Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Die US-Notenbank Fed will hinsichtlich ihrer weiteren Geldpolitik behutsam vorgehen. Das befeuert die Hoffnung der Anleger, dass die Leitzinsen ihren Zenit erreicht haben. Die Aktienmärkte setzen ihre Erholung fort.

Chart der Woche

Unterschiedliche Ausgangslage

Kursentwicklung Alibaba vs. Amazon, indexiert

Unterschiedliche Ausgangslage

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Beim US-Technologieriesen Amazon läuft es dieses Jahr dank des Hypes um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) rund. Die Aktie notiert gut 70% höher als Anfang Januar. Ganz anders beim chinesischen Konkurrenten Alibaba. Dessen Papiere stehen über 10% im Minus. Hauptgründe sind die strenge Regulierung im Reich der Mitte sowie die Schwierigkeiten im Cloud-Geschäft infolge des amerikanisch-chinesischen Handelskonfliktes. Eines haben aber beide Unternehmen gemeinsam: Mit dem anstehenden Cyber-Monday beginnt für sie die wichtigste Zeit im Jahr.

Aufgefallen

Im freien Fall

Die Aktie des Pharmakonzerns Bayer hat in den letzten acht Jahren über drei Viertel ihres Werts verloren. Aktuell notiert sie auf einem 17-Jahres-Tief. Grund dafür sind ein erneuter Rückschlag im Glyphosat-Prozess sowie der Studienabbruch bei Bayers grösstem Medikamenten-Hoffnungsträger Asundexian.

Auf der Agenda

Hypothekarischer Referenzzinssatz

Am 1. Dezember publiziert das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) den neuen Referenzzinssatz. Eine Anhebung von 1.50% auf 1.75% würde eine weitere, breite Mietzinserhöhung nach sich ziehen.

Aktienmärkte schalten einen Gang zurück

Die Stimmung an den Börsen ist vor dem Hintergrund der konjunkturellen Risiken bemerkenswert gut. So bewegt sich das Verhältnis aus «Bullen» und «Bären» sogar auf einem leicht euphorischen Niveau. Der Volatilitätsindex VIX notiert so tief wie letztmals Mitte September. Entsprechend setzten die Aktienmärkte ihren Aufwärtstrend über weite Strecken fort, wenn auch weniger schwungvoll als in den Vorwochen. Hauptkurstreiber war erneut die Hoffnung der Anleger, dass die Leitzinsen im nächsten Jahr sinken werden. Die jüngsten Sitzungsprotokolle der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) deuteten derweil eine vorsichtigere Gangart der Währungshüter an. Aufgrund tieferer Kapitalmarktzinsen war dieser Tage denn auch Gold gefragt. Der Preis für das gelbe Edelmetall kletterte zeitweise bis auf 2'005 US-Dollar pro Unze. Unternehmensseitig war die Nachrichtenlage hierzulande eher dünn. Der Hörgerätehersteller Sonova verzeichnete unter anderem wegen des starken Schweizer Frankens im ersten Semester auf Umsatz- wie auch Gewinnebene einen deutlichen Rückgang. In der Folge kassierte das Unternehmen seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2023/24. Ernüchternde Zahlen legte die Privatbank Julius Bär vor. Der Nettoneugeldzufluss hat sich im dritten Quartal verlangsamt, die Bruttomarge ist zurückgegangen. Obendrauf setzte es wegen höheren Kreditabschreibungen eine Gewinnwarnung. Der Pharmariese Roche möchte derweil bei der Medikamentenentwicklung auf Künstliche Intelligenz (KI) setzen und kündete daher eine Kooperation mit Nvidia an.

 

Nvidia reitet auf der KI-Welle

Der Chipproduzent Nvidia hat dank des Hypes um KI den Umsatz im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr verdreifacht. Wegen der verschärften US-Auflagen für Chip-Exporte nach China waren allerdings die Aufträge von dort rückläufig. Die Aktie reagierte auf das Ergebnis mit leichten Abschlägen. Angesichts eines Kursplus von gut 240% im laufenden Jahr scheint die KI-Story weitgehend eingepreist zu sein. Anleger sollten deshalb vorsichtig sein. Es wäre nicht das erste Mal, dass auf eine Kursexplosion eine Korrektur folgt. Bestes Beispiel ist der Videokonferenzdienst Zoom. Im Zuge des pandemiebedingen Homeoffice-Booms hatte sich sein Aktienkurs 2020 fast verzehnfacht. Diese Übertreibung hat sich mittlerweile aber wieder komplett abgebaut. Selbst die zuletzt deutlich über den Erwartungen liegenden Quartalszahlen liessen die Investoren kalt.

 

Gefragte Eidgenossen

Anfang November warfen 10-jährige Bundesobligationen eine Rendite von rund 1.15% ab. Diese Woche waren es zeitweise noch 0.91% und damit so wenig wie zuletzt vor knapp zweieinhalb Monaten. Grund dafür dürfte zum einen sein, dass viele Marktteilnehmer davon ausgehen, dass der Zinsgipfel erreicht ist. Zum anderen sind Staatsanleihen angesichts des unsicheren Marktumfeldes und der seit Sommer 2022 stark gestiegenen Zinsen so gesucht wie lange nicht mehr.

 

Aussenhandel im Rückwärtsgang

Die Ausfuhren der Schweizer Wirtschaft sind im Oktober gegenüber dem Vormonat um 10.7% gesunken. Hauptverantwortlich für das Minus waren die chemisch-pharmazeutischen Produkte. Die Uhrenindustrie schlägt sich indes trotz der schwächelnden Weltwirtschaft wacker. Sie könnte 2023 sogar den vorjährigen Exportrekord von 24.8 Milliarden Franken knacken. Überraschend stark entwickelten sich die Gold-Exporte: Sie kletterten auf den höchsten Stand seit letztem Mai.

 

Achtung, fertig, Shopping!

Mit dem Black Friday ist die vorweihnachtliche Schnäppchenjagd eröffnet. Laut einer Umfrage des Detailhandelsverbands NRF (National Retail Federation) planen die Verbraucher in den USA ähnlich hohe Ausgaben wie im Schnitt in den letzten fünf Jahren. Wegen der Inflation dürfte aber das Volumen sinken. In der Schweiz wollen gemäss der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) nur noch 41% am Black Friday zuschlagen – im letzten Jahr waren es noch 48% – und im Schnitt auch weniger ausgeben.