Bestehende Handelskonflikte werden durch die Corona-Pandemie verschärft und die Globalisierung wird ausgebremst. Für den Export ist dies eine harte Belastungsprobe. Um dem entgegenzuwirken, werden Dienstleistungen umso wichtiger. Erfahren Sie hier, wie KMU die Digitalisierung als Chance nutzen können.
Finanzkrise brachte erste Zäsur
Die Globalisierung steht schon länger in der Kritik: Umweltbelastung, Ausbeutung oder die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich gehören zu den oft genannten negativen Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftsverflechtung. Zusätzlich kommt der Freihandel seit einigen Jahren durch zunehmenden Protektionismus unter Druck. Fast der gesamte Warenhandel zwischen den USA und China ist mittlerweile von Strafzöllen betroffen – etwas, was vor kurzem noch undenkbar schien. Der globale Warenaustausch war deshalb bereits rückläufig, bevor die Corona-Pandemie die Welt in den Ausnahmezustand versetzte.
In der jüngeren Vergangenheit brachten vor allem die 2000er-Jahre ein starkes Wachstum des Warenaustausches mit sich. Die Gründe dafür waren die Liberalisierung des Handels sowie die Integration der Schwellenländer in die Weltwirtschaft. Zur Zäsur kam es im Zuge der Finanzkrise von 2008/2009. In den meisten Schwellenländern platzte der Traum, bald zu den reichen Ländern aufschliessen zu können. Und in den Industrienationen erholte sich die Konjunktur nur langsam. Als Folge verlor der globale Warenhandel markant an Dynamik.
Corona verlangsamt globalen Handel
Eine ähnliche Verlangsamung des Globalisierungsprozesses dürfte auch die Corona-Pandemie auslösen. So nimmt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten der Protektionismus in der Regel zu. Es ist deshalb mit mehr Handelshemmnissen zu rechnen. Zwar sollte die Welthandelsorganisation WTO dafür sorgen, dass im globalen Handel gewisse Regeln eingehalten werden. Diese wurden aber bereits vor Corona von immer mehr Ländern ignoriert. Dazu kommt, dass auch die globalen Wertschöpfungsketten vermehrt auf dem Prüfstand stehen. Die Pandemie hat die Verletzlichkeit weltweiter Liefer- und Produktionsketten sehr deutlich aufgezeigt. Statt Kostenüberlegungen rückt nun die Versorgungssicherheit in den Fokus.
Der globale Warenhandel war bereits vor der Corona-Krise unter Druck
Dienstleistungshandel wächst weiter
Selbst wenn der Warenhandel künftig weniger stark wachsen sollte, bedeutet das nicht das Ende der Globalisierung. Insbesondere beim Dienstleistungshandel bleiben die Wachstumsperspektiven unverändert positiv. Das Volumen ist aktuell zwar noch drei Mal kleiner, dafür ist der Bereich Dienstleistungen im Vergleich zum Warenhandel aber auch in den letzten, krisenbehafteten Jahren weiter kräftig gewachsen. Die Digitalisierung verbessert die Handelbarkeit von immer mehr Dienstleistungen oder macht deren Export überhaupt erst möglich. Die Pandemie verstärkt diesen Trend. Vor allem der Handel mit wissensintensiven Diensten wie beispielsweise Forschung, IT oder Beratung dürfte weiter stark steigen. Davon wiederum können auch Industrieunternehmen profitieren, da diese immer mehr auch auf Dienstleistungen setzen, zum Beispiel beim Produkteservice.
Schweizer KMU müssen Chancen nutzen
Der Aussenhandel hat für die Schweiz als kleine offene Volkswirtschaft mitten in Europa traditionell eine grosse Bedeutung. Der Heimmarkt ist schlicht zu klein, weshalb insbesondere die Industrie auf weltweite Absatzmöglichkeiten angewiesen ist. Und die hochstehenden Produkte sind auf dem Weltmarkt gefragt: Nur 17 Länder exportieren mehr Waren als die Schweiz.
Fast die Hälfte der gesamten Schweizer Exporte stammt von KMU, wobei branchenspezifisch grosse Unterschiede bestehen. Sehr hoch ist der Anteil der kleinen und mittleren Unternehmen am Exportvolumen im Maschinenbau, dem Holzwesen und insbesondere in der Metall- sowie der Kunststoffindustrie.
Verliert die Globalisierung nun an Bedeutung, wird dies für die Exportwirtschaft längerfristig zur Belastungsprobe. Erschwerend kommt hinzu, dass die Schweiz stark mit der Eurozone vernetzt ist. Besonders wichtig ist dabei Deutschland, dessen Konjunktur ebenfalls entscheidend vom Aussenhandel beeinflusst wird.
Einige Schweizer Industriebranchen sind besonders stark vom Export abhängig
Neue Ertragsquellen durch Services
Was ist dagegen zu tun? Der internationale Wettbewerb verschärft sich. Unternehmen, die neben komplexen, hochstehenden Nischenprodukten auch eine international möglichst breit diversifizierte Kundenbasis aufweisen, haben langfristig die besten Wachstumschancen. Immer wichtiger wird zudem die Ergänzung des eigenen Angebots mit Dienstleistungen wie Beratung, Engineering, Wartung und Unterhalt, Überwachung und Steuerung oder gar Betrieb der Maschinen. Damit eröffnen sich auch für KMU aus der Industrie neue Ertragsquellen. Zudem hat der Digitalisierungstrend als Folge von Corona nochmals an Bedeutung gewonnen. Wichtig ist dabei, nicht nur die innerbetrieblichen Prozesse zu optimieren, sondern auch die Schnittstellen zu Zulieferern, Partnern und besonders den Kunden zu digitalisieren.