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Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Während ABB brilliert und seine Profitabilität ausbaut, spürt Tesla zunehmend Gegenwind. Die angespannte geopolitische Situation erhöht derweil die Nervosität der Anleger, was sich in einer gestiegenen Volatilität spiegelt.

Erhöhte Volatilität

Eine mögliche weitere Eskalation des Nahostkonflikts hängt wie ein Damoklesschwert über der Börse und hat im Wochenverlauf die Volatilität deutlich angekurbelt. Der Swiss Market Index (SMI) verbuchte am Dienstag mit -1.7% den grössten Kurssturz seit Oktober 2023. Mehrheitlich positive Signale sendet derweil die angelaufene Quartalsberichterstattung. Obwohl der Industriekonzern ABB mit einer unveränderten Umsatzentwicklung und einem rückläufigen Auftragseingang die Markterwartungen verfehlte, übertraf er die Schätzungen in puncto Profitabilität. Investoren dankten es mit einem deutlichen Kursplus. Ein vergleichbares Bild bietet der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler: Trotz geringerem Umsatz konnte der Gewinn gesteigert werden. In der Gunst der Anleger standen auch die Valoren des Gebäudetechnikers Arbonia, nachdem der Verkauf der Klimadivision vermeldet wurde. Der grösste Teil des Verkaufserlöses soll steuerfrei in Form einer Nennwertreduktion an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Beim Bauzulieferer Sika kletterte der Umsatz im ersten Quartal dank der Übernahme des Bauchemiegeschäfts von BASF um 13.8%. In einer ähnlichen Ausgangslage befindet sich die Industriegruppe Cicor. Aufgrund von Übernahmen stieg der Umsatz in den ersten drei Monaten um 11.8%. Ein Umsatzplus von 5.5% verbuchte die Onlineapotheke DocMorris. Da das Schweizer Geschäft an Migros verkauft wurde, ist das Unternehmen vor allem in Deutschland tätig. Positive Nachrichten vermeldete der Industriekonzern Sulzer. Der Bestellungseingang lag über den Erwartungen der Analysten. Zudem wurden die Prognosen für 2024 bestätigt. Die Aktien des Anbieters von Bankensoftware Temenos starteten mit einem Befreiungsschlag – ein Kursplus von 20% – in die Woche. Eine interne Untersuchung hat die Vorwürfe um Unregelmässigkeiten bei der Rechnungslegung zurückgewiesen. Diese wurden im Februar vom US-Investor Hindenburg erhoben und liessen den Kurs einstürzen.

 

Gemischte Zeichen von US-Banken

Die US-Investment Bank Goldman Sachs hat ihren Gewinn im ersten Quartal um 28% auf 4.1 Milliarden US-Dollar gesteigert. Ebenfalls überzeugt hat Morgan Stanley. Gut angekommen ist vor allem die Entwicklung in der Vermögensverwaltung und im Handelsgeschäft. Enttäuscht zeigten sich Anleger allerdings von den Quartalszahlen der Bank of America. Im Fokus standen dabei höher als erwartete Wertberichtigungen.

Robuste US-Wirtschaft

Der Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed spricht Klartext: Die konjunkturelle Situation in den USA befindet sich – trotz der anhaltend hohen Zinsen – in einer robusten Verfassung. Laut den Währungshütern hat sich die Wirtschaftsaktivität zuletzt sogar noch verbessert. Diese positive Einschätzung spiegelt sich auch in den Einzelhandelsumsätzen. Diese sind im März deutlich stärker angestiegen als erwartet. Sie bilden einerseits das Rückgrat der US-Konjunktur, drohen andererseits aber die Zinssenkungen weiter hinauszuschieben. Aktuell ist sich der Markt uneinig darüber, ob die Fed dieses Jahr ein- oder zweimal die Zinsen lockert. Diese Ungewissheit zeigt sich auch in der Bewegung der Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen. Sie kletterten im Wochenverlauf bis auf 4.7% – den höchsten Stand seit November des vergangenen Jahres –, haben in der Folge aber wieder etwas nachgegeben. Eine Fortsetzung des Aufwärtstrends an den Aktienmärkten wird aufgrund der Bremswirkung der höheren Zinsen zunehmend schwierig.

 

Tesla ist nicht mehr glorreich

Weiter unter Druck standen Tesla-Aktien. Der Elektroautobauer plant 10% seiner Belegschaft abzubauen. Damit reagiert das Unternehmen auf die schwächelnde Nachfrage und die zunehmende chinesischen Konkurrenz. Die Titel haben dieses Jahr 40% verloren, sind auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr gefallen und belegen performancetechnisch den zweitletzten Platz im S&P 500. Aus der Gruppe der «glorreichen Sieben» ist Tesla damit definitiv herausgefallen.

Auf der Agenda

SMI-Schwergewichte im Fokus

Kommende Woche steht im Zeichen der SMI-Schwergewichte. Während Nestlé und Roche ihre Erstquartals-umsätze publizieren, legt Novartis einen vollständigen Zahlenkranz vor.

Aufgefallen

Fertig Sport!

Der Markt für Sportartikel in der Schweiz schrumpft. Die Branchenvertreter setzten gemäss einer Studie des Marktforschungsinstituts GfK vergangenes Jahr 1.5% weniger um als 2022. Auch für das laufende Jahr sind die Aussichten eingetrübt.

Chart der Woche

Veränderte Erwartungen

Anzahl der erwarteten Leitzinssenkungen in den USA bis Ende Jahr

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Aktuell rechnet der Markt bis Ende Jahr nur noch mit knapp zwei Leitzinssenkungen der US-Notenbank Fed von je 25 Basispunkten. Seit Anfang Jahr haben sich die Erwartungen damit deutlich eingetrübt. Damals prognostizierten Anleger noch sechs Zinssenkungen. Diese Entwicklung kann mit einer restriktiveren Geld-politik gleichgesetzt werden. Eine solche bremst normalerweise die Wirtschaft und belastet die Bewertungen an den Aktienmärkten. Bislang ist das nicht eingetreten. Aber gerade das mahnt zur Vorsicht.

Publikation «Marktkommentar»

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