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Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Nach nur drei Monaten ist Frankreichs Minderheitsregierung bereits wieder Geschichte. Die Investoren zeigten sich davon allerdings wenig beunruhigt. Die Aktienmärkte in Europa und den USA kletterten auf Höchststände, ebenso der Bitcoin.

Anleger ignorieren die Frankreich-Krise

Nach Deutschland steht nun auch Frankreich ohne handlungsfähige Regierung da. Premierminister Michel Barnier hat das im Zuge der Haushaltsstreitigkeiten von der Opposition eingereichte Misstrauensvotum in der Nationalversammlung verloren. Die Börsen zeigten sich von den politischen Wirren in unserem Nachbarland über weite Strecken unbeeindruckt. Zwar waren Schweizer Bundesanleihen als sicherer Kapitalhafen gefragt, zugleich starteten aber die Aktienmärkte freundlich in den Dezember. Sowohl der deutsche DAX als auch der amerikanische S&P 500 Index und die Technologiebörse Nasdaq markierten neue Rekordstände. Der Swiss Market Index (SMI) wurde dagegen einmal mehr von den Indexschwergewichten Nestlé, Novartis und Roche ausgebremst. Unternehmensseitig ist die Nachrichtenlage hierzulande derweil dünn. Der Versicherungsriese Swiss Life hat sich ambitioniertere Finanzziele gegeben und eine höhere Dividende angekündet. Viele Anleger hatten jedoch mehr erwartet, weswegen die Aktie am Dienstag über 4.5% an Wert einbüsste. Ihre Prognosen für 2024 zurückgenommen hat Orior. Die Lebensmittelgruppe erwartet nur noch einen Umsatz knapp über dem Vorjahresniveau. Zudem hat das Unternehmen diverse Restrukturierungsmassnahmen in Aussicht gestellt. Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 weniger verdient hat der Energiekonzern Axpo: Der Gewinn sank von 3.39 Milliarden Franken im Vorjahr auf 1.51 Milliarden Franken.

 

Schweizer Inflation zieht leicht an

Die Konsumentenpreise in der Schweiz haben sich im November um 0.7% erhöht – im Vormonat lag die Rate bei 0.6%. Dafür verantwortlich sind in erster Linie statistische Basiseffekte. Da sich die Inflation aber immer noch klar innerhalb des Zielbandes der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bewegt, werden die Währungshüter den Leitzins weiter reduzieren, um so die Konjunktur anzukurbeln. Dieser macht insbesondere die stockende Auslandsnachfrage zu schaffen. So befindet sich der Industriesektor seit fast zwei Jahren in einer Rezession. Und auch 2025 wird die Schweizer Wirtschaft wohl keine Bäume ausreissen. So hat die OECD ihre Prognosen zwar leicht nach oben revidiert, mit 1.5% wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) jedoch weiter unter Potenzial wachsen. Eine Beschleunigung erwarten die Ökonomen erst im Jahr 2026 (+1.9%).

Umsatzstarke Cyber Week

Der Konsum in den Vereinigten Staaten brummt. Das belegen die Daten zur diesjährigen Cyber Week. Zwischen dem 28. November und dem 2. Dezember haben US-Verbraucher für rekordverdächtige 41.1 Milliarden US-Dollar Online-Käufe getätigt. Das entspricht einer Steigerung um 8.2% gegenüber dem Vorjahr. Besonders gefragt waren Elektronik, Spielzeug und Bekleidung. Die Zahlen spiegeln zugleich die Veränderung des Verbraucherverhaltens. Klassische Ladengeschäfte verlieren zunehmend an Bedeutung. Gefragt ist die Bequemlichkeit des Online-Shoppings.

 

Anleger im Kyptofieber

Der Bitcoin hat am Donnerstagmorgen die psychologisch wichtige Marke von 100'000 US-Dollar durchbrochen. Seit Anfang Jahr hat sich sein Wert damit mehr als verdoppelt. Hauptpreistreiber war einmal mehr Donald Trump. Der designierte US-Präsident gab zuvor bekannt, den kryptofreundlichen Finanzunternehmer Paul Atkins zum neuen Chef der Börsenaufsicht SEC machen zu wollen. Viele Kryptofans sehen durch dessen Nominierung die Chancen für eine nationale Bitcoin-Reserve deutlich gestiegen.

 

Handelskonflikt verschärft sich

Donald Trump ist noch nicht einmal im Amt, da spitzt sich der Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China bereits weiter zu. Die Behörden in Washington haben zu Wochenbeginn ihr Embargo für Technologie-Exporte in das Reich der Mitte ausgeweitet. So haben sie 140 weitere Unternehmen auf die schwarze Liste gesetzt. Zudem dürfen spezielle Halbleiter für Künstliche Intelligenz nicht mehr geliefert werden. Als Antwort darauf hat China die Ausfuhr der Metalle Gallium, Germanium, Antimon und anderer Materialien in die USA weitgehend untersagt.

Auf der Agenda

Zwei auf einen Streich

Am 12. Dezember entscheiden die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Europäische Zentralbank (EZB) über ihre Leitzinsen. Wir rechnen mit jeweils einer Zinssenkung um 25 Basispunkte.

Aufgefallen

EU-konforme Blockchain-Börse kommt

Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin hat das Start-up 21X zum Betrieb einer Plattform für den Handel mit tokenisierten Vermögenswerten lizenziert. Die damit erste EU-regulierte Blockchain-Börse soll im Frühling 2025 ihren Betrieb aufnehmen.

Chart der Woche

Der Anlagenotstand verschärft sich

Zinskurve von Schweizer Staatsanleihen, aktuell und per Anfang Jahr

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Die Renditen von Schweizer Staatsanleihen sind seit Jahresbeginn für alle Laufzeiten zurückgekommen. Gründe sind die Aussicht auf weitere Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sowie das unsichere Marktumfeld, das die Nachfrage nach Bundesobligationen hochhält. Für Investoren bedeutet das, dass sich der Anlagenotstand hierzulande weiter akzentuiert. Real betrachtet, also nach Abzug der Inflation, sehen sie sich bereits heute mit negativen Zinsen konfrontiert. Damit gewinnen alternative Renditequellen, wie etwa Aktien oder Immobilien, zunehmend an Bedeutung.

Publikation «Marktkommentar»

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