Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Die Übernahme der Grossbank Credit Suisse durch die UBS überschattet das aktuelle Börsengeschehen. Dabei bleiben hohe Inflationsraten und restriktive Geldpolitik die eigentlichen Herausforderungen der Weltwirtschaft.

Chart der Woche

Krise beflügelt Gold

Goldpreis in US-Dollar je Unze

Krise beflügelt Gold

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Gold zeigt sich einmal mehr als Fels in der Brandung in stürmischen Zeiten. Angesichts der Turbulenzen im Bankensektor sind die Diversifikationseigenschaften des gelben Edelmetalls gesucht. Sein Preis kletterte diese Woche auf über 2’000 US-Dollar pro Unze: Jahreshöchst und zugleich höchster Stand seit März 2022. Mit einem Plus von rund 10% gehört Gold zu den stärksten Anlageklassen im laufenden Jahr. Wir setzen aufgrund des unsicheren Marktumfeldes anlagetaktisch bereits seit längerem auf ein Übergewicht beim Edelmetall.

Aufgefallen

Gamestop schreibt Gewinn

Als Meme-Aktie erlangte Gamestop Berühmtheit. Nun hat die Verkäuferin von Computerspielen erstmal seit zwei Jahren einen Quartalsgewinn erzielt, worauf sich die Titel um 35% verteuerten.

Auf der Agenda

Detailhandelsumsätze

Am 31. März publiziert das Bundesamt für Statistik (BFS) die Detailhandelsumsätze für den Februar. Dann zeigt sich, wie stark die Inflation auf dem Konsum lastet.

Credit Suisse bestimmt die Börsenwoche

Die Börse zeigt sich bei der Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS emotionslos. Der Kaufpreis wird als günstig beurteilt, also steigt der Wert der UBS-Valoren. Schon möglich, dass mit dem gewählten Zwangsverkauf eine grössere Finanzkrise vermieden werden konnte. Dennoch gibt es so gut wie keine Gewinner. Unter anderem dürften viele Mitarbeiter ihre Stelle verlieren, tausende Aktionäre haben hohe Verluste erlitten und Gläubiger von AT1-Obligationen gehen leer aus. Aus Anlegersicht zeigen die Marktverwerfungen allerding einmal mehr, wie wichtig eine ausreichende Diversifikation ist. Trotz des Kurssturzes der CS-Valoren von rund 50% gegenüber dem Schlusskurs von vergangenem Freitag, handelt der breite Schweizer Markt weitgehend unverändert.

Das liegt auch daran, dass die Nachrichtenlage der Unternehmen verhältnismässig ruhig war. So fiel der Gewinn des Anlagespezialisten Partners Group im vergangenen Jahr gegenüber 2021 um 31% auf gut eine Milliarde Franken. Da sich der Wert der Aktie seit ihrem Höchststand bereits mehr als halbiert hat und die Prognose für das laufende Jahr bestätigt wurde, reagierte die Börse positiv auf den Zahlenkranz. Ein gutes Geschäftsjahr hat der in den USA kotierte Zürcher Schuh- und Sportartikelhersteller On hinter sich. Das Unternehmen konnte den Umsatz 2022 um fast 70% steigern und ist in die Gewinnzone gerutscht. Im laufenden Jahr strebt On ein Umsatzwachstum von 40% an. Bei der Online-Apotheke Zur Rose stabilisiert sich zwar das Geschäft, allerdings dürfte die operative Gewinnschwelle erst 2024 erreicht werden.

 

SNB hebt Zinsen und hat Devisen verkauft

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Donnerstag den Leitzins wie erwartet um 0.5 Prozentpunkte auf 1.5%angehoben. Wir gehen davon aus, dass dies bis auf weiteres der letzte Zinsschritt der SNB war. Während die Aktienmärkte zunächst mit Abgaben auf den Entscheid reagierten, neigte der Franken zur Stärke. Aus dem diese Woche publizierten Geschäftsbericht der SNB geht zudem hervor, dass sie im abgelaufenen Jahr netto für 22.3 Milliarden Franken Fremdwährungen verkauft hat. Durch dieses Vorgehen stärkte sie vor allem im vierten Quartal die hiesige Valuta und bekämpft so die Inflation, weil sich importierte Güter vergünstigen. Mit diesen Fremdwährungsverkäufen drehte die SNB den Trend der vergangenen Jahre, als sie am Markt als Devisenkäuferin aufgetreten war. 2021 kaufte sie im Umfang von 21.1 Milliarden, 2020 sogar für fast 110 Milliarden Franken ausländische Währungen. Damals noch, um den Franken zu schwächen.

 

US-Notenbank erhöht Leitzins und äussert sich weniger restriktiv

Im Kampf gegen die Inflation hat die US-Notenbank Fed ihren Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf ein Zielband von 4.75% bis 5.0% angehoben. Es war der neunte Zinsschritt in Folge. Bis Ende Jahr rechnen die Währungshüter noch mit einem weiteren Schritt von 25 Basispunkten. Obwohl die Fed, gemäss eigenen Aussagen an eine Pause gedacht habe, steht die Eindämmung der Teuerung an oberster Stelle, weshalb sie sich letztlich doch für einen weiteren Zinsschritt entschieden hat. Die Börsen reagierten mit einem Taucher auf die jüngsten Aussagen, hatten sie doch mit einer Lockerung der Geldpolitik gerechnet.

 

Grossbritannien kämpft gegen die Inflation

In Grossbritannien ist die Inflation im Februar von 10.1% auf 10.4% gestiegen. Erwartet wurde vom Markt ein Rückgang auf 9.9%. Treiber der Teuerung sind unter anderem die Preise für Nahrungsmittel und nicht-alkoholische Getränke, die sich gegenüber dem Vorjahr um 18.2% verteuerten. Aber auch die Kerninflation, ohne Energie und Lebensmittel, kletterte von 5.8% auf 6.2%. Es verwundert daher nicht, dass die britische Notenbank (Bank of England, BoE) an ihrer restriktiven Zinspolitik festhält und die Zinsen diese Woche ebenfalls um 25 Basispunkte auf 4.25% erhöht hat.