

Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche
Die Situation um die Schuldenobergrenze in den USA ist gelöst. Zudem ist mit dem Thema Künstliche Intelligenz die nächste Börseneuphorie ausgebrochen. Gleichzeitig trüben sich die konjunkturellen Aussichten weiter ein.
Chart der Woche
Fussball- und Anleger-Emotionen
Kursentwicklung BVB-Aktie, in Euro
Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office
Fussball bedeutet Spannung und Emotionen, auf dem Platz genauso wie auf den Zuschauerrängen. Paradebeispiel war vergangenes Wochenende die deutsche Bundesliga. Bayern München sicherte sich den Titel erst im letzten Spiel – in der 89. Minute. Das war so nicht erwartet worden. Vor dem letzten Spiel der Saison zeichnete sich ein Titelgewinn von Borussia Dortmund ab, was sich auch am Aktienkurs der BVB-Valoren zeigte. Auf den Kurssprung von rund 30% folgte dann aber die Ernüchterung. Ein richtiger Fan wird die Valoren deshalb nicht verkaufen, denn Fussball-Aktien bleiben vor allem eins: Liebhabertitel.
Aufgefallen
Türkische Lira im Sinkflug
Nach dem Wahlsieg des amtierenden türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist die türkische Lira unter Druck geraten. Sie verlor gegenüber dem Franken 3.8%. Seit Anfang Jahr summiert sich das Minus auf 12.7%.
Auf der Agenda
Schweizer Inflation
Am 5.Juni veröffentlicht das Bundesamt für Statistik die aktuellen Daten zum Landesindex der Konsumentenpreise (LIK).
Erfreulicher Start in den Juni
Nach einem schwachen Monatsausklang ist der Swiss Market Index (SMI) mit einem Plus in den Juni gestartet. Dabei ist die Nachrichtenlage bei den Unternehmen ruhig. Für Erleichterung sorgte die Aussage der Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter, dass die Bundesgarantie in der Höhe von 100 Milliarden Franken für die Rettung der Credit Suisse vollständig zurückbezahlt wurde. Die Aktien von Lonza waren gefragt, nachdem das Pharmaunternehmen die Übernahme der niederländischen Synaffix bekannt gegeben hat. Einen erfolgreichen Jahresabschluss hat zudem der Pharmazulieferer Dottikon präsentiert. Im per Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr legte der Umsatz um knapp 27% zu, der Gewinn kletterte gar um 48%.
Trübe Aussichten für die Schweizer Industrie
Der Einkaufsmanagerindex der Schweizer Industrie ist im Mai um 2.1 Punkte auf 43.2 Zähler gesunken. Damit sendet er zum fünften Mal hintereinander ein Zeichen der Wachstumsabschwächung, denn Werte unter 50 signalisieren eine Kontraktion. Diese Einschätzung deckt sich mit den vom Bundesamt für Statistik (BFS) erhobenen Detailhandelsumsätzen. Diese sind im April sowohl gegenüber dem Vorjahr als auch dem Vormonat zurückgekommen. Obwohl die Löhne laut einer Schätzung des BFS 2023 um 1.8% steigen, dürfte die Inflation den höheren Verdienst wegerodieren. Ebenfalls ein düsteres Bild malt der KOF-Konjunkturbarometer, wonach sich die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft stärker eintrüben, als erwartet. Im Gegensatz zur aktuellen Erhebung sendet der private Konsum innerhalb des Konjunkturbarometers ein positives Signal.
Erhöhung des hypothekarischen Referenzzinssatzes
Per 1. Juni wurde der hypothekarische Referenzzins von 1.25% auf 1.5% erhöht. Es ist der erste Anstieg seit seiner Einführung im Jahr 2008. Die Mieten dürften – je nachdem auf welchem Referenzzinssatz der Mietvertrag beruht – ab dem 1. Oktober um rund 3% anziehen, was die Inflation entsprechend antreiben wird. Aufgrund der gestiegenen Zinsen ist bereits im Dezember 2023 mit einer weiteren Anhebung des Referenzzins und damit der Mieten zu rechnen. Aus Anlegersicht ist das erfreulich, denn steigende Mieten bedeuten höhere Einnahmen. Diese dürften die nachlassende Preisdynamik wettmachen. Wir halten deshalb an unserem Übergewicht in Immobilien fest.
Gefragte Technologietitel
Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit in aller Munde und beflügelt den Technologiesektor. Investoren schielen diesbezüglich besonders auf den Halbleiterhersteller Nvidia. Die Titel haben seit Anfang Jahr rund 170% zugelegt, sind diese Woche zwischenzeitlich auf ein Allzeithoch gesprungen und haben erstmals eine Marktkapitalisierung von einer Billion US-Dollar erreicht. Im Fahrwasser legten auch die Konkurrenten Intel und Qualcomm zu. In der Schweiz profitieren vor allem die Valoren des Vakuumventilherstellers VAT von diesem Trend, sie haben sich seit Anfang Jahr um 47% verteuert. Bei aller Euphorie sollte allerdings beachtet werden, dass derartige Kurssprünge auch bedeuten, dass die Erwartungen an die Unternehmen und damit das Enttäuschungspotenzial steigen. Zudem werden Gewinnmitnahmen wahrscheinlicher.
US-Schuldenobergrenze wird erhöht
Nachdem sich der US-Präsident Joe Biden und der republikanische Parlamentschef Kevin McCarthy auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze geeinigt haben, hat auch der Kongress dem Deal zugestimmt. Damit wird ein Zahlungsausfall vermieden. Die Aktienmärkte dürften zumindest kurzfristig positiv auf den Entscheid reagieren. Eine langfristige Lösung wurde mit dem Deal allerdings nicht gefunden. Vielmehr haben sich die USA damit in erster Linie rund zwei Jahre Zeit gekauft.
Publikation «Marktkommentar»