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Schweizer Pharma und die USA: Klumpenrisiko oder Klumpenchance?

Die Pharmaindustrie ist das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. Sie erwirtschaftet fast zehn Prozent des BIP und trägt seit dem Jahr 2020 rund 40 Prozent zum Wirtschaftswachstum bei. Über die Hälfte aller Schweizer Exporte stammen aus dieser Branche. Besonders stark ist die Abhängigkeit von den USA, die 28 Prozent der Ausfuhren aufnehmen – ein attraktiver Markt, der aber politisch zunehmend unter Druck gerät.

23.09.2025

Fast 40% des Wachstums aus Pharma & Chemie

Wachstum BIP und Anteil Pharma & Chemie, gleitender 5-Jahresschnitt, reales BIP

Wachstum BIP und Anteil Pharma & Chemie, gleitender 5-Jahresschnitt, reales BIP

Quelle: SECO, Wellershoff & Partners, Raiffeisen Economic Research

USA als Schlüsselmarkt und Achillesferse

Die Vereinigten Staaten sind für die Schweizer Pharma der wichtigste Absatzmarkt. Roche erzielt dort fast die Hälfte seines Umsatzes, Novartis 41 Prozent. Die Schweiz profitiert stark vom Zugang zum US-Markt – ist aber gleichzeitig stark davon abhängig. Diese enge wirtschaftliche Verflechtung macht die Schweizer Pharmaindustrie besonders anfällig für politische Entscheidungen in den USA. Was dort passiert, hat direkte Auswirkungen auf die Umsätze, Margen und Investitionen der Schweizer Unternehmen.

 

USA ist der wichtigste Exportmarkt

Pharmaexporte 2024, grösste Länder gemäss Anteil

Pharmaexporte 2024, grösste Länder gemäss Anteil

Quelle: BAZG, Raiffeisen Economic Research

Politischer Druck im US-Markt

Die US-Regierung verfolgt zwei wirtschaftspolitische Ziele: Medikamente sollen günstiger werden und die Produktion soll zurück ins eigene Land geholt werden. Beide Vorhaben sind ökonomisch widersprüchlich, da Zölle die Preise erhöhen, während Preisregulierung sie senken soll. Für Schweizer Pharmaunternehmen entsteht dadurch ein komplexes Spannungsfeld mit hohem Anpassungsdruck.

Zölle lassen sich teilweise durch Massnahmen wie Re-Routing oder Endverpackung umgehen, und sind kein geeignetes Mittel zur Produktionsverlagerung.  Der Aufbau neuer Produktionsstätten in den USA ist langwierig, kostenintensiv und genehmigungsrechtlich anspruchsvoll. Kurzfristig führen Zölle zu spürbaren Preissteigerungen für Konsumentinnen und Konsumenten, was politisch höchst unpopulär ist.

 

Preisregulierung ist das grössere Risiko

Besonders einschneidend wäre die Einführung des „Most-Favored-Nation“-Prinzips. Dieses würde die Medikamentenpreise in den USA an das internationale Preisniveau koppeln. Die Margen der Pharmaunternehmen würden dadurch erheblich geschmälert, und es entstünde weltweiter Preisdruck. Denn wenn in den USA die Preise sinken sollen, steigt in anderen Märkten der Druck, höhere Preise durchzusetzen. Sinkende Erlöse bei gleichzeitig steigenden Investitionsanforderungen gefährden die Innovationskraft und schwächen Forschung und Entwicklung spürbar. 

 

Trend zur Regionalisierung

Die Zolldrohungen beschleunigen einen Prozess, der sowieso schon im Gange ist. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie verwundbar globale Lieferketten sind. Viele Pharmaunternehmen reagieren mit einer stärkeren Regionalisierung der Produktion, auch in den USA. Eine vollständige Verlagerung ist jedoch weder realistisch noch wirtschaftlich sinnvoll. Vielmehr geht es darum, Risiken zu streuen und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

 

Langfristige Perspektive: positiv, aber herausfordernd

Langfristig bleibt die Perspektive der Branche positiv, getragen von Innovation, demografischem Wandel und globaler Nachfrage. Gleichzeitig steht der Standort Schweiz unter Druck, weshalb die Politik gefordert ist, mit einem gezielten Ausbau des Forschungsplatzes und der stetigen Verbesserung der Rahmenbedingungen die Wettbewerbsfähigkeit des Pharmasektors nachhaltig zu sichern.

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