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Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Die Stimmung an den Börsen hellt sich wieder auf. Die Hoffnung auf eine Jahresendrally, angefeuert durch eine allfällige Zinssenkung der US-Notenbank Fed, steigt. Ausgemachte Sache ist das allerdings nicht.

28.11.2025

Die Schweizer Börse setzt Aufwärtstrend fort

Nach einer starken Entwicklung Anfang November hat der Swiss Market Index (SMI) auch zum Monatsende zugelegt. Gut 10% haben Anlegerinnen und Anleger mit einem Investment im Schweizer Leitindex dieses Jahr verdient. Inklusive Dividende sind es 14%. Verhalten aufgenommen wurde ein Restrukturierungsprogramm des diesjährigen SMI-Nachzüglers Sika. Der Bauzulieferer will die Kosten senken und das Wachstum fördern. Der Personalvermittler Adecco hat im Rahmen seines Kapitalmarkttages die Ziele für das laufende Jahr bestätigt. Das Unternehmen gilt als Früh¬zykliker und damit als Indikator für den weiteren Verlauf der Konjunktur. Ein blosses Festhalten am Jahresausblick war Investoren zu wenig. Die Titel büssten deutlich an Wert ein. Auch die Aktien des Elektroinstallateurs Burkhalter waren diese Woche unter Druck. Der Grossaktionär Christoph Arnold hat 190’000 Aktien verkauft, was 1.8% des Aktienkapitals entspricht. Die Titel wurden mit einem Abschlag von 7% an die Investoren gebracht.

 

Gefragte Alphabet-Aktien

Die Titel der Google-Mutter Alphabet sind derzeit gefragt. Allein im November haben die Aktien 13% zugelegt. Seit Anfang Jahr summiert sich das Plus auf 69%. Grund für den Aufwärtstrend ist eine zunehmende Dynamik positiver Nachrichten. Die jüngste Bewegung begann mit der Meldung, wonach Berkshire Hathaway, die Beteiligungsgesellschaft von Warren Buffett, für fast 5 Milliarden Dollar Alphabet-Aktien gekauft hat. Gemutmasst wird zudem, dass Googles neue Lösung im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) für den Einstieg mitverantwortlich sein soll. Tatsächlich wurde Gemini 3.0 mit viel Lob überschüttet. Diese Woche wurde zudem bekannt, dass der Facebook-Konzern Meta sich ab 2027 für KI-Chips der Google-Mutter entscheiden könnte. Damit wird Alphabet zunehmend zum Nvidia-Konkurrenten. Es scheint gerade, als würde sich das Unternehmen vom KI-Verlierer zum Gewinner mausern.

 

HP will effizienter werden

Investitionen in KI haben derzeit Hochkonjunktur. Diese Woche hat der Computerkonzern Hewlett Packard (HP) die damit verbundenen Effizienzgewinne beziffert. Der Konzern will in den kommenden drei Jahren 4’000 bis 6’000 Arbeitsplätze, das sind bis zu 10% der Belegschaft, abbauen. Nach Abschluss sollen jährlich Kosten von rund 1 Milliarde Dollar eingespart werden. Bereits im Oktober hatte der Onlinehändler Amazon bekannt gegeben, dass rund 14’000 Arbeitsplätze wegen KI wegfallen würden.

Trübe Stimmung in Deutschland

Der Ifo-Geschäftsklimaindex misst die Stimmung bei deutschen Unternehmen. Im November hat sich diesbezüglich die Einschätzung bei den rund 9’000 befragten Führungskräften eingetrübt. Das war entgegen den Erwartungen, denn Ökonomen hatten mit einer Verbesserung gerechnet. Unter Druck ist, wie bei den Daten der Einkaufsmanager, der Industriesektor. Aber wenn die Nacht am dunkelsten ist, ist die Dämmerung bekanntlich am nächsten. Für Hoffnung sorgt das Fiskalpaket der deutschen Regierung, das einen Stimmungsumschwung herbeiführen könnte.

 

Von der Sektorrotation zur Weihnachtsrally

Die Frage nach einer Jahresendrally ist in aller Munde. Traditionell beginnt diese bereits im Oktober und setzt sich im November und Dezember fort. Nach der insgesamt schwächeren Entwicklung vieler Aktienmärkte im November scheint der Jahresschlussspurt aktuell zeitlich verschoben oder nur selektiv stattzufinden. So hat der Schweizer Markt, dank der Sektorrotation und der hohen Gewichtung der Pharma¬branche, zugelegt. Ob Investoren zum Jahresende hin noch einmal auf den KI-Zug aufspringen und die Kurse treiben, wird sich zeigen. Aufgrund der jüngsten Turbulenzen ist das ungewiss. Für einen positiven Jahresabschluss könnte hingegen eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed am 10. Dezember sorgen. Dann würde immerhin noch eine Santa-Claus-Rally die Anlegerinnen und Anleger erfreuen.

Auf der Agenda

Schweizer Konsumentenpreise

Am 3. Dezember werden die aktuellen Schweizer Inflationszahlen bekannt gegeben.

Aufgefallen

Walmart auf Rekordjagd

Die Aktien des weltweit grössten Detailhändlers Walmart handeln auf einem Allzeithoch. Die guten Geschäftszahlen zeigen aber auch, dass die Konsumenten vermehrt beim Billigdiscounter einkaufen, weil das Geld fehlt.

Chart der Woche

Black Friday – und jetzt?

Entwicklung der Konsumentenstimmung (University of Michigan)

Chart der Woche

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Die Gleichung ist einfach: Wird konsumiert, läuft die Wirtschaft. Mit dem heutigen Black Friday wird offiziell die Weihnachtseinkaufssaison lanciert. Obwohl die Detailhändler bis anhin keinen Umsatzeinbruch verzeichnen, ist die Stimmung schwach. Die von der Universität Michigan erhobene Konsumentenstimmung ist nahe an einem mehrjährigen Tiefstand. Als Frühindikator ist das kein gutes Zeichen. Obwohl sich der Indikator in den vergangenen fünf Jahren aufgrund der Corona-Pandemie und hoher Inflation halbiert hat, ist zu beachten, dass auch bei einer schlechten Stim¬mung Geld ausgegeben wird. Die Frage ist, wie viel.

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