Schwankende Wechselkurse können zu höheren Ausgaben oder tieferen Einnahmen führen und die Margen von Unternehmen beeinflussen. Die beiden Rechenbeispiele zeigen: Selbst wenn die Veränderungen klein scheinen, sind die Auswirkungen deutlich spürbar.
1. Rechenbeispiel: Export einer Maschine in den Euroraum
Ein Schweizer KMU stellt spezialisierte Maschinen her, welche an Abnehmer aus dem Euroraum verkauft werden. Die Herstellkosten der Standard-Maschine betragen 100'000 Franken. Das Unternehmen kalkuliert seine Verkaufspreise so, dass eine Bruttomarge von rund 30 Prozent erreicht wird. In Franken ergibt dies einen Verkaufspreis von 143'000 Franken.
Mit Sicherheitsmargen Umsatzeinbussen minimieren
Für die Festlegung der Europreise geht die Firmeninhaberin gleich vor wie beim jährlichen Budget: Sie nimmt den aktuellen Eurokurs und baut eine Sicherheitsmarge von 3 Rappen ein. Zum Zeitpunkt der Kalkulation, im November 2021, liegt der Franken-Euro-Kurs bei gut 0,94. Nach dem Zuschlag der Sicherheitsmarge ergibt das einen Euroverkaufspreis für die Standardmaschine von 139'400 Euro.
| Kalkulation CHF-EUR 0.9443* EUR-CHF 1.0590 | Ist-Situation CHF-EUR 1.0537 EUR-CHF 0.9491 |
Verkaufspreis (EUR 139'400) | CHF 143'000.– | CHF 132'200.– |
Herstellungskosten | CHF 100'000.– | CHF 100'000.– |
Bruttogewinn | CHF 43'000.– | CHF 32'200.– |
Bruttomarge | rund 30 % | rund 25 % |
*plus 3 Rappen Sicherheitsmarge
Ende September des folgenden Jahres trifft die Zahlung einer französischen Kundin für die bestellte Maschine ein. Die Buchhalterin des KMU wechselt die 139'400 Euro am gleichen Tag in Franken um. Weil der Franken seit der Kalkulation allerdings massiv stärker geworden ist, erhält sie dafür nur gut 132'200 Franken.
Statt der erwarteten 30 Prozent beträgt die tatsächlich erreichte Bruttomarge nur noch knapp 25 Prozent. Trotz Sicherheitspolster auf der Währungsseite bei der Preiskalkulation fällt der Umsatz aus der Maschine in Schweizer Franken über 10'000 Franken tiefer aus als veranschlagt.
2. Rechenbeispiel: Import und Verkauf von Auto-Ersatzteilen
Auch bei kleineren Beträgen und kürzeren Fristen können die Auswirkungen von Wechselkursveränderungen auf die Marge gross sein – insbesondere, wenn auf weitere Absicherungsmassnahmen verzichtet wird. Ein Schweizer Händler importiert und verkauft Ersatzteile für deutsche und französische Automarken. Die Teile kauft er in Euro, von seinen Abnehmern in der Schweiz wird er in Franken bezahlt. Die Verkaufspreise berechnet er so, dass er eine Bruttomarge von rund 20 Prozent erreicht.
Bewusst kalkulieren und Kursrisiken reduzieren
Im März bestellt er bei seinem Deutschen Zulieferer Teile im Wert von 25'000 Euro. Um beim fast paritätischen Euro-Franken-Wechselkurs auf seine Marge zu kommen, muss er sie für rund 30'000 Franken verkaufen. So offeriert er das dann auch seinen Kunden.
| Kalkulation CHF-EUR 0.9993 EUR-CHF 1.0007* | Ist-Situation CHF-EUR 0.9531 EUR-CHF 1.0492 |
Verkaufspreis | CHF 30'000.– | CHF 30'000.– |
Einkaufspreis (EUR 25'000) | CHF 25'017.– | CHF 26'230.– |
Bruttogewinn | CHF 4'980.– | CHF 3'770.– |
Bruttomarge | rund 20 % | rund 14 % |
*ohne Sicherheitsmarge
Die bestellten Teile werden drei Monate später geliefert und der Schweizer Händler muss sie bezahlen. Mittlerweile ist der Euro allerdings stärker geworden: Die 25'000 Euro kosten ihn nun rund 26'230 Franken. Für den Händler heisst das: Will er seinen Kunden nicht verärgern und beim offerierten Verkaufspreis bleiben, verdient er weniger und seine Marge sinkt auf rund 14 Prozent.
Risiken erkennen und managen
Devisenkurse können über die Rentabilität von Geschäften entscheiden. Es lohnt sich also für KMU, sich bewusst mit dem Thema Devisenmanagement auseinandersetzen.