Erfolg dank Neustrukturierung

Viele Produkte und Services, unklare Prozesse und überlastete Mitarbeitende: Das rasante Wachstum der S. Müller Holzbau AG hinterliess Spuren. Nach einer umfassenden Begleitung durch die Experten des Raiffeisen Unternehmerzentrums RUZ kann sich das KMU heute wieder auf seine Stärken konzentrieren.

Den Markt im Sturm erobert

Die S. Müller Holzbau AG hat stürmische Jahre hinter sich: Das KMU in Wil plant, entwickelt, produziert und montiert Wohnbauten aus Holz. Nach dem Management-Buy-out durch Geschäftsführer Stefan Müller 2008 ist es rasant gewachsen. Der Holzbau boomte, Nachhaltigkeit und Regionalität waren gefragter denn je. Diese Chance wollte Müller umfassend nutzen: Der Unternehmer erweiterte das Produkteportfolio und die angebotenen Dienstleistungen und stellte sein neu gegründetes KMU so immer breiter auf. Innert zehn Jahren wurden aus 15 Mitarbeitenden über hundert.

Seit Stefan Müller sein KMU gegründet hat, steht er nie still. Der Betrieb ist rasant gewachsen. Doch trotzdem eine funktionierende Struktur beizubehalten, ist oft eine Gratwanderung.
Sein Unternehmen, die S. Müller Holzbau AG, plant und baut Wohnhäuser aus Holz. Über die Jahre sind immer neue Produkte und Dienste hinzugenommen.
Das hinterliess Spuren: Die Strukturen und Prozesse des Betriebs konnten nicht mithalten. Zudem verlor das KMU den Fokus auf seine Kernkompetenzen. Darunter litt auch die Rendite.
Stefan Müller holte sich Hilfe aus dem RUZ: Gemeinsam mit den Experten erarbeitete er diverse Verbesserungen. Darunter ein entschlacktes Portfolio und eine aufgeräumtere Betriebsorganisation.
Heute arbeitet das KMU wieder strukturiert und rentabel. So kann sich der Geschäftsführer auf seine Zukunftspläne konzentrieren – etwas die Teilautomatisierung der Produktion.

Zu schnelles Wachstum führte zu Wildwuchs

Ein Erfolg für den 37-Jährigen, der die Holzbauabteilung aus einem Generalunternehmen übernommen hatte, als er dort noch selber Praktikant war. «Damals wusste ich noch nicht viel über Geschäftsführung», gibt der gelernte Zimmermann zu. «Ich war noch unerfahren – hatte aber viel Energie und Ideen. Und vor allem: Ich scheute mich nicht vor Herausforderungen.»

 

Das schnelle Wachstum des KMU hinterliess Spuren. Die Strukturen und Prozesse konnten nicht mithalten. Und auch der Blick für die eigenen Stärken ging mehr und mehr verloren. «Es war ein regelrechter Wildwuchs», erinnert sich Müller. «Wir machten so viele Dinge, dass wir kaum mehr wussten, wofür wir eigentlich stehen und was unsere Kernkompetenzen sind.» Der Geschäftsführer sowie viele Mitarbeitende waren überlastet. Als Folge der Verzettelung litt die Rentabilität und teilweise auch die Qualität der Dienstleistungen und Produkte. «In der Konsolidierungsphase flog uns der Betrieb fast um die Ohren», sagt Müller. Hilfe musste her.

Saubere Strukturen

Eine professionelle Begleitung durch das Raiffeisen Unternehmerzentrum war die Lösung. Für die RUZ-Experten war die Situation bei der S. Müller Holzbau AG nicht unbekannt. «Wenn Firmen sehr schnell wachsen, ist das wie bei Jugendlichen in der Pubertät: Die Hosen sind immer zu kurz», sagt der zuständige RUZ-Begleiter. «Die Strukturen des Betriebs passen einfach nicht mehr.»

 

Während zwei Jahren hat das Führungsteam der S. Müller Holzbau AG ein neues Kleid für den gewachsenen Betrieb erarbeitet. «In einem ersten Schritt wurde ein erweitertes Führungsteam kreiert», sagt der RUZ-Begleiter. Dieses sollte die Kommunikation zwischen der Geschäftsleitung und den restlichen Mitarbeitenden verbessern und die geplanten Veränderungen im Team dadurch besser abstützen. «Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel ist es wichtig, die Mannschaft hinter sich zu haben», erklärt der RUZ-Begleiter. «Zentral war aber auch, dass die Strukturen schlank blieben.»

Markenkern herausgeschält

Als Nächstes ging es um den Markenkern. «Wir schälten heraus, was uns wichtig ist und als Firma einzigartig macht», sagt Müller. Dazu gehören etwa Architektur und Design oder mobile Raumkonzepte sowie Werte wie Fairness und Transparenz. Auf dieser Basis wurde dann das Angebotsportfolio entschlackt. Nach dem Motto «Mut zur Lücke» hat der Firmenchef beispielsweise die Schreinereiprodukte abgestossen und arbeitet stattdessen mit Partnern zusammen. Und auch der Bereich Bodenbeläge wurde in neue Hände gelegt.

 

Doch nicht nur das Portfolio musste aufgeräumt werden, auch die gesamte Betriebsorganisation. «Über die Jahre haben sich viele individuelle, persönliche Abmachungen mit Mitarbeitenden angesammelt – etwa was Homeoffice oder die private Nutzung des Firmenautos anbelangt», sagt Müller. Das führte zu Ungleichbehandlung und Unverständnis. Heute gelten für alle die gleichen Regeln. Ein schriftlich festgehaltenes Leistungsversprechen informiert überdies Kunden und Mitarbeiter ehrlich und fair darüber, was sie vom Betrieb erwarten dürfen.

 

 

Die drei Erfolgsfaktoren der S. Müller Holzbau AG

1. Erweitertes Führungsteam
Die breitere Führung hilft, die Kommunikation zwischen Geschäftsleitung und Mitarbeitenden zu verbessern und Bedürfnisse aufzunehmen. Dadurch werden Entscheide bis auf Mitarbeiterebene breiter abgestützt.

Die drei Erfolgsfaktoren der S. Müller Holzbau AG

2. Starker Markenkern

Durch das Besinnen auf die eigenen Stärken arbeitet das KMU heute fokussiert und rentabel. Nicht zum Kerngeschäft gehörende Bereiche wurden abgestossen. 

Die drei Erfolgsfaktoren der S. Müller Holzbau AG

3. Klare Strukturen

Die schlanke und durchdachte Organisation macht den Betrieb effizienter. Prozesse wurden definiert, Führungsinstrumente niedergeschrieben und Abmachungen vereinheitlicht.

Bereit für neue Ziele

Auf die Zusammenarbeit mit dem RUZ blickt er gerne zurück. «Die neutrale Aussensicht sowie die Kombination von betriebswirtschaftlichem Fachwissen und anschaulichen Praxisbeispielen waren für uns sehr hilfreich», sagt Müller. «Ich wurde aus der Komfortzone gelockt, und meine eigenen Ansichten wurden kritisch hinterfragt», lobt der Firmenchef.

«Heute stehen wir als Team stärker da, unsere Auftragsbücher sind voll, und wir arbeiten rentabel.»

Stefan Müller, S. Müller Holzbau AG

Und der Vollblutunternehmer hat schon die nächsten Ziele im Auge. In den kommenden Jahren möchte er die Produktion digitalisieren, teilautomatisieren und damit Kapazität sowie Innovationsfähigkeit ausbauen. «So können wir auch Aufträge für grössere und komplexere Projekte wie beispielsweise Hochhäuser oder ganze Überbauungen übernehmen.» Helfen werden ihm dabei der klare Fokus sowie die gute Betriebsorganisation.

S. Müller Holzbau AG

Die S. Müller Holzbau AG mit Hauptsitz in Wil SG ist ein Gesamtdienstleister im Bereich Wohnbauten aus Holz: Von der Planung und Entwicklung von Projekten im eigenen Architekturbüro S. Müller Architektur bis zu Engineering, Produktion und Montage. Im Mittelpunkt steht dabei der moderne und nachhaltige Holzelementbau. Geschäftsführer Stefan Müller hat 2008 die Holzbauabteilung der Generalunternehmerin Marty Häuser AG übernommen – als er dort noch selber Praktikant war. Heute beschäftigt das Unternehmen über 100 Mitarbeitende.