Anlageklasse im Fokus: Aktien

Europäische Aktien gehören in diesem Jahr zu den Überfliegern. Die Rezessionssorgen aufgrund der befürchteten Energiemangellage haben sich in Luft ausgelöst. Der Optimismus scheint aber zu gross.

Europa hat die Nase vorne – Deutliche Outperformance seit Jahresbeginn

Dem milden Winter sei Dank. Die befürchtete Energiemangellage in Europa ist ausgeblieben und die Industrieproduktion konnte ohne Unterbrüche weitergeführt werden. Entsprechend ist es im Winter nicht zu einem Wirtschaftseinbruch gekommen. Die europäischen Aktienmärkte haben die Rezessionssorgen rasch ausgepreist. Der EURO STOXX 50 Index konnte seit Jahresbeginn um gut 14% zulegen. Damit gehören europäische Aktien zu den Überfliegern in diesem Jahr.

Rückenwind gab es auch vom abrupten Ende der Null-Covid-Strategie in China. Insbesondere Luxusgüter- und Konsumaktien wie Hermès (+35%), LVMH (+29%), L’Oréal (+29%) sowie Adidas (+25%) konnten stark zulegen. Auch die europäischen Banken lagen – trotz des Aus der Credit Suisse – in der Gunst der Anlegerinnen und Anleger. Die steigenden Zinsmargen dürften die Gewinne in den kommenden Quartalen sprudeln lassen. Mit einem Plus von 36% führt denn auch die italienische Universalbank Unicredit das Tableau im Index an.

Wertentwicklung der Aktienmärkte Schweiz, Europa, USA und Schwellenländer seit Jahresbeginn, in Schweizer Franken und indexiert

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Die restriktive Geldpolitik der EZB zeigt Wirkung

Der neuentfachte Optimismus für europäische Aktien ist allerdings trügerisch. Die Rezession ist zwar aufgeschoben, aber kaum aufgehoben. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) dreht weiter an der Zinsschraube und die restriktive Geldpolitik zeigt zunehmend Wirkung. Die konjunkturellen Vorlaufindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes (PMI) deuten insbesondere im Industriesektor auf eine deutliche Verlangsamung der Aktivitäten hin. Auch die Bautätigkeit nimmt stark ab und die Immobilienpreise beginnen vielerorts zu korrigieren. Hinzu kommt die hartnäckig hohe Inflation und die steigenden Lohnkosten. Der Margendruck bleibt bei vielen Unternehmen entsprechend hoch. 

Leitzinsentwicklung und PMI Manufacturing in der Eurozone

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Auch charttechnisch stösst der europäische Aktienindex auf starken Widerstand und saisonal stehen die schwierigen Monate bevor. Getreu dem Motto «Sell in May» haben wir die starke Erholungsrally genutzt und taktisch einen Teil der Gewinne bei den europäischen Aktien mitgenommen.