Vom Lehrling zum Chef

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Christian Blum hat sich Schritt für Schritt vom Handwerker zum Unternehmer entwickelt. Eines Tages stand der gelernte Zimmermann vor der Herausforderung, seinen einstigen Lehrbetrieb zu übernehmen. Ein Coach unterstützte ihn in der heikelsten Phase mit wertvollem Know-how.

 

Neue Rolle, andere Perspektive

Er ist noch nicht lange im Amt und gehört – wie er selbst sagt – doch schon zum alten Eisen. Christian Blum hat in der Zimmerei Linder vor über 30 Jahren sein Handwerk gelernt. Heute ist er der Inhaber. 

«Ich bin schrittweise in meine neue Funktion reingerutscht», erzählt der 49-Jährige. Nach seiner Lehre bildete sich der Zimmermann aus dem Emmental zum Holzbau-Polier weiter und absolvierte eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung. Vor drei Jahren ist er zum Geschäftsführer aufgestiegen. Er müsse sich immer noch etwas an seine neue Rolle gewöhnen, bemerkt Blum, denn sein Fokus habe sich verändert: «Als Angestellter schaut man aufs Tagesgeschäft, als Unternehmer in die Zukunft.»

 

Coach mit grossem Fachwissen

Als der Nachfolgeprozess Ende 2018 endgültig ins Rollen kam, war Blum froh um Unterstützung. «Es hat mir sehr geholfen, dass mich in dieser schwierigen Phase jemand von aussen gespiegelt hat», sagt Blum. Das Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ vermittelte ihm einen Coach, der für diesen Einsatz prädestiniert war, weil er früher selbst einen Holzbaubetrieb geführt hatte.

Der Coach stand Blum mit seiner unternehmerischen Erfahrung zur Seite und fungierte als Kontrollinstanz: «Er hat regelmässig angerufen und gefragt, ob ich auf Kurs bin», erinnert sich Blum. Bei der Einschätzung des Inventars war das Fachwissen des Coachs wertvoll. Bei der Preisverhandlung war Blum zudem froh, einen Vermittler zur Seite zu haben: «Es ist schwierig sachlich zu verhandeln, wenn man sich schon so lange kennt.»

 

Emanzipation vom Lehrmeister

Seit 1987 sind Christian Blum und sein Lehrmeister Heinz Linder ihren Weg gemeinsam gegangen. Da der 60-jährige Patron auf seine Pensionierung zugeht, beschloss er, die Zimmerei aufzugeben und nur noch sein Architektur- und Planungsbüro weiterzuführen. Die Übergabe an seinen Nachfolger erfolgte gestaffelt: In einem ersten Schritt gründete Blum die Kreativ Holzbau GmbH und übernahm Sachwerte und Projekte der Linder AG. Erst in einem zweiten Schritt wechselte das Personal zur neuen Firma. «Dieses Vorgehen hat sich bewährt», stellt Blum fest. «Sonst wäre das zu viel aufs Mal gewesen.» 

Allzu lange kann sich Blum nicht mehr darauf verlassen, dass über die Linder AG Aufträge reinkommen. «Ich muss mich auf dem Markt neu positionieren», sagt Blum. Er ist zuversichtlich, dass ihm dies gelingt. Kaum jemand in der Region verfügt über eine vergleichbare Infrastruktur für den Elementbau. Und mit seinem breiten Angebot kann er seinen Kunden alles aus einer Hand bieten – von der Planung über Aufrichtung bis hin zu den Bodenbelägen.

Kreativ Holzbau
Kreativ Holzbau

Die Zimmerei der Linder AG wurde Anfang 2019 in die Kreativ-Holzbau GmbH überführt. Die Wurzeln des Traditionsbetriebs reichen bis ins Jahr 1896 zurück, als die Familie Linder die Sägerei am Jassbach in Linden (BE) übernahm. Heute beschäftigt die Firma neun Mitarbeitende, darunter drei Lernende.