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Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Weder die neuen Handelszölle noch die überraschend hohe US-Inflation erschüttern die Anleger. Dass aber nicht alles eitler Sonnenschein ist, belegt die Goldnachfrage. Der Nah-rungsmittelmulti Nestlé präsentiert derweil solide Geschäftszahlen.

Neue Zölle, who cares?

Momentan vergeht kein Tag ohne Neuigkeiten von Donald Trump. Sein jüngster Streich sind Sonderzölle auf sämtliche Aluminium- und Stahlimporte in die USA. Diese sollen 25% betragen und per 12. März in Kraft treten. Die Europäische Union stellte umgehend Gegenmassnahmen in Aussicht. Die Aktienmärkte liess das transatlantische Säbelrassen weitgehend kalt. So knackte der deutsche DAX erstmals in seiner Geschichte die Marke von 22'000 Punkten. Dass dennoch eine gewisse Verunsicherung unter den Börsianern herrscht, zeigt der Goldpreis. Das Edelmetall verbesserte sein Allzeithoch auf 2’942 US-Dollar pro Unze. Hierzulande hat derweil Swisscom im vergangenen Jahr weniger verdient. Gründe sind die Euroschwäche sowie die Kosten im Zuge der Übernahme von Vodafone Italia. Letztere konnte das Telekomunternehmen dafür früher als erwartet abschliessen. Nächstes Jahr könnte es dann die erste Dividendenerhöhung seit 2010 geben. Wegen der Konjunkturflaute hat ams-OSRAM im vierten Quartal etwas weniger Umsatz erzielt. Unter dem Strich verblieb jedoch ein Reingewinn von 3 Millionen Euro, nach einem Verlust von 16 Millionen im Vorjahresquartal. Für 2025 gibt sich der Halbleiterspezialist vorsichtig optimistisch. Die Aktie quittierte das am Publikationstag mit einem Kurssprung von 18%. Eine Jahresbilanz mit Licht und Schatten veröffentlichte Schindler. Bei Gewinn und Margenentwicklung vermochte der Liftbauer zu überraschen. Der Umsatz stagnierte dagegen aufgrund von Fremdwährungseffekten. Nichtsdestotrotz soll die Dividende von 5 auf 6 Franken je Aktie steigen.

 

Nestlé erhöht Appetit auf Schweizer Markt

Der Nahrungsmittelriese Nestlé hat 2024 einen Umsatz von 91.4 Milliarden Franken, also 1.8% weniger als im Vorjahr, erzielt. Klammert man Wechselkurs- sowie andere Sondereffekte aus, resultierte ein Plus von 2.2%. Der Reingewinn sank um gut 1%. Zugleich hält der Konzern an seinen Zielen fest und will die Dividende das 29. Mal in Folge erhöhen. Investoren erhalten 3.05 Franken pro Aktie – das sind 5 Rappen mehr als zuvor. Die Valoren setzten entsprechend ihre Erholung fort und hievten den Swiss Market Index (SMI) zeitweise bis knapp unter sein Rekordhoch bei 12'997 Punkten.

Unterschiedliche Ausgangslage für SNB und Fed

Die Jahresteuerung in der Schweiz ist im Januar von 0.6% auf 0.4% gefallen und damit so tief wie zuletzt vor gut vier Jahren. Infolgedessen dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins im Jahresverlauf bis auf 0% reduzieren. In den USA dagegen ist die Teuerung überraschend von 2.9% auf 3.0% gestiegen. Auch die Kernrate, welche die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, zog weiter an. Damit ist das 2%-Ziel der US-Notenbank Fed wieder ein Stück in die Ferne gerückt. Die Zinsen in Übersee werden daher wohl noch länger hoch bleiben, was bedeutet, dass der geldpolitische Gegenwind für die Konjunktur anhält. Die Aktienmärkte gerieten angesichts dessen kurzzeitig unter Abgabedruck, fanden dann aber wieder Tritt.

 

Deutsche Börse arbeitet am DAX 2.0

Der Börsenwert des Softwarekonzerns SAP ist in den letzten Jahren auf über 340 Milliarden Euro angewachsen und macht damit ein Fünftel der Gesamtkapitalisierung des DAX aus. Das Höchstgewicht für Einzeltitel beträgt allerdings 15%, weswegen 2023 das damalige Schwergewicht, der Chemieriese Linde, den deutschen Leitindex verliess. Um die Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen sowie die Volatilität zu verringern, ist laut Medienberichten bei der Deutschen Börse eine DAX-Variante ohne Obergrenze in Arbeit. Die Einführung ist für das erste Quartal 2025 geplant.

 

Elon Musk liebäugelt mit OpenAI

Der Tech-Milliardär Elon Musk war einer der Mitgründer des ChatGPT-Entwicklers OpenAI. Im Jahr 2018 verliess er diesen jedoch nach einem Streit mit dem aktuellen CEO Sam Altman. Nun will Musk die Kontrolle über das Unternehmen übernehmen und lancierte daher mit einer Investorengruppe eine Kaufofferte in Höhe von 97.4 Milliarden US-Dollar. Altman reagierte darauf mit Spott und bot seinerseits dem Tesla-Gründer 9.74 Milliarden Dollar für dessen Online-Plattform X.

Auf der Agenda

Wirtschaftswachstum Schweiz

Am 17. Februar publiziert das SECO seine Schätzung für das Wachstum des Schweizer Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Schlussquartal 2024.

Aufgefallen

BP macht Rolle rückwärts

Der Gewinn von BP ist im vierten Quartal 2024 um mehr als die Hälfte eingebrochen. Als Reaktion darauf will der britische Mineralölriese den Fokus vom wenig rentablen Ausbau erneuerbarer Energien zurück auf das Geschäft mit fossilen Brennstoffen legen.

Chart der Woche

Kann das gut gehen?

Entwicklung der ausstehenden Verbraucherkredite in den USA, in Mrd. USD

Chart der Woche

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Die Wirtschaft in den USA präsentiert sich robust. Hauptgrund ist der nach wie vor boomende Konsum. Um diesen zu befriedigen, haben die US-Haushalte im vergangenen Dezember über 40 Milliarden US-Dollar an neuen Schulden angehäuft. Es ist der stärkste Anstieg seit Juni 2021. Damit summieren sich die ausstehenden Verbraucherkredite auf rekordhohe 5'145 Milliarden Dollar. Obwohl die US-Wirtschaft seit je auf Pump lebt, ist das zunehmend gefährlich. Denn wegen der zähen Inflation wird die Zinsbelastung für die Kreditnehmer vorerst hoch bleiben. Auf kurz oder lang könnte das dann den Konsum drücken und die Wirtschaft in den USA aus dem Tritt bringen. 

Publikation «Marktkommentar»

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