Die Frankenstärke und Wechselkursschwankungen können die Jahresrechnung und das Budget von Schweizer Unternehmen signifikant beeinflussen. Welche Auswirkungen das hat und wie KMU diesen am besten begegnen, erklärt Alexander Koch, Ökonom bei Raiffeisen Schweiz, im Interview.
Es herrschen turbulente Zeiten: Krieg in der Ukraine, geopolitische Spannungen, Preissteigerungen oder Rohstoffknappheit sind nur einige der Stichworte. Wie beeinflussen diese Ereignisse die Devisen-Wechselkurse und insbesondere den Schweizer Franken?
Alexander Koch: Sie sorgen für Unsicherheit. Und diese Unsicherheit führt zu zunehmenden Schwankungen der Wechselkurse und einem stärkeren Franken. Anlegerinnen und Anleger suchen sichere Häfen wie den US-Dollar oder den Schweizer Franken, was diese Währungen erstarken lässt. Zusätzlicher Aufwertungsdruck geht von den grossen Unterschieden in den Inflationsraten aus. Insbesondere im Euroraum sind die Preissteigerungen überdurchschnittlich hoch, was den Eurokurs deutlich belastet.
Welche Auswirkungen hat die Frankenstärke auf Schweizer Unternehmen?
A. K.: Das hängt ganz von der Geschäftstätigkeit der Unternehmen ab. Für einen Maschinenbauer beispielsweise, der seine Maschinen im Inland herstellt und im Ausland verkauft, bedeutet die Aufwertung des Frankens eine Belastung gegenüber ausländischen Wettbewerbern. KMU hingegen, die Waren oder Rohstoffe importieren, profitieren von niedrigeren Einkaufskosten. In einer speziellen Situation sind Detailhändler in Grenzregionen. Diese leiden bei einem starken Franken verstärkt unter dem hohen Einkaufstourismus.
Und welchen Einfluss haben zunehmende Wechselkursschwankungen?
A. K.: Diese erschweren die Planung und Kalkulation markant. Als Unternehmerin oder Unternehmer weiss ich bei grossen Kursschwankungen nie genau, wie viele Franken mir meine Verkäufe im Ausland tatsächlich einbringen bzw. was mich meine Einkäufe im Ausland dann wirklich kosten werden. Eine einigermassen verlässliche Budgetierung kann so schwierig werden. Entwickeln sich die Wechselkurse in eine ungünstige Richtung, drohen Verluste oder Zahlungsschwierigkeiten.
«Ein ungünstiger Wechselkurs kann ohne Absicherung schnell zum unternehmerischen Problem werden.»
Alexander Koch, Ökonom Raiffeisen Schweiz
Wie können sich KMU gegen solche Schwankungen absichern?
A. K.: Ein gängiges Instrument zur Verminderung der Wechselkursrisiken sind Termingeschäfte. Dabei wird mit der Bank ein zukünftiger Austauschkurs fixiert. So erhält das KMU eine feste Kalkulationsgrundlage und reduziert die Risiken aus Wechselkursschwankungen auf seinen Geschäftserfolg.
Alexander Koch studierte Volkswirtschaftslehre an den Universitäten München und Southampton. Nach einem Aufenthalt bei der Strategieberatung Roland Berger begann er seine Laufbahn in der Bankenbranche bei UniCredit im Firmenkundengeschäft. Sein Weg führte dann weiter über die Länderrisikoanalyse schliesslich ins Economic Research. 2013 wechselte er zu Raiffeisen Schweiz, verantwortete dort erst die Immobilienmarktanalyse und ist nun für die Konjunktur- und Zinsanalyse verantwortlich.