«Investiere nur in eine Aktie, deren Geschäft du auch verstehst»

Wie viel Wahrheit steckt in der Börsenweisheit «Investiere nur in eine Aktie, deren Geschäft du auch verstehst»? Das erklärt Ihnen Paul Hirschi, Leiter Investment Advisory bei Raiffeisen Schweiz, im Interview.

Das Zitat stammt vom wohl berühmtesten Investor und einer der reichsten Personen der Welt: Warren Buffett. Neben seinen über Jahrzehnte hinweg erfolgreichen Anlageentscheidungen wurde er aufgrund seiner «einfachen Anlageregeln» zur lebenden Börsenlegende.

Herr Hirschi, was bedeutet diese Börsenweisheit?

P. H.: Die Bedeutung der Weisheit ist relativ klar: Man sollte nur in Unternehmen investieren, deren Geschäftsmodell man grundsätzlich versteht und bei denen man von der langfristigen Konkurrenzfähigkeit überzeugt ist.

Wie hoch ist der Wahrheitsgehalt der Weisheit?

Die Aussage liefert im Allgemeinen eine wichtige Orientierungshilfe für Anleger. Ein sehr gutes Beispiel für deren Wahrheitsgehalt liefert Buffet gleich selbst: Er hat Technologieaktien jahrelang gemieden, weil er ihr Geschäft nicht verstanden hat. In den letzten Jahren hat er sich jedoch teilweise von seinem Credo entfernt und im Jahr 2011 im grossen Stil in den Tech-Gigant IBM investiert. Ein Investment, das dann auch prompt schief ging. Mittlerweile hat der Starinvestor fast seine gesamten Anteile abgestossen und dabei deutliche Verluste eingefahren. Das über einen Zeitraum, in dem sich der amerikanische Aktienmarkt mehr als verdoppelt hat. Trotzdem sollte man an dieser Stelle auch erwähnen, dass diese Strategie Nachteile bringen kann. Dann zum Beispiel, wenn es darum geht, Opportunitäten zu nutzen und in neue Technologien und Trends zu investieren – neue Entwicklungen mit denen man meistens nicht wirklich vertraut ist. Die Weisheit gilt ganz allgemein fürs Investieren – ein Anleger sollte nicht nur nicht in eine Gesellschaft investieren, deren Geschäft er nicht versteht, er sollte auch nie in ein Produkt investieren, dessen Funktionsweise er nicht versteht.

Welchen Tipp haben Sie für Anleger im Hinblick auf diese Weisheit?

Es kann ganz schön zeit- und ressourcenintensiv sein, sich mit Unternehmen und deren Geschäftsmodellen zu beschäftigen und ihre Bilanz zu analysieren. Darum kann es sich bei Spezialgebieten lohnen in einen aktiven Fonds zu investieren und sich so Zugang zu Fachwissen zu verschaffen. In diesem Fall kümmern sich Experten um die gezielte Auswahl geeigneter Anlagen. Sie verfolgen die Entwicklungen und Trends im entsprechenden Thema und passen ihre Titelselektion der Marktentwicklung an. 

 Paul Hirschi - Leiter Investment Advisory