

So heizt die Schweiz – heute und in Zukunft
Rund 60 % der 1.5 Mio. Wohngebäude in der Schweiz werden heute mit fossilen Brennstoffen beheizt. Im Neubau haben sich glücklicherweise inzwischen umweltfreundliche erneuerbare Technologien durchgesetzt – wenn auch noch nicht komplett. Auch bei Sanierungen von bestehenden Gebäuden sind Wärmepumpen und andere Technologien wie Fernwärme, Holzenergie oder Solarthermie auf dem Vormarsch. Das passt zu den CO2-Zielsetzungen des Bundes; denn ab 2050 soll die Schweiz unter dem Strich kein CO2 mehr ausstossen. Das geht nur, wenn wir die noch immer rund 900'000 fossilen Heizungen in der Schweiz bis dahin ersetzt haben. Dies bedeutet ab heute, jedes Jahr 30'000 Anlagen zu ersetzen.
Überblick zum Gebäudepark Schweiz in Zahlen.
Der gesamte Schweizer Gebäudepark umfasst zurzeit 1,8 Millionen beheizte Bauten mit einer Gesamtfläche von 800 Millionen Quadratmeter. Davon sind rund eine Million Einfamilienhäuser sowie rund 500'000 Mehrfamilienhäuser, wovon 70 Prozent in Privatbesitz sind. Der Rest verteilt sich auf Verwaltungsgebäude, Büros, Geschäftshäuser sowie Industriebauten und Lagerhallen. Der Gebäudepark verbraucht etwa 100 TWh oder rund 45% des Endenergiebedarfs der Schweiz. 75% (von 100 TWh) entfallen auf die Heizung. Heizöl ist weiterhin der wichtigste Energieträger. Es stellt mehr als 50% (von 75 TWh) der Energieversorgung des Gebäudeparks sicher, gefolgt von Erdgas mit einem Anteil von 25%.
Schweizer Gebäudepark
Der Schweizer Gebäudepark umfasst die Gesamtzahl aller Wohn-, Dienstleistungs- und öffentlichen Gebäude. Dies entspricht 2018 knapp 1.8 Millionen. Etwa 50% davon haben das 40. «Lebensjahr» bereits hinter sich und sind somit veraltet und dringend sanierungsbedürftig. Mit der aktuellen Sanierungsquote von 0.9% würde es jedoch knapp 100 Jahre dauern, bis ein langfristig nachhaltiger Standard erreicht wäre.
Jeder 4. Schweizer will eine neue Heizung
Ein Umstieg von Heizöl oder Erdgas auf erneuerbare Energien kann, über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, eine Kosteneinsparung von bis zu 35 Prozent bewirken – es lohnt sich also nicht nur für die Umwelt sondern auch finanziell für die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer.
Rund ein Viertel der Schweizer ist bereit dazu, in den nächsten 5 Jahren die vorhandene Heizungsanlage zu erneuern bzw. zu modernisieren. 33% der Gebäudebesitzer haben den Umstieg bereits umgesetzt - unabhängig von einer energetischen Haussanierung. Vergleicht man die letzten knapp 30 Jahre miteinander ist klar ersichtlich wohin der Trend geht: Wärmepumpen und Fernwärme werden immer beliebter, wohingegen von Heizöl-Systemen je länger je mehr abgesehen wird.
Klimaschutz und Unabhängigkeit im Vordergrund
Die Hauptgründe für Investitionen in Photovoltaik, Wärmepumpen und auch Elektroautos sind Klimaschutz und der Wunsch nach Unabhängigkeit. Letzteres ist auch der wichtigste Treiber für die Anschaffung von Batteriespeichern. Befragt, welche Technologie sie zuerst anschaffen würden, ist die Reihenfolge klar: Solaranlage (über 80%), Wärmepumpe (70%), Elektroauto (knapp 30%) und Batteriespeicher (20%).
Beinahe 90 Prozent der Hausbesitzerinnen und -besitzer, die an der Kombination verschiedener Energietechnologien (Photovoltaik, erneuerbare Heizsysteme, Elektromobilität und Speicherung) interessiert sind («early electrifiers»), geben zudem an, dass die meisten Menschen in ihrem Umfeld eine positive Einstellung zu diesen Technologien haben. Beim definitiven Kaufentscheid für eine Solaranlage bestimmt in drei von vier Fällen der Partner mit.
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Studie | 12. Kundenbarometer erneuerbare Energien |
Bundesrat will Energieverbrauch halbieren
Im Rahmen der vom Volk beschlossenen «Energiestrategie 2050» will der Bundesrat bis Mitte Jahrhundert den Energieverbrauch des Schweizer Gebäudeparks von heute 100 Terrawattstunden (TWh) auf 55 TWh beinahe halbieren. Gelingen soll dies mit einem umfassenden Massnahmenkatalog u.a. mit gesetzlichen Vorgaben (u.a. kantonale Energievorschriften), CO2-Lenkungsabgabe, dem Gebäudeprogramm respektive den kantonalen Förderprogrammen, freiwilligen Massnahmen von EnergieSchweiz u.a. in den Bereichen «erneuerbar heizen», energetische Optimierungen sowie Stärkung der Bedeutung von Gebäudestandards und Gebäudelabels. Zur «Label-Familie» des Bundesamts für Energie gehören GEAK (Gebäudeenergieausweis der Kantone), Minergie, SBNS (Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz) und das Zertifikat «2000-Watt-Areale». In verschiedenen Kantonen ist der Einbau neuer Öl- und Erdgasheizungen schon heute nur noch mit zusätzlichen Auflagen möglich.
Mustervorschriften der Kantone
Die Kantone haben mit den Mustervorschriften (MuKEn) ein Instrument geschaffen, das als Grundlage für die kantonalen Gesetzgebungen dient. Gemäss diesen Mustervorschriften müssen Neubauten so erstellt werden, dass ihr Wärmebedarf nahe bei Null liegt. Der jährliche Energiebedarf darf maximal 35 Kilowattstunden pro Quadratmeter (kWh/m2) betragen.
Beim Heizungsersatz (Sanierung) in bestehenden Wohnbauten müssen gemäss MuKEn 2014 entweder mindestens 10 Prozent erneuerbare Energien eingesetzt oder aber 10 Prozent Energie gespart werden. Über verschiedene sogenannte Standardlösungen können diese Vorschriften erreicht werden.
Mit passiver Solarenergie Energie sparen?
Einen weiteren Lösungsansatz um Energie einzusparen bieten bauliche Massnahmen. Neben Gebäudedämmung ist auch die Ausrichtung des Gebäudes entscheidend. Experten sprechen von der passiven Nutzung der Sonnenenergie. Demnach sollten Fenster nach Süden ausgerichtet und ausreichend gross dimensioniert sein, um im Winter die meisten Sonnenstrahlen aufzufangen. Damit die Gebäude im Sommer nicht überhitzen, werden Vordächer resp. ein aussenliegender Sonnenschutz angebracht.
Trend: Möglichst hoher Selbstversorgungsgrad
Das markant gewachsene Bewusstsein im Bereich Nachhaltigkeit und Energieeffizienz hat den in etlichen Studien nachweisbaren Trend verstärkt, wonach Hauseigentümer bei der Energieversorgung ihres Gebäudes nach mehr Unabhängigkeit bis hin zu Selbstversorgung streben. Das Heizen mit fossilen Energieträgern wie Öl und Erdgas hat für viele Hauseigentümer zukünftig ausgedient. Das Ziel ist somit klar definiert: Weg von endlichen Brennstoffen! Aber wohin?
Im Neubau ist die Wärmepumpe als Heizsystem seit Jahren dominant, was den Anteil der mit Öl beheizten Immobilien am gesamten Gebäudepark weiter sinken lässt. Um sauberen Strom für den Betrieb der Wärmepumpe aus der Eigenproduktion zu beziehen, setzen immer mehr Eigentümer auf die Solarenergie und montieren entsprechende Solarmodule auf dem Dach (Photovoltaik). Dieser Trend hat sich nach dem AKW-Unglück im japanischen Fukushima vor sieben Jahren und dem anschliessend vom Bund kommunizierten Atomausstieg verstärkt. Die direkte Anwendung der Sonneneinstrahlung in Form von Wärme geschieht durch Solarkollektoren. Diese werden zur Warmwasseraufbereitung für bspw. Küche, Bad und Dusche oder als Unterstützung für die Heizung genutzt.
Im Sanierungsbau liegt der Umstieg von Öl auf erneuerbare Technologien wie z.B. Wärmepumpen ebenfalls im Trend. Das von EnergieSchweiz 2020 lancierte Programm «erneuerbar heizen» informiert, welche Technologien zur Verfügung stehen, informiert mittels Heizkostenrechner, welche Kosten in etwa damit verbunden sind und die in der Region verfügbaren Impulsberater, welche einem zur Systemwahl beraten können.
Mit Digitalisierung zu mehr Energieeffizienz?
Die Digitalisierung ist bekanntlich auf dem Vormarsch – auch bei Heizsystemen. Moderne Heizungsanlagen sind in der Lage, ökonomisch und ökologisch zu agieren. Mit Daten gefüttert können sie etwa das nach der Wetterlage optimale System steuern und dafür ein anderes pausieren lassen. Und sie lassen sich leicht und von überall aus bedienen z. B. via App auf dem Smartphone. Das erhöht nicht nur den Komfort, sondern kann auch den Energieverbrauch optimieren.