Korrekturen schaffen Opportunitäten

Nach einem turbulenten Börsenjahr bleibt die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten unsicher. Für die Schweizer Börse hängt vieles von der weiteren konjunkturellen Entwicklung in den USA und Europa ab. Wer sein Portfolio optimal auf das volatile Marktumfeld ausrichtet, findet 2023 in allen Anlageklassen Renditechancen.

Talfahrt durch das Jahr 2022

2022 ging es an den Börsen vor allem abwärts. Nach dem Allzeithoch zu Jahresbeginn kam es zu schmerzhaften Kurskorrekturen. Hauptursache der wiederholten Rückschläge war die zunehmende Straffung der Geldpolitik durch die Notenbanken, um die rasch anziehende Inflation abzubremsen. Die Teuerung wurde durch den Krieg in der Ukraine zusätzlich befeuert: Die Energie- und Rohstoffpreise schossen in die Höhe. 

Rückschläge über alle Anlageklassen hinweg

Betroffen von den Turbulenzen waren alle Anlageklassen – von Aktien über Anleihen bis hin zu Immobilien. «Nicht einmal eine breite Diversifikation schützte im letzten Jahr vor Rückschlägen», sagt Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer (CIO) von Raiffeisen Schweiz. «Selbst Anlegerinnen und Anleger, die aus Risikoüberlegungen in Obligationen investiert hatten, wurden negativ überrascht.»

Auch bei Immobilienfonds kam es zu markanten Einbussen. Mit einem Minus von 16 Prozent ist der Immobilienindex in der Schweiz etwa gleich stark eingebrochen wie der Aktienmarkt. Dabei handelte es sich jedoch um eine klassische Bewertungskorrektur, wie Geissbühler erklärt: «Die in den Fonds enthaltenen Immobilien haben nicht an Wert verloren. Vielmehr sind die Agios gesunken – also die Aufschläge zum Verkehrswert.»

Märkte bleiben im ersten Halbjahr volatil

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten werden noch eine Weile anhalten, ist Matthias Geissbühler überzeugt: «Die Volatilität dürfte hoch bleiben. Im ersten Halbjahr erwarten wir weitere Korrekturen.» Doch so unsicher die aktuelle Situation ist – der Raiffeisen Anlagechef wittert auch Chancen: «Gerade für Schweizer Anlegerinnen und Anleger könnte 2023 das Jahr der Opportunitäten werden.» Gemäss Matthias Geissbühler ist die Schweiz ein Sonderfall: Die Inflation ist deutlich geringer als im Ausland und eine Rezession ist eher unwahrscheinlich.

Dennoch hängt auch die weitere Entwicklung der Schweizer Börse primär von der Konjunktur in den USA und Europa ab. Die meisten Analysten rechnen für 2023 mit einem durchschnittlichen Wachstum der Unternehmensgewinne von 5 bis 6 Prozent. Dies setzt aber ein «Soft Landing» voraus – das heisst, das Wirtschaftswachstum bleibt moderat, ohne ins Negative zu kippen. Sollte es hingegen zu einer Rezession kommen, dürften die Gewinne der Firmen zweistellig einbrechen. 

Bei dividendenstarken Qualitätstiteln tun sich Chancen auf

Bei einer Verschlechterung der Konjunktur dürften vor allem Titel von stark verschuldeten Unternehmen Federn lassen: «Die Kombination aus höheren Refinanzierungskosten und nachlassender Wirtschaftsdynamik ist toxisch», bemerkt Matthias Geissbühler. Doch auch Unternehmen mit soliden Bilanzen haben es in den nächsten Monaten schwer. Insbesondere Firmen, die über keine oder nur eine geringe Preissetzungsmacht verfügen und damit dem Margendruck ausgeliefert sind, werden einen Gewinnrückgang verkraften müssen.

Vor diesem Hintergrund sind die Gewinnerwartungen der Analysten zu optimistisch, ist Matthias Geissbühler überzeugt. Das Basisszenario von Raiffeisen geht deshalb vielmehr von stagnierenden Unternehmensgewinnen aus. Eine entsprechende Gewinnrevision hätte an den Aktienmärkten erneut Kurskorrekturen zur Folge. Um von solchen Rücksetzern profitieren zu können, empfiehlt sich taktisch eine leicht erhöhte Liquiditätsquote. Zudem sollten Anleger den Fokus auf dividendenstarke, defensive Qualitätstitel legen.

Obligationen bieten wieder positive Realrenditen

Wie schon im Vorjahr legt das Chief Investment Office von Raiffeisen auch 2023 den Fokus auf Qualität: «Für uns steht weiterhin die Schuldnerqualität der Firmen im Vordergrund – sowohl bei Aktien als auch Obligationen», sagt Matthias Geissbühler. Letztere bieten aufgrund der gestiegenen Zinsen auch für Schweizer Anlegerinnen und Anleger erstmals seit langem wieder Renditechancen, nachdem es im Tiefzinsumfeld fast unmöglich war, mit Schweizer-Franken-Anleihen eine positive Rendite zu erzielen. 

Die geringe Teuerung erweist sich als Vorteil: Für dieses Jahr wird in der Schweiz eine Inflation von rund 2,5 Prozent erwartet. 2024 könnte sie auf 2 Prozent oder tiefer sinken. «Wer eine Obligation mit einer Nominalrendite von 2,5 Prozent kauft, erzielt nach Abzug der Inflation mittelfristig eine positive Realrendite. Das gab es schon lange nicht mehr», stellt Geissbühler fest.

Gold und Immobilien stützen das Portfolio weiterhin

Auch beim Gold sind die Aussichten positiv. 2022 belasteten der robuste Dollar und die Zinserhöhungen die Performance des Edelmetalls. Diese Faktoren sollten sich nun abschwächen – zumal die Nachfrage stark zunimmt: Im dritten Quartal 2022 wurden rekordverdächtige 400 Tonnen Gold gekauft. «Dieser Trend dürfte anhalten. Deshalb bleibt Gold als Beimischung interessant», sagt Matthias Geissbühler.

Weiterhin eignen sich auch Immobilienfonds, um das Portfolio zu diversifizieren. Nach den starken Kurskorrekturen im Vorjahr ist Geissbühler zuversichtlich, dass sich die Schweizer Immobilienfonds in diesem Jahr gut halten. «Die stark gefallenen Agios werden nun wieder anziehen», begründet er seine Zuversicht.

Standortbestimmung nach dem Stresstest

Die letzten Monate waren ein Stresstest für das Nervenkostüm der Anlegerinnen und Investoren. Manche sind aufgrund der Turbulenzen verunsichert und stellen ihre Anlagestrategie infrage. Matthias Geissbühler stellt fest, dass wir uns beim Anlegen gerne selbst überschätzen: «Viele glauben, sie würden Rückschläge gut verkraften, bekommen bei starken Kurskorrekturen dann aber doch kalte Füsse und möchten verkaufen.» Doch gerade in turbulenten Phasen ist es wichtig, an der definierten Anlagestrategie festzuhalten.

Der Jahresbeginn ist ein guter Zeitpunkt, um innezuhalten und die persönliche Risikobereitschaft zu hinterfragen. Auch sollte die eigene Risikofähigkeit mit Blick auf die aktuelle Vermögenssituation regelmässig auf den Prüfstand gestellt werden. Das turbulente Marktumfeld verlangt zudem nach einer eingehenden Analyse von Chancen und Risiken. Das neue Anlagejahr bietet Opportunitäten über alle Anlageklassen hinweg. Nutzen lassen sich diese nur mit einem ausgewogenen Portfolio.

  

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