aus zylinderförmigen Modulen passt sich sowohl dem gewünschten Platzbedarf als auch der Umgebung an. Von «Bert S» mit 27,2 Quadratmeter Wohn- bzw. Bürofläche aus 54 verwendeten Bäumen gebaut bis zu «Bert L» mit 42,2 Quadratmeter Wohnfläche, fast 12 Metern Höhe und aus 82 Bäumen wächst das Baumhaus mit den Träumen seiner Bewohner*innen. Ökologie ist hier nicht nur Theorie – das ungewöhnliche Baumhaus versiegelt in allen Varianten nur 3 Quadratmeter Bodenfläche.
Der Innenausbau ist bewusst mit dunklen Wänden und Textilien gestaltet, er erinnert so an eine gemütliche Höhle und richtet den Blick auf die grossen Glasöffnungen mit freier Sicht in die umliegenden Baumkronen. Für die Ausführung von «Bert», ganz aus natürlichen Materialien wie Holz, Schindeln und Glas gebaut, wurden einheimische Hersteller*innen und lokale Unternehmen beauftragt. Das Baumhaus verfügt über Solarpaneele, eine eigene Wasseraufbereitungsanlage und Komposttoilette. Basierend auf dem Modulkonzept werden alle Bauteile vorproduziert und vor Ort zusammengebaut.
Baumbau und Studio Precht haben zwei weitere interessante Projekte in Arbeit – «Mushroom», das wie ein überdimensionierter Pilz mit einem grossen Auge in die Seele der Natur blickt und «Herman», die modulare, transportierbare Sauna, in der man beim Ausblick durch die grosse Linse schwitzen und entspannen kann.