Frauen ticken bei Finanzthemen anders als Männer. Das «Vorsorgebarometer 2022» zeigt: Frauen nutzen die private Vorsorge weniger stark und legen ihre Gelder vorsichtiger an. Warum das so ist, sagt Raiffeisen Vorsorge-Expertin Andrea Klein.
Fakt #1
Männer sind in der Säule 3a aktiver, aber Frauen holen auf
Die private Vorsorge gewinnt laufend an Beliebtheit. Mittlerweile verfügen fast drei Viertel der Schweizer Bevölkerung über ein Säule-3a-Konto – darunter mehr Männer: Während 78 Prozent der Männer eine Säule 3a haben, sind es bei den Frauen 71 Prozent. Männer zahlen zudem auch eher den jährlichen Maximalbetrag ein.
Der Unterschied wird jedoch zusehends kleiner: Der Anteil der Volleinzahlenden hat sich bei den Frauen gegenüber dem Vorjahr um über 6 Prozentpunkte erhöht und liegt mittlerweile bei 52 Prozent. Bei den Männern hingegen ist er leicht zurückgegangen und beträgt nur noch knapp 59 Prozent. Zudem hat sich der Anteil der Säule-3a-Sparerinnen seit der ersten Vorsorgebarometer-Befragung im Jahr 2018 um über 4 Prozentpunkte erhöht.
Das sagt die Expertin:
«Das Vorsorgebarometer zeigt, dass sich Frauen weniger mit dem Thema Vorsorge beschäftigen als Männer. Deshalb nutzen sie die Säule 3a auch weniger. Die private Vorsorge ist für sie aber besonders wichtig, weil sich damit Beitragslücken bei AHV und Pensionskasse abfedern lassen. Da die meisten Frauen Teilzeit arbeiten, verfügen sie oft auch über weniger freie Mittel und können sich die Einzahlung des Maximalbetrags in die Säule 3a teilweise schlicht nicht leisten. Die aktuelle Befragung zeigt erfreulicherweise, dass sich dies allmählich ändert.»
Fakt #2
Frauen investieren ihre Säule-3a-Gelder seltener in Wertschriften
Vorsorgefonds sind in den letzten Jahren immer populärer geworden. Mittlerweile investieren bereits 40 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer mit einem Säule-3a-Konto ihre Vorsorgegelder in Wertschriften. Mit einem Anteil von 44 Prozent hat das Sparkonto in der dritten Säule nur noch knapp die Nase vorn.
Frauen sind beim wertschriftengebundenen Vorsorgesparen deutlich zurückhaltender: Lediglich 35 Prozent der Frauen mit einem Säule-3a-Konto zahlen in Vorsorgefonds ein. Bei den Männern sind es dagegen 45 Prozent. Fast die Hälfte der befragten Frauen mit einem Säule-3a-Sparkonto begründet den Verzicht auf Wertschriften mit fehlendem Wissen.
Das sagt die Expertin:
«Viele Frauen schätzen ihr Wissen über Wertschriften als gering ein und verzichten deshalb darauf. Dabei übersehen sie, dass für Anlagefonds kein grosses Börsen-Vorwissen nötig ist. Mit einer Kontolösung wiegen sie sich zudem in falscher Sicherheit. Bereits eine Teuerung von jährlich zwei Prozent führt dazu, dass 100’000 Franken unverzinstes Kontoguthaben nach 40 Jahren nicht einmal mehr halb so viel wert ist. Mit Wertschriften könnten Frauen ihre Vorsorgegelder gewinnbringender anlegen und Vorsorgelücken schliessen. Dabei ist es wichtig, möglichst früh anzufangen.»
Fakt #3
Frauen gewichten Sicherheit und Nachhaltigkeit höher
Bei den Kriterien zur Auswahl der Vorsorgefonds zeigen sich ebenfalls Unterschiede: Für mehr als die Hälfte der Frauen sind geringe Wertschwankungen ein zentrales Kriterium. Bei Männern ist dies nur für 38 Prozent relevant. Ihnen sind vor allem hohe Erträge wichtig: Für 35 Prozent stehen hohe Renditechancen im Vordergrund. Hingegen ist dies nur 18 Prozent der Frauen wichtig.
Frauen gewichten zudem Nachhaltigkeit höher. Fast ein Drittel legt Wert darauf, dass sich Fonds an nachhaltigen Kriterien orientieren. Bei Männern schaut nur knapp ein Viertel darauf. Dafür zeigen sie mit 23 Prozent grösseres Interesse an digitalen Vorsorgelösungen, wohingegen nur für 6 Prozent der Frauen dies eine zentrale Rolle spielt.
Das sagt die Expertin:
«Frauen haben in der Vorsorge offenbar ein grösseres Sicherheitsbedürfnis. Dies ist mit ein Grund, warum viele dem Säule-3a-Sparkonto treu bleiben. Doch auch jene Frauen, die ihre Vorsorgegelder in Wertschriften investieren, gewichten die Sicherheit hoch und wählen Lösungen mit geringen Wertschwankungen. Männer streben hingegen eher nach Gewinnmaximierung und nehmen dafür auch höhere Risiken in Kauf. Interessant ist, dass Nachhaltigkeit für Frauen eine wichtigere Rolle spielt. Das grosse Interesse für dieses Thema spüren wir auch in der Beratung.»
Zur Person
Andrea Klein ist Vorsorge-Expertin bei Raiffeisen Schweiz. Sie leitet das Fachzentrum Finanzplanung.
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Über das Vorsorgebarometer 2022
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