Die globale Konjunktur kühlt ab, vor allem die Industrienachfrage zeigt sich schwach. Auch Schweizer KMU spüren Gegenwind, was sich zunehmend negativ auf die Beschäftigungsaussichten auswirkt.
Die Geschäftslage von Schweizer KMU aus der Industrie stagniert seit Monaten, wie der Raiffeisen KMU PMI zeigt. Der Index schwankte zuletzt regelmässig um die Expansionsschwelle von 50, die Wachstum von Kontraktion trennt. Zuletzt sank der KMU PMI im Mai von 51,0 auf 49,1 Indexpunkte und fiel damit einmal mehr unter die Wachstumsgrenze von 50.
Der einzige Schweizer Einkaufsmanagerindex, der ausschliesslich auf KMU zu ihrer Geschäftslage befragt, reiht sich damit in die Serie der zuletzt veröffentlichten Stimmungsindikatoren ein, die ebenfalls nur eine schwache Industriedynamik zeigen. So ist der PMI von procure.ch, der im Gegensatz zum Raiffeisen Einkaufsmanagerindex eher die Geschäftslage der Grossunternehmen abbildet, in den letzten Monaten deutlich gesunken. In den Nachbarländern wiederum ist die Unternehmensstimmung in der Industrie schon seit längerem eingetrübt. Grund dafür ist der Rückgang der globalen Industrienachfrage, weshalb die bisher komfortablen Auftragspolster immer mehr schmelzen. Die Weltwirtschaft kühlt ab und wird neben der hohen Inflation zunehmend auch von der straffen Geldpolitik der Notenbanken belastet.
links: Raiffeisen KMU PMI Mai 2023 / rechts: Raiffeisen KMU PMI Subkomponenten (I)
Schlechtere Beschäftigungsaussichten
Innerhalb der Schweizer Industrie zeigen sich je nach Branche grosse Unterschiede bei der Stimmungslage der Unternehmen. So ist der Anstieg der Industrieproduktion im ersten Quartal vor allem auf die Schwergewichte Maschinenbau, Pharma und Uhren zurückzuführen. In den meisten anderen Branchen stagnierte die Produktion oder war teilweise sogar rückläufig. Die gleiche Divergenz zeigt sich auch bei den Beschäftigungsplänen. Im besonders vom Fachkräftemangel betroffenen Maschinenbau planen die Unternehmen laut Umfragen, die Beschäftigung weiter auszubauen. In den meisten Industriebranchen erwarten die Unternehmen in den nächsten Monaten aber eher eine Stagnation oder einen Rückgang der hohen Beschäftigungszahlen. Die Arbeitsmarktlage in der Industrie hat sich nach der pandemiebedingten Delle viel schneller erholt als nach früheren Krisen. Nun nimmt der Gegenwind aber zu. Das zeigt auch die Beschäftigungskomponente des Raiffeisen KMU PMI, die im Mai zum zweiten Mal in Folge deutlich im Kontraktionsbereich notierte. Die anderen Subkomponenten fielen ebenfalls schwach aus. So stagnierte das Produktionsvolumen, während die Komponente zum Auftragsbestand von 53,3 auf 50,7 sank.
Raiffeisen KMU PMI – Subkomponenten (II)
| Mai 23 | Apr 23 | Mär 23 | Feb 23 | Jan 23 |
---|---|---|---|---|---|
Gesamtindex | 49,1 | 51,0 | 51,6 | 49,7 | 48,0 |
Auftragsbestand | 50,7 | 53.3 | 53.2 | 51,2 | 47,0 |
Produktion | 50.0 | 52.8 | 50.7 | 48,2 | 47,6 |
Beschäftigung | 46.5 | 46.1 | 50.0 | 50,0 | 48,2 |
Lieferfristen | 46.5 | 51.3 | 46.7 | 49,4 | 47,6 |
Einkaufslager | 56.1 | 49.3 | 59.1 | 48,8 | 52,4 |
50 = Wachstumsschwelle
Domagoj Arapovic hat an der Universität Zürich Volkswirtschaft studiert und arbeitete anschliessend von 2007 bis 2012 bei der Schweizerischen Nationalbank im Economic Research und im Risikomanagement. Seit 2011 hält er das Chartered Financial Analyst- Diplom und seit 2013 ist er bei Raiffeisen Schweiz als Senior Economist tätig.
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