Die SNB hält die Null
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihren Leitzins per 26. September 2025 unverändert bei 0,00% belassen. Unser Chefökonom Fredy Hasenmaile erklärt, was der Entscheid für wirtschaftliche Auswirkungen hat, und beantwortet die wichtigsten Fragen.
25.09.2025
Allgemein und Wirtschaft
Warum hat die SNB ihren Leitzins nicht weiter gesenkt?
Die Konjunkturperspektiven haben sich für die Schweiz zwar aufgrund des US-Zollhammers eingetrübt, jedoch im Rahmen der Erwartungen. Insgesamt sind die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen nicht derart gravierend, dass die SNB deswegen Negativzinsen applizieren muss. Gestützt auf eine noch immer robuste Binnenkonjunktur hält sich die Schweizer Wirtschaft im herausfordernden weltwirtschaftlichen Umfeld wacker. Die SNB hat wiederholt die hohen Hürden für Negativzinsen betont. Wenig Handlungsdruck herrscht auch von Währungs- und Inflationsseite. Der inländische Inflationstrend befindet sich mit aktuell 0,2 Prozent wieder im Zielband der Nationalbank für Preisstabilität von 0 bis 2 Prozent. Darüber hinaus bleibt der Franken zwar stark, zeigt sich aber vor allem gegenüber dem Euro stabil. Die Sorgen vor einem nachhaltig sinkenden Preisniveau sind deshalb gering.
Ist der Zinssenkungszyklus damit zu Ende?
Die SNB hat mit frühzeitigen Zinssenkungen vorgelegt. Das Leitzinsniveau ist bereits sehr tief. Die Nationalbank hält die monetären Bedingungen derzeit für angemessen. Sie scheint die Auswirkungen der US-Zölle zunächst abwarten zu wollen. Nicht zuletzt, weil eine baldige Entspannung im Handelskonflikt mit den USA nicht ausgeschlossen ist. Sollten sich aber die US-Zollerhöhungen stärker negativ auf den Schweizer Exportsektor auswirken als erwartet, eskalieren die Zollstreitigkeiten weiter und/oder nimmt die Frankennachfrage sprunghaft zu, ist nach der Pause eine weitere Lockerung keineswegs auszuschliessen.
Kehren die Negativzinsen nochmals zurück?
Nationalbankpräsident Schlegel hat kein Hehl daraus gemacht, dass die Nationalbankspitze bei Bedarf erneut auf das Instrument zurückzugreifen wird. Die Negativzinsphase vor der Pandemie ging einher mit einer ultra-lockeren Geldpolitik der EZB. Dadurch löste sich der Zinsabstand zur Schweiz auf, was einen «Daueraufwertungsdruck» auf die Schweizer Währung bedeutete. Dem musste die Nationalbank mit nochmals tieferen Negativzinsen begegnen. Die EZB hat im Nachhinein in der Summe negative Effekte ihrer Negativzinspolitik festgestellt und dürfte das Experiment eher nicht wiederholen. Zinssenkungen Richtung Null erscheinen aber auch in der Eurozone im Falle einer tieferen Rezession wieder möglich. Um den Zinsabstand zu wahren, und einen Aufwertungsschock beim Franken zu verhindern, bleiben damit in der Zukunft negative Zinsen in der Schweiz jederzeit möglich.
Hypothekarmarkt
Was bedeutet der Zinsentscheid für die Hypothekarzinsen?
Mit dem unveränderten Leitzins verändert sich auch der darüber gesteuerte Tagesgeldsatz SARON nicht. Dies gilt entsprechend für die Konditionen für SARON-Hypotheken. Da an den Zinsmärkten auf Jahressicht nur von einer Minderheit eine Senkung des Leitzinses auf leicht unter null vorweggenommen wird, liegen die Zinsen für alle Laufzeiten von Festhypotheken über dem SARON-Satz. Vor allem die kürzer laufenden Festhypotheken liegen jedoch nur auf einem unwesentlich höheren Niveau. Mit der Zinspause dürfte auch bei längeren Laufzeiten kein zusätzliches Abwärtspotenzial mehr bestehen. Und hält sich die SNB bei den kommenden Sitzungen ebenfalls zurück, dürften die Festhypothekenzinsen sogar wieder etwas höher tendieren.
Welchen Einfluss hat der Nullentscheid auf den Wohnimmobilienmarkt?
Auch ohne weitere Leitzinssenkung bleiben die Finanzierungsbedingungen für Wohneigentum aufgrund des erreichten tiefen Zinsniveaus sehr attraktiv. Parallel mit den bisher erfolgten Zinssenkungen ist auf Käuferseite Zuversicht zurückgekehrt, und es lässt sich eine Belebung der Nachfrage nach Wohneigentum beobachten. Daran sollte der Nullentscheid nichts ändern. Entsprechend dürfte auch das Immobilienpreiswachstum ebenfalls wieder mehr Fahrt aufnehmen.
Welche Zinsbindung bietet sich bei der Verlängerung oder Neuaufnahme einer Hypothek an?
Der Zinsvorteil von Festhypotheken gegenüber SARON-Finanzierungen hat sich mit den vorangegangenen SNB-Senkungen wieder vollständig aufgelöst. Längerfristige Festhypotheken machen allerdings weiterhin Sinn, wenn man von einer fortlaufenden Konjunkturerholung und keinem zusätzlichen Zinssenkungsbedarf der Nationalbank und der anderen grossen Notenbanken ausgeht. Vor allem wenn man eine fixe Kalkulationsgrundlage bevorzugt, bietet sich eine mehrjährige Festhypothek an. Kürzere Laufzeiten sind hingegen vorteilhafter, wenn man von einer anhaltenden oder nochmals ausgeprägteren Konjunkturschwäche ausgeht, einhergehend mit allenfalls weiteren Zinssenkungen. In unserem Basisszenario sehen wir die Finanzierungskosten über die Laufzeiten hinweg allerdings nicht sehr weit voneinander abweichen.
«Die SNB hält die Null. Für Negativzinsen ist der Handlungsbedarf nicht ausreichend.»
Fredy Hasenmaile
Chefökonom Raiffeisen Schweiz