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Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Der Nahrungsmittelriese Nestlé verfehlt die Erwartungen der Analysten und kassiert seine Jahresziele. Die EZB nutzt derweil die rückläufige Inflation und greift der schwächelnden Wirtschaft mit einer weiteren Zinssenkung unter die Arme.

Volatile Börsen

Die Aktienmärkte starteten zunächst mit Schwung in die neue Handelswoche, präsentierten sich dann aber von ihrer volatilen Seite. Unter Druck stand nach einer Gewinnwarnung des niederländischen Chipausrüsters ASML der Technologiesektor. Aber auch die Valoren von Luxusgüterherstellern waren wegen der enttäuschenden Geschäftszahlen des Branchenprimus LVMH wenig gefragt. Auf den Kaufzetteln der Anleger fand sich angesichts der geld- und geopolitischen Risiken einmal mehr Gold. Der Preis des Edelmetalls erklimmt ein Allzeithoch bei 2'711 US-Dollar pro Feinunze.

Der Nahrungsmittelriese Nestlé setzte derweil in den ersten neun Monaten 67.1 Milliarden Franken um, was einem organischen Wachstum von 2% entspricht – angepeilt waren für das Gesamtjahr über 3%. In Erwartung einer weiterhin schwächelnden Konsumnachfrage kassierte der frischgebackene Chef Laurent Freixe die Jahresziele. Die Aktie drehte nach einer schwachen Eröffnung am Donnerstag im Tagesverlauf ins Plus, notiert aber seit Anfang Jahr noch immer zweistellig im Minus. Der Industriekonzern ABB steigerte Umsatz sowie Gewinn. Für das Gesamtjahr wurden die Prognosen leicht angehoben. Licht und Schatten gab es bei Schindler. Umsatz und Auftragseingang des Liftbauers schrumpften, dennoch verdiente er mehr. Trotz des schwierigen Marktumfeldes im bisherigen Jahr mehr Aufträge an Land gezogen hat Sulzer. Diese stiegen um 4.6%, währungsbereinigt gar um 9.2%. Auch VAT legte beim Auftragseingang im dritten Quartal zu. Mit einem Umsatz von rund 209 Millionen Franken blieb der Halbleiterzulieferer jedoch hinter den eigenen Prognosen zurück. Die Erwartungen der Analysten ebenfalls nicht erfüllt hat der Verbindungsspezialist Bossard. Vor allem das US-Geschäft schwächelte. Der Ausblick bis Jahresende fällt entsprechend trüb aus. Immerhin hält das Unternehmen an seinen Mittelfristzielen fest.

 

US-Finanzhäuser mit soliden Geschäftszahlen

Die amerikanischen Grossbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs profitierten im dritten Quartal von den gut laufenden Kapitalmärkten. Ihr Gewinn stieg im Vorjahresvergleich um 56% respektive 48%. Um Kreditverlusten vorzubeugen, schossen bei Goldman Sachs zugleich aber auch die Rückstellungen in die Höhe. Weniger verdient hat indes die Konkurrentin Citigroup (-8%). Schuld sind Einbussen im Zinsgeschäft und die Folgen des Konzernumbaus. Die tieferen Zinsen schlugen sich auch in den Geschäftszahlen der Bank of America nieder. Hinzu kamen steigende Kosten und eine höhere Risikovorsorge. Der Gewinn sank um 12%. Unter dem Strich konnten aber alle vier Bankhäuser die Markterwartungen schlagen. Viele Anleger hoffen daher, dass auch die Schweizer Grossbank UBS am 30. Oktober mit einem ansprechenden Zahlenkranz aufwarten kann. Entsprechend gefragt waren zuletzt deren Aktien.

Zinswende in Europa schreitet voran

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen erwartungsgemäss um 25 Basispunkte reduziert. Damit unterstreichen die Währungshüter um Präsidentin Christine Lagarde, dass ihr Augenmerk momentan auf der Stützung der schwächelnden Konjunktur liegt. Bis Jahresende rechnen wir mit einer weiteren Zinssenkung in der Eurozone. Auch die Bank of England (BoE) dürfte in den nächsten Monaten die Zinsschraube weiter lockern. Den nötigen Handlungsspielraum räumt ihr die jüngste Inflationsentwicklung ein. So ist die Teuerungsrate in Grossbritannien im September überraschend deutlich von 2.2% auf 1.7% zurückgekommen, den tiefsten Wert seit April 2021.

 

M&A-Geschäft auf Erholungskurs

Gemäss der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group hat das weltweite Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A) in den ersten neun Monaten wieder angezogen (+10%). Haupttreiber waren die USA. In China und Deutschland dagegen sank das Volumen um 41% respektive 52%. Bei unserem Nachbarn erweisen sich insbesondere die Autoindustrie und der Maschinenbau als Bremsklötze.

Auf der Agenda

Berichtssaison nimmt Fahrt auf

Nächste Woche gewähren unter anderem der Logistikspezialist Kühne + Nagel, der Computerzubehörhersteller Logitech sowie der Pharmariese Roche Einblick in ihre Geschäftsbücher.

Aufgefallen

Fahrplan für Sunrise-IPO steht

Am 25. Oktober wird gemäss Liberty Global eine ausserordentliche Generalversammlung über die Abspaltung der Tochter Sunrise entscheiden. Der erste Handelstag der amerikanischen Aktien an der Nasdaq ist für den 13. November geplant. Der Start an der SIX soll zwei Tage später erfolgen.

Chart der Woche

Wieder alles paletti?

Entwicklung des Citigroup US Economic Surprise Index

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA sind tendenziell besser ausgefallen als von den Analysten erwartet. Entsprechend bewegt sich der von der Citigroup entwickelte Economic Surprise Index nach seinem Sommerloch wieder im positiven Bereich. Für eine Entwarnung an der Konjunkturfront ist es aber noch zu früh. Zwar hat die US-Notenbank Fed mit der Zinswende ihren Fokus unlängst weg von der Inflationsbekämpfung und hin auf die Stabilisierung der Wirtschaft verlegt. Ein erneuter Preisschub ist aber nicht völlig auszuschliessen, weswegen die Leitzinsen wohl nur langsam sinken werden.

Publikation «Marktkommentar»

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