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Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Während Givaudan auf ein Rekordjahr zusteuert und auch aus dem Schweizer Biotechsektor positive Nachrichten kommen, verfehlt VAT im dritten Quartal die Umsatzerwartungen. Volatil ist derweil die Entwicklung in China.

Freundliche Schweizer Börse

Der breite Swiss Performance Index (SPI) tendierte im Wochenverlauf freundlich. Eine starke und deutlich über dem Konsens liegende Umsatzentwicklung verbuchte der Aroma- und Duftstoffhersteller Givaudan. Obwohl das Unternehmen zum Ende des dritten Quartals keine Gewinnzahlen publizierte, dürfte es auf ein Rekordergebnis zusteuern. Mit einem Plus von 29% seit Anfang Jahr nehmen die Aktien allerdings auch einiges vorweg. Für Verunsicherung sorgte VAT. Der Halbleiterzulieferer gab für das dritte Quartal eine Umsatzwarnung heraus. Da diese jedoch auf die Einführung einer neuen Softwarelösung – und nicht eine Nachfrageschwäche – zurückzuführen ist, erholten sich die Aktien nach einem kurzfristigen Taucher wieder. Stark zugelegt hat dagegen das Biotech-Unternehmen Kuros. Dessen Umsatz kletterte in den ersten neun Monaten um 140%. Zudem drehte der Cash Flow in den positiven Bereich. Trotz Gewinnmitnahmen liegen die Aktien mit einem Kursplus von über 400% seit Anfang Jahr mit Abstand an der Spitze des SPI. Für Freude sorgten auch die Aktien des Biotech-Unternehmens Relief Therapeutics. Deren Kurs hat diese Woche um 100% zugelegt, nachdem Relief erfreuliche Studienergebnisse bekannt gegeben hatte. Mit rund 5.50 Franken sind die Titel allerdings ein Schatten ihrer Selbst. Im Höchst während der Corona-Krise wechselten die Valoren für 320 Franken (aktiensplitbereinigt) die Hand.

 

US-Inflation sinkt

Die Teuerung in den USA ist weiter rückläufig. Im September lag sie gegenüber dem Vorjahr bei 2.4%. Erwartet worden war eine Rate von 2.3%. Trotz der starken Arbeitsmarktdaten der vergangenen Woche dürfte die US-Notenbank Fed an ihrem Fahrplan festhalten und dieses Jahr ihren Leitzins noch zweimal um je 25 Basispunkte reduzieren.

 

(Kein) Lichtblick aus Deutschland

Die jüngsten Exportdaten aus Deutschland zeigen einen Anstieg um 1.3%. Das ist positiv, denn erwartet wurde ein Rückgang um 1.0%. Industrie, Bau und Energieversorger haben die Produktion hochgefahren. Deutlich erhöht haben sich die Ausfuhren in die USA, was die gute Verfassung der dortigen Konjunktur unterstreicht. Weniger Freude bereiten hingegen die schwachen Importe. Sie sind stärker zurückgekommen als prognostiziert und deuten auf eine schwache Binnennachfrage bei unserem nördlichen Nachbarn hin.

Ungewissheit aus China

An den chinesischen Aktienmärkten geht es derzeit volatil zu und her. Auf einen erfreulichen Handelsstart diese Woche folgte Ernüchterung und erneuter Optimismus. Obwohl sich die Stimmung gegenüber chinesischen Aktien nach den angekündigten Notenbankmassnahmen verbessert hat, lastet die anhaltende Immobilienkrise auf dem Markt.

 

Google droht Zerschlagung

Mit einem Marktanteil von 90% führt bei der Internetsuche kein Weg an Google vorbei. Diese Monopolstellung wird von der US-Justiz nun angeprangert und als gesetzeswidrig eingestuft. Um die missbräuchliche Nutzung dieser Marktmacht zu verhin-dern, werden verschiedene Massnahmen – bis hin zu einer Aufspaltung des Konzerns – geprüft. Die letzte Aufspaltung liegt 40 Jahre zurück, als der Telekommunikationskonzern AT&T zerschlagen wurde. Bis es so weit sein könnte, würden allerdings Jahre vergehen. Zudem ist eine Aufspaltung aufgrund der Verflechtungen der verschiedenen Google-Dienstleistungen komplex. Dennoch haben die Valoren des Mutterkonzerns Alphabet im Wochenverlauf geschwächelt.

 

Weight Watchers legen zu

Der Pharmakonzern Novo Nordisk ist dank seines Diabetes Wirkstoffs, der auch beim Abnehmen helfen soll, zum wertvollsten kotierten Unternehmen Europas geworden. Nun hat der Abnehmspezialist WW International eine günstigere Abnehmmöglichkeit in Aussicht gestellt, was dessen Aktie rund 120% verteuerte. Aber die kurzfristige Betrachtung trügt. Allein seit Anfang Jahr haben die Titel 81% verloren.

Auf der Agenda

Zinsentscheid EZB

Am 17. Oktober trifft sich die Europäische Zentralbank (EZB), um über die künftigen Zinsen zu entscheiden. Der Markt erwartet eine Senkung um 25 Basispunkte.

Aufgefallen

Gefragte Chips

Der Halbleiter-Auftragsfertiger TSMC hat seinen Umsatz im dritten Quartal um 36% gesteigert und damit die Erwartungen der Analysten übertroffen. Geholfen hat die starke Nachfrage aus dem Bereich Künstliche Intelligenz.

Chart der Woche

Grounding der Airline-Aktien

Entwicklung des MSCI World Airlines Index, in USD

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Harter Wettbewerb und dünne Margen charakterisieren den Airline-Sektor. Dies spürt derzeit die US-Fluggesellschaft Spirit besonders stark. Ihr droht der Konkurs. Die Aktien haben dieses Jahr 90% ihres Wertes eingebüsst und die Marktkapitalisierung ist auf 185 Millionen US-Dollar geschrumpft. In der Spitze im Jahr 2014 war das Unternehmen 6 Milliarden wert. Viele Schweizer Investoren kennen diese Situation: Vor gut 23 Jahren erlebte die Swissair ihr Grounding und die Anleger mussten hohe Verluste verkraften. Dass Aktien von Fluggesellschaften auch langfristig kein attraktives Investment sind, zeigt der MSCI World Airlines Index. Seit dem Jahr 2000 tritt dieser an Ort.

Publikation «Marktkommentar»

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