Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Die Erholung an den Aktienmärkten verliert an Schwung. Nach der Gewinnsaison fehlt es an frischen Kursimpulsen. Die Hoffnung der Anleger auf tiefere Leitzinsen sowie die anhaltenden Rezessionsrisiken belasten derweil den Euro.

Chart der Woche

Im Zeichen der Zinsen

Goldpreis in US-Dollar pro Unze vs. US-Leitzinsen

Im Zeichen der Zinsen

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Im nunmehr vierten Anlauf hat es Gold geschafft: Die bisherige Rekordmarke aus dem Jahr 2020 wurde geknackt. Der Preis ist zeitweise bis auf 2'135 US-Dollar pro Unze gestiegen. Aufwind bescheren dem gelben Edelmetall derzeit zum einen die konjunkturellen Unsicherheiten. Zum anderen profitiert es von der Hoffnung der Investoren auf Zinssenkungen in den USA. Diese dürften unserer Meinung nach ab Sommer 2024 Realität werden. Da der Goldpreis in der Vergangenheit positiv auf tiefere US-Leitzinsen reagiert hat, stehen die Zeichen gut, dass die Rally mittelfristig weitergeht. Dafür spricht auch aus charttechnischer Sicht einiges.

Aufgefallen

Uber fährt in den S&P 500

Der Fahrdienst Uber hat den Sprung unter die 500 grössten börsennotierten US-Unternehmen geschafft. Am 18. Dezember werden seine Valoren in den S&P 500 Index aufgenommen.

Auf der Agenda

5x Zinsentscheid

Nächste Woche stehen die Zinsentscheide der US-Notenbank Fed, der Europäischen Zentralbank (EZB), der Bank of England (BoE), der Bank of Japan (BoJ) sowie der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an.

Schweizer Börse abermals höher

Die Hoffnung der Anleger auf baldige Leitzinssenkungen bestimmt immer noch das Geschehen an den Aktienmärkten. Für zusätzlichen Auftrieb sorgen die rückläufigen Kapitalmarktzinsen. 10-jährige US-Staatsanleihen rentierten mit knapp 4.1% zeitweise so wenig wie letztmals Anfang September. Allerdings scheint den Börsen in Ermangelung frischer Kursimpulse langsam der Schnauf auszugehen. So kletterte der deutsche Dax zwar auf ein Allzeithoch von 16'727 Punkten, der breite US-Markt gab jedoch im Wochenverlauf leicht nach. Für den Swiss Market Index (SMI) resultierte am Freitagmorgen ein Plus von gut 0.7%. Gefragt waren vor allem zyklische Werte wie Geberit oder Sika, aber auch das Index-Schwergewicht Roche. Der Pharmariese hatte einen Studienerfolg bei der Krebstherapie mit seinem Präparat Inavolisib vermeldet. Darüber hinaus kehren die Basler mit der Übernahme von Carmot Therapeutics in das Geschäft mit Wirkstoffen gegen Diabetes und Fettleibigkeit zurück. Mit dem Zweiradhersteller Pierer Mobility, dem Telekommunikationskonzern Ascom und dem Bauzulieferer Arbonia haben dieser Tage gleich drei Unternehmen eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Letzterer erwartet wegen der Konjunkturflaute neu gar ein Umsatzminus im laufenden Jahr, an den Finanzzielen bis 2026 hält das Unternehmen aber fest.

 

Schweizer Inflation sinkt trotz höherer Mieten

Die Teuerung in der Schweiz ist im November überraschend deutlich von 1.7% auf 1.4% gefallen. Das ist der niedrigste Stand seit Ende 2021. Massgeblich dazu beigetragen haben die rückläufigen Preise für Ferienreisen sowie Benzin und Heizöl. Darüber hinaus fiel der Effekt des höheren Referenzzinssatzes auf die Mieten geringer aus als erwartet. Nichtsdestotrotz dürfte das Inflationsthema noch nicht durch sein. Denn im neuen Jahr stehen mit den höheren ÖV- und Stromtarifen sowie der höheren Mehrwertsteuer weitere Preistreiber vor der Tür. Und «on top» kommt noch die erneute Erhöhung des Referenzzinssatzes von Anfang Dezember, welche die Mieten ab April 2024 steigen lässt.

 

Zum Samichlaus ein Allzeittief

Der Euro ist gegenüber dem Schweizer Franken auf ein Rekordtief bei 0.9404 gefallen. Wegen seines zyklischen Charakters leidet die Gemeinschaftswährung bereits seit längerem unter der sich in der Eurozone anbahnenden Rezession. Der unerwartete Auftragseinbruch der deutschen Industrie im Oktober (-3.7%) trug diesbezüglich nicht zur Entspannung bei. Die am Markt grassierenden Hoffnungen auf tiefere Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) belasteten den Euro zusätzlich. Unserer Meinung nach ist allerdings sehr viel davon bereits im Wechselkurs zum Schweizer Franken eingepreist, weswegen wir mittelfristig von einer Seitwärtsbewegung des Währungspaares ausgehen.

 

Anlegerhoffnungen befeuern Bitcoin-Kurs

Fast 44'500 US-Dollar kostete der Bitcoin zu Wochenmitte. Damit hat die Krypto-Währung gegenüber Anfang Jahr rund 160% an Wert zugelegt. Allein seit Mitte Oktober waren es über 60%. Wesentlichen Anteil an der Rally hat die Zuversicht der Investoren hinsichtlich einer baldigen Zulassung eines ersten börsengehandelten Krypto-ETFs in den USA. Trotz der deutlichen Aufwärtsbewegung notiert der Krypto-Primus aber immer noch gut ein Drittel unter seinem Allzeithoch.

 

China droht Bonitätsabstufung

Die US-Ratingagentur Moody’s hat ihren Ausblick für Chinas Bonität von «stabil» auf «negativ» gesenkt. Grund ist zum einen der kriselnde Immobiliensektor rund um Evergrande. Hongkongs Oberstes Gericht hat dem insolventen Baukonzern einen erneuten, wohl aber letzten Aufschub für seinen Sanierungsplan gewährt. Zum anderen sieht Moody’s in der hohen Verschuldung vieler Kommunalverwaltungen und Staatsfirmen Risiken für das Wirtschaftswachstum. Mit der Senkung des Bonitätsausblicks droht China nun der Verlust seines bisherigen A1-Ratings.