«Nachhaltiges Anlegen ist investieren, nicht spekulieren»

Wer nachhaltig anlegt, verzichtet nicht auf Rendite und ist auch für Krisensituationen besser gewappnet. Weshalb das so ist und worauf Anleger bei der Auswahl achten sollen, erklärt Erol Bilecen, Experte für Nachhaltige Anlagen bei Raiffeisen Schweiz, im Interview.

Interview mit Erol Bilecen, Experte nachhaltige Anlagen Raiffeisen Schweiz

Herr Bilecen, wieso sollen Anleger nachhaltig investieren?

E. B.: Im Grunde gibt es drei Motive. Erstens: Sie wollen das Risiko-Ertrags-Profil Ihrer Anlagen verbessern. Eine Vielzahl von wissenschaftlichen Studien belegt diesen Effekt insbesondere über längere Zeiträume. Der zweite Grund ist der offensichtlichste: Ein gutes Gewissen. Mit nachhaltigen Anlagen investiert man entsprechend seiner persönlichen Werte und Überzeugungen. Insbesondere für Eltern ist es wichtig zu wissen, dass sie beim Anlegen keinen negativen Einfluss auf die Welt nehmen, in der sie und ihre Kinder später leben werden. Das dritte Motiv kann sein, dass ein Anleger über die rein finanzielle Rendite hinaus auch eine positive ökologische oder soziale Wirkung erzielen möchte. 

Worin unterscheiden sich nachhaltige von konventionellen Anlagen?

Nachhaltiges Anlegen unterscheidet sich vom konventionellen Anlegen zumindest nicht vom Ziel her: Bei beiden Ansätzen wählt man jene Wertpapiere aus, die finanziell besonders attraktiv erscheinen. Während dies bei konventionellen Anlagen oft bereits genügt, klopft man bei nachhaltigen weiter ab. Ein nachhaltiger Portfoliomanager fragt sich: Welches Unternehmen macht sich Gedanken über zukünftige Entwicklungen – insbesondere soziale und ökologische – die wieder auf das Unternehmen zurückwirken? Das Prinzip lautet: möglichst wenig Ärger, möglichst viel Potenzial. Denn nachhaltiges Anlegen ist investieren, nicht spekulieren.

Noch fehlen die Standards. Auf was sollten Anleger achten?

In der Tat: Es gibt noch nicht den einen Standard für nachhaltiges Anlegen. Bis es eines Tages so weit ist, sollten sich Anleger vor allem zwei Dinge genauer anschauen. Erstens: Hat der jeweilige Anbieter von nachhaltigen Anlagen das entsprechende Know-how? Bei Anbietern, die schon lange in diesem Bereich unterwegs sind und dementsprechend angelegte hohe Kundenvermögen ausweisen können, liegt das zum Beispiel nahe. Zweitens: Legt der Anbieter den Prozess und die Kriterien transparent dar, wie bei der Nachhaltigkeitsanalyse konkret vorgegangen wird. Ein gutes Qualitätskriterium bietet hier das Europäische Transparenzlogo für Nachhaltigkeitsfonds. Zentral ist vor allem, dass die Nachhaltigkeitsanalyse «bissig» ist: Bei unserem Raiffeisen Futura-Ansatz werden zum Beispiel nur rund 40 Prozent der untersuchten Unternehmen als nachhaltig eingestuft. Es braucht eben auch einen gewissen Mut, um die Spreu vom Weizen zu trennen.

Im März 2021 ist der EU-Aktionsplan zur Finanzierung von nachhaltigem Wachstum in Kraft getreten. Hat sich dadurch auch in der Schweiz etwas verändert?

Der Plan hat einen Leuchtturmcharakter, dessen Sogwirkung sich auch die Schweiz nicht entziehen kann. Gerade die sogenannte Taxonomie, eine Systematik, mit der die Nachhaltigkeit von Unternehmen bestimmt werden kann, könnte sich zum globalen Exportschlager entwickeln. Diese befindet sich aber noch im Aufbau. Der Bundesrat hat bereits im Juni 2020 einen Bericht und Leitlinien zur Nachhaltigkeit im Finanzsektor verabschiedet: Der Schweizer Finanzplatz soll seine Position als führender Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen weiter stärken. Seitdem ist Nachhaltigkeit auf der Agenda der Branche ganz nach oben gerutscht. Aber auch der Bund selbst ist nicht untätig geblieben und hat beispielsweise im August 2022 die Emission von grünen Staatsanleihen für den Herbst angekündigt. 

Haben Sie zum Schluss noch einen konkreten Tipp für Anleger?

Wichtig ist vor allem eines: Nachhaltigkeit ist auch – oder gerade – beim Anlegen ein Marathon, kein Sprint. Um ein altes Sprichwort zu zitieren: Geduld bringt Rosen.

Erol Bilecen, Experte Nachhaltige Anlagen Raiffeisen Schweiz

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